MFG - Die Theorie von – fast – allem
Die Theorie von – fast – allem


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Die Theorie von – fast – allem

Text Thomas Fröhlich
Ausgabe 12/2023
Derzeit läuft in manchen Kinos ein höchst ungewöhnlicher deutscher Mystery-Film mit einem ebenso ungewöhnlichen Titel: „Die Theorie von allem“. Grob gesagt geht es um einen Doktoranden in den 1960ern, der in einer Arbeit über Quantenphysik die Realität von Paralleluniversen nachweisen möchte und mit dieser (Vorsicht: möglicher Spoiler!) letztendlich persönliche Bekanntschaft macht (wobei das nur eine Lesart des Films ist). Nun kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass genau das unsere derzeitige Wahrnehmung der Wirklichkeit ausmacht: Die meisten von uns leben nur noch in ihren Bubbles (sprich: Paralleluniversen) und verweigern jeglichen Diskurs mit jenen, die sich außerhalb ihres jeweiligen Realitätstunnels befinden. Und das betrifft nicht nur die Pro-Hamas-Gröhler und ihre (un)heimlichen Fans bei der Antifa, wobei Letztere ja ansonsten alles attackieren, was innerhalb ihrer Scheuklappen als nicht links-linientreu erscheint (also faktisch eh alles). Nein, ob es sich um Ernährung, Genusswaren, Mobilität oder auch nur persönliche Geschmäcker wie die Farbe von T-Shirts handelt, jede Blase kreiert und feiert ihre eigene Religion, neben der es bitteschön nichts Anderes zu geben hat. Und erfrecht sich jemand in der Umgebung, auch nur laut abweichlerisch zu denken, wird er oder sie – wurscht, welcher Couleur – mit Häme und Spott (oder gleich Gewaltandrohung) in die Schranken der Besserwissenden gewiesen. Jener Zeitgenossen, die die Theorie von allem gepachtet zu haben vermeinen.
Und davon gibt’s derzeit ziemlich viele. Und täglich werden es mehr.