MFG - Irgendwann kommt jeder nach Hause
Irgendwann kommt jeder nach Hause


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Irgendwann kommt jeder nach Hause

Text Johannes Reichl
Ausgabe 06/2016

Im Grunde genommen ist das „Haus der Geschichte“ selbst schon ein Stück Historie. Bereits Karl Renner plädierte 1946 für ein „Museum der Ersten und der Zweiten Republik“, über Studien und diverse Konzepte kam man aber die nächsten Jahrzehnte nie hinaus – bis Nieder­österreich den Bau eines solchen beschloss. Wir sprachen mit dem wissenschaftlichen Leiter Stefan Karner über die Erfüllung eines langgehegten Wunsches, des Kaisers Schlafrock, die Überwindung von Grenzen im Kopf und dem Haus der Geschichte als Zukunftschance.

Was haben Sie eigentlich empfunden, als Sie Gewissheit hatten, dass endlich ein Haus der Geschichte – und das Haus der Geschichte in Niederösterreich reflektiert ja auch auf ganz Österreich – Wirklichkeit wird?
Große Freude, dass ein seit Jahrzehnten verfolgtes Projekt realisiert werden kann – inhaltlich umfassend Nieder­österreich als das österreichische Kernland, Österreich und Zentraleuropa. Die Geschichte unseres Österreich ist ohne die vielfältigen Bezüge nach draußen und von draußen gar nicht darstellbar: Prag, Krakau, Tschernowitz, Galizien, Ungarn, Laibach/Ljubljana, Triest sind mit ihren Ländern Bezugspunkte unserer eigenen Geschichte und umgekehrt. Dies gerade heute festzuhalten, erscheint besonders wichtig. Auch die gegebene Möglichkeit, Zeitgeschichte mit ihren erklärungsrelevanten Bezügen in die weitere Vergangenheit und in ihrer Relevanz für die Gegenwart darzustellen, ist eine wichtige Grundlage für das Haus der Geschichte, wie wir es in St. Pölten entwickeln.
Sie haben diesbezüglich von einem „langen Weg“ gesprochen. Hatten Sie schon die Hoffnung aufgegeben, dass dieser je ein Ende findet?
Die Hoffnung gibt man nie auf. Und es hat sich gelohnt. Ich habe ja selber an die 20 Jahre führend am Projekt des Bundes in Wien gearbeitet. Viel Engagement von vielen Beteiligten ist da hinein geflossen.
Sie haben konstatiert, dass im Grunde genommen Erwin Pröll zweimal – nämlich im Gedenkjahr 2005 mit der Ausstellung „Österreich ist frei“ sowie nunmehr im Falle des Hauses der Geschichte Niederösterreich – in eine Art Vakuum auf Bundesebene vorgestoßen ist. Worauf führen Sie dieses Engagement zurück? Und, um es überspitzt zu formulieren – bedarf es absoluter politischer Verhältnisse, um ein solches Projekt überhaupt auf Schiene zu bringen – alle Vorgängeransätze scheiterten ja mehr oder weniger an der gegenseitigen Blockade durch die jeweils andere Regierungspartei?
Erwin Pröll legt seinem politischen Handeln immer auch eine historische Komponente zugrunde. Das ist wohltuend und spricht für Weitsicht. Ob ein solches Projekt von der prinzipiellen Idee bis zur Umsetzung reifen kann, hängt aber von vielen Faktoren ab, von denen die politischen Konstellationen nur einer sind. In Niederösterreich waren es etwa ganz pragmatische Überlegungen, die uns diese einmalige Chance zur Umsetzung eröffneten: Nachdem die Kunstsammlung in Krems eine neue Heimat bekommt, wollte man das Museum Niederösterreich neu positionieren. Die Verfügbarkeit einer so idealen Örtlichkeit haben wir etwa dem Wiener Projekt voraus. Dort wurde – und wird – ja heftig ob der Eignung der Hofburg als Ort für ein Haus der Geschichte diskutiert.
Wir haben schon den österreichrelevanten Ansatz angesprochen, Ihnen ist ebenso – reflektierend auf die Monarchie – der zentraleuropäische Kontext wichtig. Ist dieser gesamtheitliche Blickwinkel Ihrem Empfinden nach über die Jahre verlorengegangen, obwohl er viel relevanter in unserem Land fortwirkt, als wir vielleicht annehmen?
Wir sehen, dass gerade dieser Ansatz immer wichtiger wird. Wir merken, dass uns im zentraleuropäischen Raum mehr verbindet, als uns trennt.  Das ist herauszuarbeiten, verständlich zu machen. Auch in der Entwicklung seit der Besiedelung des Raumes. Vergessen wir nicht, dass wir alle, die Menschen des gesamten zentraleuropäischen Raumes, etwa das Produkt zahlreicher Wanderungsbewegungen und Durchmischungen sind. Dass der Raum immer people in move hatte.
