MFG - In was für einer Stadt leben wir eigentlich ...
In was für einer Stadt leben wir eigentlich ...


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

In was für einer Stadt leben wir eigentlich ...

Ausgabe 03/2020
… in deren Region der Kahlschlag bei Industriearbeitsplätzen mit unverminderter Härte weitergeht. Verlor St. Pölten im letzten Jahrzehnt durch das Schließen der Glanzstoff Fabrik, verschiedener Sparten bei Voith, dem Zusperren des Möbelherstellers Svoboda oder des Leiner Lagers fast 1.000 Arbeiter-Arbeitsplätze, so hat es nun den Traditionsbetrieb LAUFEN in Wilhelmsburg getroffen, wo 130 der 190 Arbeitsplätze abgebaut werden! Musste man schon in den 90ern den Abzug der Porzellansparte mit dem Klassiker Lilienporzellan (Daisy lässt grüßen) verdauen, so ist jetzt auch die Sanitärsparte Geschichte – die Produktion wird eingestellt, nur die LAUFEN-Österreich-Zentrale bleibt. Für Wilhelmsburg mit bislang ca. 1.900 Erwerbstätigen am Arbeitsort bedeutet der Aderlass natürlich eine Katastrophe oder, wie es Bürgermeister Rudolf Ameisbichler formulierte, einen „unerwarteten Schlag in die Magengrube.“  
… in der die Aufarbeitung der SWAP-Causa allmählich zu einem Ende kommt. So hat die Staatsanwaltschaft ihr Ermittlungsverfahren gegen den Bürgermeister und einen ehemaligen Finanzbeamten wegen des Verdachtes auf Untreue eingestellt. Die Reaktionen der Parteien darauf fielen erwartungsgemäß, wenngleich entbehrlich aus. So warf die SPÖ der ÖVP unanständiges Anpatzen und Denunzieren des Bürgermeisters vor, hatte diese doch 2016 mit einer Sachverhaltsdarstellung die Erhebungen ins Rollen gebracht – angesichts einer kolportierten Misere von 45 Millionen Euro ein durchaus legitimes Vorgehen, etwaige Verantwortung juristisch abzuklopfen.
Umgekehrt beklagte die ÖVP „Die großen Fische lässt man laufen, die kleinen zahlen die Zeche“ und stellte eine Voreingenommenheit der Justiz in den Raum – Beleg eines äußerst fragwürdigen Rechtsverständnisses für eine demokratische Partei.
… in der der SKN St. Pölten innerhalb von zweieinhalb Jahren mit Robert Ibertsberger bereits den sechsten Trainer präsentiert. Allmählich beschleicht einen das Gefühl, dass die Problemlage des Vereins nicht nur im Sportlichen, sondern auch im Management liegen könnte. Immerhin verpflichtet dieses Trainer und Spieler, abgesehen davon dass man mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerkes immer wieder mit Aktionen abseits des Platzes für Unruhe sorgt: Stichwort Transfersperre, eine abstruse Kooperation mit einem portugiesischen Zweitligisten, eine ungeschickt lancierte Logoveränderung samt Fan-Protesten, das Nichtziehen der Option auf den angeblich verletzten Taxis Fountas oder zuletzt die Forderung der Sponsoren nach einer externen Wirtschaftsprüfung. Ibertsberger soll kein „Feuerwehrmann“ sein, heißt es – eines solchen wird es aber bedürfen, für die Mannschaft  UND das Management.