MFG - In was für einer Stadt leben wir eigentlich ...
In was für einer Stadt leben wir eigentlich ...


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

In was für einer Stadt leben wir eigentlich ...

Ausgabe 11/2025
... in der im Hinblick auf den Umgang mit „belasteten“ Straßennamen neue Wege beschritten werden. So soll zum Beispiel die Ferdinand-Andri-Gasse, benannt nach jenem Künstler, der auf der „Gottbegnadeten Liste“ des NS-Regimes stand, genau so wenig umbenannt werden, wie etwa die Dr. Otto-Tschadek-Gasse (er war Blutrichter im 3. Reich). Die Straßennamen werden aber mit Zusatzschildern versehen, auf denen über einen QR-Code Informationen über das Leben des Namensgebers zu erfahren sind. Andererseits werden sich aber auch bei positiv besetzten Straßennamen Informationen zum Namensgeber finden. Etwa bei der Rudolf-Tintner-Gasse, die an den Architekten erinnert, der im KZ Theresienstadt umgekommen ist. St. Pöltens Parteien sind nicht durchwegs glücklich mit dieser Lösung: „Es gibt keinen Grund, warum Straßen nach Menschen benannt sein sollten, die nationalsozialistisch aktiv waren“, meint die KPÖ. Auch die FPÖ will belas­tete Straßennamen ersetzen, genauso wie die ÖVP: „Wo das leicht möglich ist, sollte das auch geschehen.“ Anders denken die Grünen: „Bei belasteten Straßennamen ist eine Ehrung der Namensgeber nicht mehr angebracht, die Personen sollten allerdings auch nicht im Dunkel der Vergangenheit versinken“, und die SPÖ sagt: „Geschichte gehört nicht ausgelöscht, sondern kritisch hinterfragt.“

... in der im Zuge des Cupschlagers SKN gegen Rapid Wien das Fehlen des SKN-Treffs wieder schmerzlich bewusst wurde. Der vor und nach den Spielen gern frequentierte Umtrunk-Ort der NV-Arena ist seit dem letztjährigen Hochwasser wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. Mit dem vom Verein improvisierten Gastro-Dorf davor wurde zwar versucht, bestmöglich zu kompensieren, aufgrund der kühlen Temperaturen zerstreute sich die Fußballschar aber – entgegen Fantreff-Zeiten – recht rasch nach dem Spiel in alle Winde, was für den Verein auch handfeste monetäre Einbußen bedeutet. Dass es mit der Sanierung vermeintlich „so lange“ dauert, hatte freilich mit der Klärung von Haftungsfragen zu tun, weil neben den von der Versicherung gedeckten Hochwasserschäden auch alte Baumängel bei der NV-Arena zutage traten, die nach dem Konkurs des ehemaligen Generalunternehmens nunmehr das Land trägt. Dazu erläutert Franz Stocher vom Stadionbetreiber Sportzentrum Niederösterreich GmbH, dass man nach Bekanntwerden der Schäden selbige sofort begutachten, voneinander abgrenzen und einen gemeinsamen Sanierungszeitplan samt Timeline erstellen hat lassen, „der nun bei laufendem Betrieb auf Hochtouren abgearbeitet wird.“ Der Abschluss der Sanierungsarbeiten sowie die Wiedereröffnung des „Fan Treff“ sind mit Beginn der Saison 2026/2027 geplant.

... in der in den Augen der Oppositionsparteien das offizielle St. Pölten und die Mehrheitsfraktion SPÖ zuletzt gleich mehrere Treffer unter die demokratische Gürtellinie austeilten. So wurde von der SPÖ beschlossen, den Livestream aus dem Gemeinderat und damit auch dessen Präsenz auf youtube einzustellen. Zudem empörte sich die Opposition über den Ausfall des Oktober-Gemeinderates. Dies war damit begründet worden, „dass es keine dringenden Beschlüsse zu fassen gilt.“ Die Opposition wähnt dahingegen eher den Versuch, ihr vor der Wahl so wenig öffentliche Bühne wie möglich zu bieten, zumal alle Parteien auch aus „St. Pölten konkret“, wo sie bislang mit jeweils einer Viertelseite vertreten waren, hinauskomplimentiert wurden. Konkret-Chefredakteur Thomas Kainz begründet das so: „Das St. Pölten Konkret ist das offizielle Amtsmagazin der Stadt. In diesem Kontext und im Sinne der parteipolitischen Äquidistanz, haben wir uns dafür entschieden, bis auf weiteres keine parteipolitische Berichterstattung abzudrucken.“ Für die ÖVP eher der Versuch, „die Opposition mundtot zu machen“, die Grünen sprechen von „politischer Zensur.“ Übrigens, das letzte Mal, dass eine Gemeinderatssitzung abgesagt wurde, war im März 2020 – aus einem tatsächlich triftigen Grund: Die Corona-Pandemie war ausgebrochen, Österreich befand sich im Lockdown.