MFG - Das Crazy!
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MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Das Crazy!

Text Johannes Reichl
Ausgabe 11/2025
„Und wieder ist Freitag der 13.“, lautete dereinst die Fortsetzung eines legendären Horrorschockers. Okay so schlimm wird’s schon nicht werden – wenngleich manchen nach der ÖVP-Version des Filibusterns mit 33 Dringlichkeitsanträgen im letzten Gemeinderat sowie dem SP-Todesstoß für den Live-Stream durchaus ein bisschen vorm Wahlkampf gruselt. Wie auch immer, die St. Pöltner Gemeinderatswahl geht am 25. Jänner in ihre 17. Fortsetzung seit 1945. Der Plot dafür scheint nach dem üblichen Muster gestrickt zu sein, Arbeitstitel: „Matthi gegen den Rest der Welt“. Während die Opposition zum Halali auf die rote Absolute bläst, möchten die Genossen selbige, welch Überraschung, halten. Ich glaube, um mich selbst zu plagiieren (was nicht unbedingt sexy, aber immerhin erlaubt ist – verraten Sie mich trotzdem nicht bei Plagiatsjäger Stefan Weber, bei dem weiß man nie!), ich habe in diesem Zusammenhang schon einmal Gary Lineckers legendären Ausspruch „Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen immer die Deutschen“ strapaziert. Auf St. Pöltner Politverhältnisse umgemünzt: Am Ende stemmen immer die Roten den Siegerpokal mit der Gravur „Absolute“ in die Höhe. Als altgedienter Fußballfan weiß man freilich, dass Serien – selbst die längsten – nicht ewig halten. Und so könnte das Match diesmal – vielleicht täuschen wir uns Möchte-Gern-Experten und selbsternannten Politbeobachter aber auch gewaltig – ein bisschen enger werden als in der Vergangenheit. Die Stimmung in der Stadt war in den letzten Jahren jedenfalls irgendwie unruhiger, diskursiver, aufgeganserlter. Gar nicht so sehr nur in der Politik, sondern ebenso innerhalb der Bevölkerung, die sich noch selten in Vielem so uneinig war: Grüner Loop, REWE, S34, Domplatz, Wohnbau, Wachstum, Polizeisicherheitszentrum, Windfänger, Parken, Sturm 19 Park, SC Platz, Mülldeponie, Tangente-Festival & Co. – alles wurde zur persönlichen Glaubensfrage hochstilisiert. Die Standpunkte prallten mit teils derartiger Wucht, Unnachgiebigkeit, ja bisweilen Feindseligkeit aufeinander, dass man meinen konnte, jede anderslautende Meinung würde als persönliche Beleidigung, ja gar Kränkung aufgefasst. Das crazy!
Alles nur Ergebnis einer allgegenwärtigen, insbesondere – aber nicht nur! – im Social Media Ofen zur Weißglut befeuerten Erregungskultur? Who knows. Genau darin liegt auch das Vage dieser Wahl. Denn vielleicht sind in Wahrheit ja nur einige wenige sehr laut und machen Krach, so dass die Gruppe größer wirkt, als sie tatsächlich ist. Oder aber der Wirbel ist tatsächlich Ausdruck gestiegener Unzufriedenheit, die sich an der Wahlurne entlädt – wobei man nicht so recht weiß, in welche Richtung. 
Was diesmal noch auffällt: Das komplette Führungspersonal der Opposition wurde ausgetauscht. Bis auf Matthi „The Rock“ Stadler mit seinen 21 Dienstjahren schicken alle Parteien neue Spitzenkandidaten ins Rennen (und ja, welch Armutszeugnis, es sind tatsächlich allesamt KandidatEN, also nur Männer). Die rote Absolute verschleißt ganz offensichtlich, dreht alle Oppositionspolitiker gnadenlos und mit allen Mitteln durch den Frustrationsfleischwolf eigener Ohnmacht. Das schlägt manchen scheinbar aufs Gemüt. 
Apropos, wenn wir schon bei Kandidaten sind: Das Gerücht, demnach Kater Larry aufgrund seiner Popularität von der SPÖ auf die Kandidatenliste gesetzt wurde, hat sich – um im Animalischen zu bleiben – als „Ente“ erwiesen! „Als Freigänger hab ich es nicht so mit parteipolitischer Linientreue“, richtet er schnurrend aus, „außerdem wollte man mich auf den unwählbaren Listenplatz 35 reihen, da wäre ich mir irgendwie ausgenutzt vorgekommen.“ Insider wähnen freilich noch einen ganz anderen Grund: „Wenn Larry angetreten wäre, hätte er mit Sicherheit die meisten Vorzugsstimmen aller Kandidaten bekommen – das wurde dem Bürgermeister zu heiß.“ Wir leben in eigenartigen Zeiten. Gehen Sie trotzdem wählen! Und NEIN: Elch Emil tritt auch nicht an!!!