MFG - In was für einer Stadt leben wir eigentlich ...
In was für einer Stadt leben wir eigentlich ...


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

In was für einer Stadt leben wir eigentlich ...

Ausgabe 09/2022
... in der ein Stück St. Pöltner Identität, das berühmt-berüchtigte „Mauseloch“ in der Austraße, einer schnöden Durchfahrt weichen musste. Wie haben wir nicht immer geschwitzt, wenn wir uns wagemutig in den kleinen Tunnel wagten. Und welch Erleichterung, ja Befreiung empfunden, wenn wir wieder heil rauskamen – ganz ohne Kratzer! Was nebstbei nicht allen gelungen ist. Legendär etwa jener Turnlehrer, der mit dem „Sportbus“ hineinfuhr … und stecken blieb. Oder jene Dame mit ihrem Golf – blöd nur, dass sie vergessen hatte, dass am Dach die Fahrräder montiert waren. Mit diesem Kick ists nun vorbei. In Hinkunft kann man die Passage locker-flockig meistern – aber muss immer alles „einfach“ sein? Liegt das Schöne, das Aufregende nicht manchmal just in der Herausforderung? Lebe wohl, du schönes fieses Mauseloch, wir werden dich vermissen!

… in der es grotesk anmutet, dass die neue Park & Drive Anlage bei der Osteinfahrt nur für Auspendler – die dort Fahrgemeinschaften bilden sollen – nicht aber gleichermaßen für Einpendler konzipiert ist, die dort ihr Auto stehen lassen und per Öffi in die Stadt weiterfahren, um so den innerstädtischen Verkehr zu entlasten. Erklärt wird das u. a. mit der „Kurzfristigkeit“ des Projektes, was insofern für Kopfschütteln sorgt, weil das Thema ein „langfristiges“ ist, sprich seit Jahren diskutiert wird. Vielleicht könnten ja Taxiunternehmen einspringen, indem sie zu den Stoßzeiten einen Kleinbus-City-Shuttle bieten, der die Ankommenden in einem kurzen Takt zum LUP-Knotenpunkt Bahnhof bringt. Ein System, das von der öffentlichen Hand gestützt werden könnte, um so die Preise minimal zu halten. Es gibt bereits den Landhaus-Shuttle – Zeit für einen City-Shuttle!

… in der Tulln beim Nibelungenplatz vorzeigt, wie zeitgemäße, klimafreundliche Platzgestaltung aussieht – im Gegensatz zur Domplatz-Lösung in St. Pölten. Wird das Faktum „autofrei“ geschätzt, so ist vielen unbegreiflich, warum der Platz komplett, wenn schon nicht zur Beton-, so doch zur Steinwüste wird. Das Argument, mehr „Grün“ sei aufgrund des darunterliegenden Bodendenkmals nicht möglich, ist eine Halbwahrheit. So meint Andrea Böhm vom Bundesdenkmalamt, „dass ein Bewuchs nicht von vornherein schädlich ist, wenn die archäologischen Befunde ausreichend und passend überdeckt sind und z. B. nicht unbedingt Tiefwurzler verwendet werden.“ Die St. Pöltner Bepflanzungs-Lösung sieht aber gerade einmal sechs Alibibäume vor. Gegen Tulln sieht das – sprichwörtlich – ziemlich alt aus und man wird das Gefühl nicht los, hier wurde eine Chance vertan.