MFG - Der Kontrolleur von Rapid
Der Kontrolleur von Rapid


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Der Kontrolleur von Rapid

Text Thomas Schöpf
Ausgabe 09/2009

Beim SKN hat der St. Pöltner Unternehmensberater Raphael Landthaler das Fußballgeschäft gelernt. Heute verwaltet Rapid sein 15-Millionen Budget nach der von ihm adaptierten Controlling-Software. Chelsea hat ihn zur „Leaders in Football Conference“ eingeladen, und „nebenbei“ versucht er den Kremser SC vorm Konkurs zu retten.

Die kommenden Fußball-Wochen haben es für den St. Pöltner Raphael Landthaler in sich. Erst schaut er sich den von ihm mit gegründeten SKN St. Pölten gegen die Admira an, deren Homepage er konzeptioniert hat. Da muss er trotz sechsjähriger ehrenamtlicher Funktion bei den „Wölfen“ Eintritt zahlen. Danach geht’s zu Rapid gegen Wr. Neustadt. Im Hanappi ist immer ein Platz für Landthaler, schließlich hat er Rapid die Software implementiert, mit der Österreichs Rekordmeister das Budget, darunter die Kicker-Gagen (rund elf Millionen Euro pro Saison) verwaltet. Als nächstes wartet die Partie Kremser SC gegen USC Seitenstetten (2. NÖ Landesliga). Kein Zuckerschlecken, aber Landthaler bemüht sich nebenbei auch noch darum, den KSC vor dem finanziellen Absturz zu retten. Außerdem ist das genau das richtige Spiel, um vor dem für ihn wichtigsten Termin herunterzukommen, nämlich jenem an der Stamford Bridge: Anfang Oktober nimmt Landthaler an der „Leaders in Football Conference“ in den VIP-Räumen des FC Chelsea teil. Dort wird er vor über 1.000 Teilnehmern über die Software „Contracts Care Sports“ referieren.
Am Anfang war VSE
Begonnen hat die „Fußball-Karriere“ des Unternehmensberaters beim VSE. Als Jugendlicher erlag er der Euphorie der Himmelstürmer und gründete den VSE-Fanclub. Nach dem Konkurs des FCN St. Pölten avancierte Landthaler zu einer treibenden Kraft bei der Neugründung des SKN St. Pölten, der 2000 in der 2. NÖ Landesliga integriert wurde. 2003 übernahm er die Position des wirtschaftlichen Leiters und arbeitete den „Dreijahresplan“ aus, der mit dem Aufstieg des Klubs von der Regionalliga Ost in die Erste Liga enden sollte. Das ging sich zwar sportlich knapp nicht aus (2005/06 lag man am Ende einen Punkt hinter Parndorf), aber der SKN hatte unter Landthaler sein Budget in der Ostliga von rund 200.000 Euro auf 500.000 Euro angehoben, vier Mal mehr VIP-Tickets verkauft (120 statt 30), den Zuschauer-Schnitt von 381 in der Landesliga-Meistersaison auf über 1.000 angehoben, und das Stadion-Projekt ins Rollen gebracht. Selbst gestaltete Plakatserien, Kino-Werbespots oder die „Friendship-Tour“ (Testspiele gegen benachbarte Klubs) hatte es zuvor beim SKN auch nicht gegeben.
Zwei Monate nach dem Rücktritt von Trainer Günter Wessely war aber auch für Landthaler Schluss. „Der Druckkochtopf ist einfach übergegangen“, sagt er heute. Die vielen Einsager im Hintergrund, mitunter seitens der Politik, waren sicherlich mit entscheidend. Doch der Abgang hatte auch sein Positives: Landthaler konnte endlich sein WU-Studium finalisieren, und seine Diplomarbeit über die „Besteuerung von Fußballspielern“ öffnete ihm gleich die nächsten Türen. Der deutsche VDM-Verlag sicherte sich die Buchrechte und die deutsche Firma „Corporate Planning AG“, die u.a. Hannover 96 und Arminia Bielefeld betreut, wurde auf ihn aufmerksam. Landthaler implementierte deren Software bei Rapid und seine Innovationen halfen mit, danach auch den FC St. Pauli als Vertragspartner zu gewinnen.
Bei Rapid ging es überhaupt recht schnell. „Team-Manager Ebner kannte ich ja bereits aus meiner SKN-Zeit recht gut. Über seinen Kontakt habe ich dann Sportdirektor Hörtnagl, Manager Kuhn und einigen anderen Rapidlern in einem zweitägigen Seminar das Handling der Software erklärt.“ Zentrale Punkte sind die Hochrechnung der Kicker-Gagen, die aufgrund verschiedenster „Nebengeräusche“ wie Punkte-Prämien, Auflauf-Prämien oder Platzierungs-Prämien immer komplexer werden, oder die Manager-Fees. Aber auch der Ticket-Verkauf und einige andere Finanz-Gebahrungen. Zwei weitere Bundesligisten zeigen bereits ebenso Interesse.
Hassliebe KSC
Ein besonderes Anliegen istdem St. Pöltner paradoxerweise auch der Kremser SC, den er vor dem Untergang retten will. „Mit dem KSC verbindet mich eine Hassliebe“, erklärt Landthaler, „das Potenzial dieses Vereins muss einfach am Leben erhalten werden. In Niederösterreich gibt es für mich drei Traditionsklubs: St. Pölten, die Admira und eben den KSC. Wenn ich nur daran denke, was in den Derbys gegen uns in Krems immer los war.“ Von manchen St. Pöltner Fußballfans hat er sich deswegen ordentlich was anhören können, einer aus dem SKN-Fanklub hat ihm sogar den Handschlag verweigert. „Als ich ihm dann erklärt habe, dass Konkurrenz das Geschäft belebt und sich die beiden Vereine früher bis in die Bundesliga hochgeschaukelt haben, hat er es verstanden“, so Landthaler.
Mit Mag. Markus Mayer bekommt er für die Rettung des KSC auch noch die Hilfe eines St. Pöltner Juristen. Und auch der sportliche Leiter der Akademie St. Pölten, Bohdan Masztaler, ist über das Engagement Landthalers hoch erfreut. „Dort kommen so viele Talente her, die über den KSC auch den Weg zu uns finden.“ Eines davon ist SKNV-Spielmacher Lukas Thürauer, der gerade von Herbert Prohaska zum besten Spieler der Ersten Liga 2007/08 gekürt wurde.