Zukunft am Ziegelofen
Text
Sascha Harold
Ausgabe
11/2025
Im Oktober hat die Stadt St. Pölten verkündet, dass in der Mülldeponie am Ziegelofen künftig keine Abfälle mit Geruchsemission behandelt werden sollen. Was steckt dahinter?
Keine Geruchsbelastung mehr durch die Deponie am Ziegelofen!“ So und ähnlich titelten mehrere Zeitungen Mitte Oktober. Hintergrund war eine Aussendung der Stadt St. Pölten, die von einer neuen Vereinbarung mit dem Betreiber, der Zöchling Abfallverwertung GmbH, schrieb, die in der Gemeinderatssitzung am 24. November beschlossen wurde. Demnach soll die „mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlage“ (MBA) stillgelegt und nur mehr Abfälle auf der Deponie behandelt werden, die keine Gerüche entwickeln.
Eine überraschende Entwicklung, ließ doch die Stadt als Reaktion auf die vergangenen Probleme mit der Deponie stets wissen, dass die Zuständigkeit beim Land liege. Das sei auch weiter so, heißt es vonseiten des Magistrats: „Die behördliche Aufsicht und Zuständigkeit liegt nach wie vor beim Land NÖ. Die Stadt – in Person von Bürgermeister Matthias Stadler – hat aber nicht nur mehrmals (vergebens) auf die Situation hingewiesen und Resolutionen verfasst, sondern wurde darüber hinaus auch selbst tätig: Im Rahmen der eigenen Möglichkeiten bedeutet das im konkreten Fall eine privatrechtliche Vereinbarung mit dem Betreiber“, so Pressesprecher Thomas Kainz.
Die Nachfrage beim Betreiber ergibt ein differenzierteres Bild. So kam die Initiative, die MBA stillzulegen, laut Zöchling GmbH gar nicht von der Stadt. „Der Vorschlag, künftig auf die Einbringung organischer Stoffe zu verzichten, wurde von uns an die Stadt herangetragen. Diese Initiative unsererseits, die zu einer deutlichen Reduktion von Geruchsemissionen führen wird, wurde von Seiten der Stadt begrüßt“, heißt es von Doris Nentwich, Sprecherin der Zöchling Abfallverwertung GmbH. Wie dem auch sei, der Verein Landeshauptstadt Luft, der in der Vergangenheit gegen die Geruchsbelästigungen durch die Deponie aufbegehrt hat, begrüßt die Entwicklungen jedenfalls. Bedenken äußert man dagegen wegen der Alternative, die statt der MBA kommen soll. In der Aussendung der Stadt vom Oktober heißt es nämlich weiter, dass stattdessen „eine Anlage zur Verfestigung von bestimmten Abfällen“ errichtet werden soll. Beim Verein Landeshauptstadt Luft schlägt man Alarm und zieht Vergleiche zu einer ähnlichen Anlage am Erzberg, die drastisch zeige, welchen Umfang eine solche Anlage haben könne.
Bei Zöchling wiegelt man ab, Gespräche bezüglich dieser Anlage würden aktuell erst laufen, konkretere Informationen gibt es (noch) nicht. Auch ein entsprechendes Genehmigungsverfahren beim Land, das vor der Errichtung einer solchen Anlage notwendig wäre, gibt es noch nicht. Ohnehin muss zunächst das laufende Sanierungsverfahren der Deponie (siehe MFG-Ausgabe 3/2025) abgeschlossen werden, bevor über eine anderweitige Nutzung der Anlage nachgedacht werden kann. Hier gibt es aktuelle Informationen seitens des Landes: „Im Rahmen eines sogenannten Großversuchs hat die Firma Zöchling mit der Sanierung der Deponie begonnen. Dabei werden mehrere tausend Tonnen bereits deponierter Abfälle ausgegraben, nachbehandelt, untersucht und anschließend bewertet, wie mit den jeweiligen Fraktionen zu verfahren ist“, so Leopold Schalhas, Leiter der Abteilung Anlagenrecht des Landes. Der Großversuch laufe noch bis Dezember 2025 und werde engmaschig von der Behörde kontrolliert. Abhängig vom Ergebnis wird vom Betreiber in diesem Jahr ein Sanierungskonzept mit detailliertem Ablauf- und Zeitplan erarbeitet.
Bis die Deponie am Ziegelofen also wieder in den Vollbetrieb geht – in welcher Form auch immer – dürfte noch viel Wasser die Traisen hinunterlaufen.



