MFG - Dank Wild Card am besten Weg zum heimischen Basketball-Thron
Dank Wild Card am besten Weg zum heimischen Basketball-Thron


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Dank Wild Card am besten Weg zum heimischen Basketball-Thron

Text Thomas Schöpf
Ausgabe 03/2024

Nach dem Grunddurchgang der Basketball Frauen Superliga sieht alles nach einer Finalserie zwischen den heimischen Giganten St. Pölten und Klosterneuburg aus. Beide verbuchen 13 Siege und nur eine Niederlage. Die „Wölfinnen“ haben als bestes Team im Halbfinale gegen UBSC Graz („Best-of-Three“-Modus) und im Finale („Best-of-Five“-Modus) ab 30. März im etwaigen Entscheidungsspiel Heimrecht.

Wenn wir jetzt alle Heimspiele gewinnen, sind wir Meister und Cupsieger“, sinniert Andreas Worenz und wirkt dabei fast ein wenig erschrocken, „das ist ja gar nicht so unrealistisch.“ Der Sportliche Leiter der SKN St. Pölten Basketball Frauen ist nach dem Ende des Grunddurchgangs mehr als zufrieden mit seinen Spielerinnen und Head Coach Lana Petrovic. Von 14 Partien haben Nina Krisper (im Schnitt 18,6 Punkte pro Spiel), Inga Orekhova (7,3 Rebounds), Michaela Wildbacher (4,8 Assists) und ihre Kolleginnen 13 gewonnen.
Lediglich beim großen Rivalen BK Klosterneuburg bissen sich die „Wölfinnen“ einmal die Zähne aus (50:61). „Dort waren wir richtig schlecht“, sagt Worenz. Verdammt gut waren die SKN-Frauen aber im Rückspiel und fegten die saisonübergreifend 49 Meisterschaftsspiele in Folge siegreichen Klosterneuburgerinnen mit 81:57 aus der bet-at-home-Arena im Sportzentrum NÖ. Dabei haben Worenz und Co. ihr Rudel erst letzten Sommer zusammengestellt und durften nur dank einer „Wild Card“ als neu gegründeter Verein gleich in der höchsten heimischen Spielklasse „Superliga“ starten. Auch, weil mit Klagenfurt ein Klub zurückgezogen hatte. „Großer Dank gebührt Wilfried Schmaus“, hält Worenz auch gleich fest. Der Obmann der SKN-Fußballerinnen gilt als der „Mastermind“ des Projekts. 
Im August machte er im Beisein der Fußballerinnen, Basketballerinnen und Eishockey-Spielerinnen des SKN gleich die kühne Ansage, dass bei den Dreien „in Summe nicht mehr als Platz fünf“ herauskommen soll. Möglicherweise servieren sie dem „Schmausi“ – wie ihn im Verein viele nennen – am Ende aber gar ein 1+1+1-Festmenü – nämlich drei Meistertitel.

Krisper hat noch eine Rechnung offen
Der österreichischen Basketball-Teamspielerin Nina Krisper würde zunächst einmal der Cupsieg so richtig gut schmecken. Die Steirerin stand mit UBI Graz nämlich schon drei Mal im Finale und hat dort ebenso oft verloren. „Einmal davon genau hier“, sagt Krisper im Gespräch mit dem „MFG-Magazin“ in der Halle im Sportzentrum NÖ und zeigt seufzend auf einen der Körbe. Das war 2021 gegen Klosterneuburg und mit 55:57 denkbar knapp. Heuer bei den St. Pöltnerinnen ist freilich alles anders. 
Die Wölfinnen haben im Endspiel (am 17. März) Heimrecht zugelost bekommen und „da sind wir gefühlt tausend Mal besser“, lacht Krisper wieder und erklärt auch gleich warum, „wir sind ein ‚Wurfteam’, konzentrieren uns viel auf die Würfe von außen und da spielt es uns schon in die Karten, dass wir die Heimkörbe und die Halle bestens kennen. Schließlich trainieren wir bis zu zehn Mal die Woche hier.“ Das sei auch schon der größte Unterschied zu den Grazer Verhältnissen. „Dort hatten wir bestenfalls einmal in der Woche in der Früh ein Training in der Halle. Hier können wir theoretisch 24 Stunden, sieben Tage die Woche für Basketball leben, haben eine super Infrastruktur und stets eine medizinische Betreuung verfügbar.“ 
Die Hallenzeiten seien „tatsächlich eine große Challenge“ gewesen, gibt Worenz zu. Neben den A-Teams der Frauen und Männer werfen dort auch noch die U19- und die U16-Auswahlen der „Wölfe“ regelmäßig auf die Körbe. 
Die U19-Wölfinnen tun dies in Herzogenburg beim Kooperationsklub UBBC. Langfristig soll es aber auch bei den SKN-Mädchen eine U12-, eine U14- und eine U16-Auswahl mit Spielerinnen vornehmlich aus der Region geben. „Ein gesunder Verein braucht auch immer einen gesunden Nachwuchs“, weiß Worenz.

Nur zwei Legionärinnen
Im A-Team greifen die St. Pöltnerinnen mit den Bulgarinnen Anna und Maria Kolyandrova aktuell auf zwei Legionärinnen zurück. Die Zwillingsschwestern freuten sich nach Engagements in verschiedenen Ländern nun in St. Pölten wieder gemeinsam spielen zu dürfen. Für Inga Orekhova, die in der nordamerikanischen Profiliga „WNBA“ Körbe warf, ist es eine Heimkehr. Die Tochter der ukrainischen Basketballgrößen Svetlana und Serguei übersiedelte als Kind mit ihren Eltern nach Österreich und spielte schon als Jugendliche an der Seite ihrer Mutter für Herzogenburg an der Bundesliga-Spitze mit. Aber erst als Wildbacher und Krisper für den SKN unterschrieben haben, trauten sich Worenz und Co. mit ihrem Vorhaben an die Öffentlichkeit zu gehen: „Damit war jedem klar, dass wir es ernst meinen.“ 
Dass es gleich im ersten Jahr in 
St. Pölten so gut läuft, hat auch 
Krisper, die nebenbei Lehramt Deutsch und Ernährung studiert, überrascht. „Ich hatte damit gerechnet, dass wir, weil wir viele gute Spielerinnen haben, unter den Top vier, Top drei landen. Aber jetzt sind wir schon so ein starkes Team geworden, dass wir tatsächlich zwei Titel holen können.“ 
Mittelfristig möchte die 23-Jährige nach ihrem Engagement bei ION Waregem (2021/22) wieder ein Auslands-Abenteuer in einer „etwas stärkeren Liga“ wagen. Aus St. Pölten werde sie gegebenenfalls viel mitnehmen können: „Ich habe mich hier enorm weiter entwickelt. Wieviele Fans wir hier schon gewonnen haben, ist megacool. Vielleicht haben wir ja bald einiges gemeinsam zu feiern.“