MFG - Von der Leidenschaft, Welten zu formen
Von der Leidenschaft, Welten zu formen


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Von der Leidenschaft, Welten zu formen

Text Andreas Reichebner
Ausgabe 12/2023

Konsequenz, die Lust am Programmieren und absolute Unbeirrbarkeit, das zeichnet den St. Pöltner Patrik Meder aus, wenn es darum geht, Computerspiele zu entwickeln.

 
Mit seinem Team von „Channel 3 Entertainment“ könnte er mit ein wenig Glück nächstes Jahr für großes Aufsehen in der internationalen Gaming-Szene sorgen, denn dann wird das von ihm entwickelte Spiel „Foundry“, in dem in allerfeinster Grafik und Steuerung, Welten geformt werden können, veröffentlicht. 
„ …es ist wirklich gut, die Entwickler dahinter wissen, was sie tun, … ich bin beeindruckt.“ Ein Auszug aus einem ganz normalen Twitter-Eintrag, jetzt X-Eintrag, könnte man meinen, würde da nicht der User-Name „Notch“ über dem Kommentar stehen. Und dieser „Notch“ ist kein Geringerer als Markus Persson, der nicht nur den Spiele-Hit „Minecraft“ erfunden hat, sondern auch das Game vor knapp zehn Jahren an Microsoft für die erkleckliche Summe von 2,5 Milliarden Dollar verkauft hat. „Foundry“ heißt das Spiel, das „Notch“ in den höchsten Tönen lobte und dahinter steckt wiederum der St. Pöltner Game-Developer Patrik Meder. „Foundry ist ein Spiel, das zwischen Minecraft und Factorio angesiedelt ist. Das Ziel dabei ist, durch das Bauen und Zusammenstellen von kleinen Teilen eine große Fabrik zu schaffen“, erzählt Patrik, „und es wird in der ersten Jahreshälfte 2024 herauskommen.“ 

