MFG - Traumberuf Eventmanagerin?
Traumberuf Eventmanagerin?


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St. Pöltens gute Seite

Traumberuf Eventmanagerin?

Text Ruth Riel
Ausgabe 09/2011

Zurzeit erlebt die Eventmanagement-Branche einen regelrechten Boom. Viele Studiengänge, Kurse etc. werden dazu angeboten. Doch wie sieht der Beruf in Realität aus? Geht es wirklich nur darum, den Stars die Hände zu schütteln und Nächte lang durchzufeiern? Ein Bericht aus dem richtigen Leben von Beatpatrol Festival Produktionsleiterin Ruth Riel.

Freitag, 7.00 Uhr. Tag 1 des Beatpatrol Festivals in St. Pölten beginnt, nachdem gestern schon die Preparty bis 5 Uhr früh dauerte. Lange bevor die ersten Besucher auf das Festivalgelände strömen, sitze ich bereits im Büro, telefoniere, checke Listen, gebe Funksprüche durch, delegiere Trupps von A nach B. Der Showdown einer Planung, die das ganze Jahr über lief. Alle Aufbauten wie Bühnen, Gastrostationen, Bauzäune etc. sind bereits gestellt, das Leitsystem angebracht. Allein hierfür wurde über eine Woche hart gearbeitet. Zirka 100 Leute galt es beim Aufbau zu koordinieren. Die Spannung steigt zu „open doors“ hin unverkennbar an. Letzte Feinheiten werden abgestimmt. Ein Geländeplan noch hier aufgehängt, ein Zeltaufbau dort überprüft, eine letzte Kontrollfahrt auf den Campingplatz. Alles per Rad, die Distanzen sind groß.
Um 18.00 Uhr ist es schließlich soweit – die Tore werden geöffnet, die Besucher strömen aufs Gelände. Hoffentlich läuft alles wie geplant! Die ersten DJs nehmen ihre Arbeit auf den Bühnen auf, das Publikum ist sichtlich bestens gelaunt. Also mal Zeit, um ein Essen zu sich zu nehmen! Funkgerät und Handy immer dabei, selbstredend. Kaum das Essen bestellt, dringender Notruf. Also Essen zurückstellen und laufen! 
22.00 Uhr. Zweiter Essensversuch. Noch immer keinen Act live gesehen, geschweige denn im Backstagebereich vorbeigeschaut, um Hallo zu sagen. Essensaufnahme positiv. Am Weg zurück ins Büro treffe ich alte Freunde, doch für mehr als ein kurzes „Wie gehts?“ zwischen Tür und Angel bleibt keine Zeit. Kurzum, liebe Freunde: Nichts mit dem Klischee, demnach Veranstalter sich auf der VIP Tribüne mit ihren Freunden die Nacht um die Ohren hauen. Dabei hätte ich heute allen Grund zum Feiern, bin ich doch nach jahrelangem Studium endlich mit dem Magister-Titel versehen worden... Naja, feiern kann man ja auch später.
Blick auf die Uhr – es ist tatsächlich schon 4.00 Uhr! Zeit fürs Bett. Schließlich muss man am nächsten Tag wieder fit sein! SAMSTAG. Tag 2 beginnt wie Tag 1 geendet hat. Viele Funksprüche, unzählige Telefonate – Troubleshooting. Wenn mich wer fragt, was ich genau am Festival mache, sage ich: Produktionsleitung. Wenn dann jemand nachbohrt und wissen will, was denn ein Produktionsleiter genau macht, kann ich es eigentlich gar nicht so recht beantworten. Man ist überall und nirgends. Immer sieht man irgendwo Arbeit, immer muss man wo improvisieren, einteilen, koordinieren, Feuerwehr spielen – fix dazu gehören z.B. die Securities koordinieren, das Leitsystem laufend nachbessern, Bühenumbauten dirigieren, usw.
20.00 Uhr, erster Einbruch. Der Schlafmangel und die Anstrengungen machen sich schön langsam bemerkbar! Warum tu ich mir das eigentlich an? Keine Zeit darüber nachzudenken. Hallenöffnungszeit! Letzte Kontrolle: Securities stehen alle, die Gastro ist bereit – OK, das Publikum darf rein! Hoops – Handy im Büro vergessen, also wieder zurück, Handy schnappen. 23 Anrufe in Abwesenheit... ist doch gar nicht so schlimm! Anrufe abarbeiten – check. Jetzt könnte man doch mal zur Bühne gehen. Am Weg dorthin: Mängel entdeckt... Gaffa-Band löst alles! Aufeinmal gewaltiger Regenschauer aus dem nichts. Zurück ins Büro, umziehen. Gut, dass Grundausstattung wie Regenhose und Regenjacke bereit liegen.
01.00 Uhr Huch, jetzt dauert das Festival nurmehr sechs Stunden! Die meisten Besucher sind schon müde und fertig, kein Wunder, feiern sie ja immerhin schon drei Tage durch. Ich fühle mit ihnen. Meine Füße tun weh, die Müdigkeit ist wieder da. Die Mainacts sind vorbei, alles scheint geschafft. Die meisten Kollegen sind schon beim Feiern. Naja, stoßen wir halt mal mit einem Bierchen auf den Erfolg an! 5.00 Uhr. Ende. Schlafen. Sonntag, Abreisetag. Tagwache, 08.00 Uhr! Immerhin muss der Abbau koordiniert werden! Ich bin müde, fertig, aber dankbar. Darüber, dass es vorbei ist, aber v. a. darüber, dass es ein so schöner Erfolg war, die Besucher, die Künstler happy sind, good vibrations durch die Luft schwirren. Ein Gast deutet auf mein T-Shirt, auf dem der Slogan „The DJs were good, but the CREW was brilliant!“ prangt und hebt anerkennend den Daumen. Ich muss lächeln, fühle mich entspannt und geschmeichelt: Genau deshalb tue ich mir das an, weil es bei aller Anstrengung enorm viel Energie bringt, Freude und Freundschaft sowie die tiefe Befriedigung, dass es uns gemeinsam gelungen ist.  Und so freu ich mich nicht nur auf eine Mütze voll Schlaf, sondern schon auf Montag. Was wir da machen? Richtig – wir beginnen mit der Planung für das Beatpatrol Festival 2012, denn wie heißt es so schön: The Beat Goes On!