MFG - Alles im Griff
Alles im Griff


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Alles im Griff

Text Johannes Reichl
Ausgabe 03/2024

Was macht eine Stadt urban und trendig? Ihr Angebot. Diesbezüglich kann St. Pölten ab Sommer dieses Jahres endlich einen heißersehnten Punkt auf der Angebots-Habenseite abhaken: In einer Halle der ehemaligen Glanzstoff-Fabrik eröffnet eine Boulderhalle. Wir baten den St. Pöltner Standortleiter von „boulderbar“ Gregor Stein zum Gespräch.

Vielleicht mal zum Grundsätzlichen: Wir erleben seit geraumer Zeit einen regelrechten Boulderhype. Was hat ihn ausgelöst, warum lieben die Leute bouldern – und wann seid ihr auf diesen Zug aufgesprungen? 
Boulderbar hat 2012 die erste kommerzielle Boulderhalle mit farbreinen Routen in Österreich eröffnet und strebt seit dem an, Maßstäbe im Bouldern in Österreich zu setzen. Was die Attraktivität ausmacht? Der Einstieg ins Bouldern ist im Vergleich zu manch anderen Sportarten – u. a. auch Klettern – sehr niederschwellig. Man kann sofort und ohne Einführung damit starten und benötigt quasi keine Ausrüs­tung. Bouldern kann man alleine, aber die meisten Personen kommen über Freundinnen und Freunde zum Sport und finden Anschluss in der vielseitigen Boulder-Community, wodurch sie sich auch emotional an den Sport binden. Als Anfängerin und Anfänger macht man sehr schnell Fortschritte und ist motiviert, dranzubleiben. Zusätzlich werden jede Woche neue Routen gesetzt, um immer wieder Abwechslung in allen Schwierigkeitsgraden und Levels zu bieten. Last but not least hat Bouldern mit der Einführung von Sportklettern als Olympische Disziplin nochmals an Bekanntheit und Beliebtheit gewonnen.

Ihr betreibt schon Boulderbars in Wien, Linz und Salzburg. Nun gesellt sich St. Pölten dazu – welche Überlegungen waren dafür ausschlaggebend?
Neben der Nähe zu Wien und der guten Verkehrslage an der Westbahnstrecke spricht das schnelle Wachstum der Stadt für sich. Spannende Bestrebungen in Richtung Kunst und Kultur, die Stadtentwicklung, die FH etc. lassen die Stadt modern und innovativ wirken und machen sie für unser Projekt attraktiv. St. Pölten ist außerdem bisher die einzige große Stadt rund um Wien sowie die einzige Landeshauptstadt Österreichs ohne große kommerzielle Kletter- oder Boulderhalle. Aufgrund der diversen Klettergebiete in der Umgebung ist allerdings sehr wohl eine Affinität für die Sportart vorhanden. 
 
Welche Rolle spielt der Standort in einer ehemaligen Fabrikshalle und einem Areal, das – wenn auch noch Zukunftsmusik – einmal Teil eines komplett neuen Stadtteils werden wird?
Der Charme der alten Glanzstoff-Hallen hat uns sofort in Bann gezogen und überzeugt hoffentlich in Zukunft auch unsere Besucherinnen und Besucher. Der nachhaltige Aspekt, ein Bestandsgebäude zu nutzen sowie Motor zur Wiederbelebung eines alten bzw. dann neuen Stadtteils zu sein, passt zudem perfekt zu unserer Vision, ein sozial, ökologisch und wirtschaftlich nachhaltiges Boulder-Erlebnis für alle zu bieten. Zusätzlich haben wir mit der DOMUS Liegenschaftsverwaltungs Gesellschaft m.b.H. einen starken und motivierten Partner gefunden, um unser Projekt umzusetzen. Und schließlich haben der Rückhalt und die Unterstützung durch die Stadt sowie durch den Bürgermeister sowie die Gelegenheit, das Areal der Glanzstofffabrik aktiv mitzugestalten, die Entscheidung für das Objekt leicht gemacht. 

Weil Sie die Besucher angesprochen haben – wer sind eure Zielgruppen?
Grundsätzlich kann fast jeder, jede bouldern, und wir wollen eine Umgebung schaffen, in der sich alle wohlfühlen. Die Boulder-Community ist sehr vielfältig, divers und heterogen. In Wien zählen viele Studierende zu unserem Stammpublikum, begeisterte Outdoor-Kletternde, aber auch Personen, die nur Indoor klettern wollen oder Bouldern als Ergänzung zu anderen Sportarten betreiben. Der Großteil unserer Kundschaft ist zwischen 18 und 35 Jahren alt, aber es finden sich zahlreiche Boulderbegeisterte zwischen drei bis über 70 Jahre unter unseren Besuchern. Viele nutzen den Sport als Ausgleich zum Alltag. Eine wichtige Zielgruppe sind zudem Familien, die Bouldern als gemeinsame Freizeitbeschäftigung sehen oder die Vorteile von Klettern für Kinder nutzen wollen. 

Boulderst du auch selbst?
Sicher – alle Gründer von boulderbar ebenso wie der Großteil unserer Mitarbeitenden sind begeisterte Boulderer. Wir verbringen tatsächlich sehr viel Zeit in unseren Hallen.