Seit fünf Jahren
Klingt einfach, ist es aber nicht, denn seit 2018 arbeitet der St. Pöltner schon daran. Meder hatte damals schon mit kleineren Spielen Erfolg und wollte etwas Großes machen. „Ich hatte Zeit, habe mir gedacht, ich fange einmal allein damit an“, so der Spielentwickler, der seit seinem 15. Lebensjahr in diesem Bereich tätig ist. „Schon während der Schulzeit war ich selbstständig, absolvierte den Informatikzweig im BORG, und in der HTL ging es damit weiter. Ich habe dann allerdings mit der Schule aufgehört und mich voll darauf konzentriert, Spiele zu entwickeln.“ Zuerst programmierte er Browser-Games, die auch schon im Multi-Player Modus funktionierten. „Y 42“ war dabei ein erfolgreiches Spiel, wo man Städte aufbauen und gegeneinander Kämpfe führen konnte. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wurde aus dem anfänglichen Hobby ein Beruf. „Damit habe ich schon etwas verdient“, sagt Patrik. „Y 42“ ist eine philosophische Anspielung an die Buchreihe „Hitchhiker´s guide to the galaxy“, in der ein Supercomputer auf die Antwort nach dem Sinn des Lebens einfach die Zahl 42 ausspuckt. Meder hat auch einen Sinn für tiefgreifende Ironie.
„Für mich war sehr bald klar, dass ich nicht gerne zu fixen Uhrzeiten arbeite, daher war der Weg in die Selbstständigkeit vorhergezeichnet. Jetzt arbeite ich mehr, aber kann mir das frei einteilen“, so Patrik, der zu Beginn auch mit klassischen Aufträgen, wie Websites gestalten und mit Grafikdesign, Geld verdiente. Damit finanzierte er die Anfänge von „Foundry“, denn sehr schnell wurde klar, dass in diesem Spiel gewaltiges Potenzial steckt. Patrik suchte Mitarbeiter und fand sie u. a. auch in der Person seines langjährigen Freundes Michael Unterluggauer. Michael bezeichnete sich im Team, das nun aus acht Leuten aus Österreich, Kanada und den baltischen Staaten besteht, als eine Art „Mädchen für alles“. 
„Ein Charakter aus der Ego-Perspektive startet in einer leeren Welt und baut sich diese sukzessive auf“, umreißt Patrik die Spielidee von „Foundry“, „es ist eine Mischung aus Factorio, das zweidimensional aus der Sicht von oben gespielt wird, mit Minecraft, das aus der Ego-Perspektive veränderbare, dreidimensionale Welten anbietet. Wir geben eigene Sachen dazu, neue Technologien, Fabriken, Forschung, Effizienzsteigerung.“ 
Im Laufe der Zeit wurde am Spiel, der Grafik, den Animationen, der Steuerung so präzise und durchdacht gearbeitet, dass nun die Letztfinanzierung bis zur Veröffentlichung durch einen Publisher gesichert wurde. Erstaunlicherweise, und das spricht für die absolute Qualität des Spieles, kam ein berühmter und in der Szene bekannter und großer Publisher, „Paradox Interactive“ von selbst auf das Team zu. „Der Publisher in diesem Bereich ist wie eine Art Plattenlabel. Sie sind überzeugt von uns und stellen uns nun ihr ganzes Marketing Know-how zur Verfügung“, so Patrik, der sein Team im Studio „Channel 3 Entertainment“ vereinigt. „Das ist eine fantastische Kooperation für uns. Patrik hat immer gesagt, wenn ein Publisher, dann dieser, das war für ihn immer ein Traumpublisher, und dass die an uns herangetreten sind, ist großartig“, schwärmt Michael, der nun wie das gesamte Team am Endschliff des Spieles beschäftigt ist. Viermal die Woche werden Meetings abgehalten, der Entwicklungsprozess, das Schreiben der Codes und das konzeptuelle Denken des Spiels vorangetrieben. „Die beiden Kanadier, die mit dabei sind, haben auch schon an sehr berühmten Spielen gearbeitet“, weiß Patrik, dessen Ziel es auch ist, sein Studio weiter zu finanzieren, danach auch neue Spiele zu entwickeln.

Kooperation mit Publisher
Ob man dabei auch an so beträchtliche Summen denkt, die bei Spielen wie Minecraft aufgetaucht sind? „Für mich ist es schon ein großer Erfolg, diesen Publisher mit im Boot zu haben. Das beweist, dass wir bislang viel richtig gemacht haben. Der Erfolg ist abhängig davon, dass es nicht komplett auf die Nase fällt. So ein Spiel verkauft sich vier bis fünf Jahre, dann weiß man, wie es eingeschlagen hat. Es ist nicht garantiert, dass wir etwas verdienen. Bei Computerspielen läuft es nach dem Motto ‚Hit or miss‘ ab. Da kommt es auch auf den richtigen Zeitpunkt an.“ Für die Preisgestaltung wird „Paradox Interactive“ sorgen, „aber sonst reden sie uns grundsätzlich nicht drein.“
Je größer der Erfolg sein wird, desto mehr Weiterentwicklung wird es bei „Foundry“ geben, Erweiterungen modifiziert und mit neuen Inhalten gefüllt werden. „Das wäre ein Modell, das ganz gut funktionieren könnte. Da würden wir einen großen Teil des Teams weiterbeschäftigen und im ‚best case‘ sogar das Studio vergrößern können, danach auch etwas ganz anderes entwickeln.“ Und in diesem Fall würde auch St. Pölten in der großen Gaming-Welt einen Namen bekommen, mit dem „Channel 3 Entertainment“ Studio von Patrik Meder. Wie steht auf der Website des Studios geschrieben: „Es geht nicht nur darum, Spiele zu schaffen, sondern auch darum, Welten zu formen, Abenteuer zu schmieden und Geschichten zu teilen.“