Es fällt auf, dass Sie sich bei den von Ihnen umgesetzten Ausstellungen vielfach mit Grenzen, deren Wirkung bis hin zu deren Überwindung auseinandergesetzt haben – etwa im Falle von „Österreich. Tschechien. geteilt – getrennt – vereint“ oder „GrenzenLos“. Dieser Tage ist wieder viel von Grenzen und deren Hochziehen die Rede – was antworten Sie den Befürwortern einer solchen Politik. Kann man in dieser Frage aus der Geschichte lernen?
Ja, kann man, soll man. Wie ich schon sagte, es verbindet uns zwar mehr mit Ungarn, Tschechen oder Slowenen, aber es trennte und trennt uns auch einiges. Daher geht es immer auch um Grenzen im eigentlichen physischen, aber auch im übertragenen Sinn, auch in unseren Köpfen. Und selbstverständlich auch um Brücken zur Überwindung der Grenzen. Vom römischen Limes bis zum Eisernen Vorhang; um jene Grenzen, die auch heute wieder gezogen werden und um die vielen, oftmals scheinbar kleinen, aber wichtigen Versuche, diese zu überwinden in Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft und Forschung.
Im Vorfeld wurde von manchen Kreisen kritisiert, ein Haus der Geschichte in Niederösterreich könnte zu schwachbrüstig ausfallen, weil es an relevanten Originalstücken fehlt – sie selbst haben im Hinblick auf das letztlich gescheiterte „Museum der Österreichischen Kultur“ gemutmaßt, es sei auch an der Beschaffung „hochwertiger Originale“ gescheitert und plädieren umgekehrt für solche im Haus der Geschichte. Welche werden zu sehen sein?
Da wird es keinen Mangel geben. Für mich steht die Botschaft im Vordergrund, die das Haus der Geschichte vermitteln soll. An der Umsetzung oder Übersetzung dieser Botschaft in Objekte arbeiten wir gerade intensiv. Was wir ganz konkret zeigen werden, hängt im Moment noch von vielen technischen Fragen ab, wie nicht zuletzt solchen des Leihverkehrs. Denn nicht alles, was wir uns wünschen, werden wir auch bekommen. Was aber sicher ist: Die Landessammlungen bieten mit ihren über sechs Millionen Objekten eine solide Basis, mit der die gemeinsame zentraleuropäische Geschichte gezeigt werden kann. Dazu kommt noch die Kunstsammlung, die wir ja unbeschadet der neuen Galerie in Krems auch intensiv für das Haus der Geschichte nützen werden. Denn Kunst war und ist immer ein wichtiger Seismograph für gesellschaftliche Entwicklungen. Für den Bereich der jüngeren Zeitgeschichte haben wir die derzeit laufende Sammelaktion ins Leben gerufen. Diese zielt nicht nur auf die Akquise von Objekten, sondern auch darauf, die zukünftigen Besucherinnen und Besucher und ihre ganz persönlichen Geschichten schon jetzt in die Umsetzung des Hauses mit einzubeziehen.
Das Land Niederösterreich hat zugleich diverse Privatsammlungen aufgekauft, etwa die Kaiserhaus-Sammlung Plachutta um 3,1 Millionen Euro. Fallen diese Exponate – etwa der Bademantel des Kaisers oder seine Barthaare – unter die Kategorie „auratisch“, wie Sie es formuliert haben? Welche Relevanz haben solche Ausstellungsstücke, was kann man damit vermitteln und warum ist diese Aura des Originals für viele Besucher so relevant?
Das Original hat immer eine besondere Aura. Der Ankauf der Sammlung Plachutta hat aber nur mittelbar mit dem Haus der Geschichte etwas zu tun. Auch die offizielle Sammlungsstrategie des Landes Niederösterreich hat da eine Rolle gespielt. Freilich haben wir damit ein breites Spektrum an Objekten zur Verfügung gestellt bekommen, mit dem wir an verschiedenen Punkten der Ausstellung zentrale Fragen für die Geschichte des Raumes thematisieren können – vom Streben der bürgerlichen Eliten im 19. Jahrhundert, die neoabsolutistische Staatsform zu überwinden, über den Nationalismus bis zum rückwärtsgewandten und verklärten Geschichtsbild über die Habsburger, mit dem man nach 1945 die Erinnerung an das NS-Regime zu überdecken suchte. Denn immer muss man auch die letzten beiden österreichischen Kaiser und das von ihnen vertretene und repräsentierte Weltbild im Auge behalten, um die Entwicklungen in Zentraleuropa verstehen zu können. Ein Beispiel: in der Sammlung Plachutta findet sich „Erde aus Ungarn“ – ein wichtiges Symbol, das man Kaiser Franz Joseph I. bei seiner Krönung zum König von Ungarn 1867 überreichte. Von diesem Objekt ausgehend kann man Fragen des Herrschaftsverständnisses der Habsburger, der Nationalitätenfrage, der Identitäten und Symbole oder der Verfassungsgeschichte für ganz Zentraleuropa abwickeln – und das mit Rückblicken bis in die frühe Neuzeit und mit wichtigen Bezügen zur Gegenwart. Wenn Sie „des Kaisers Bart“ im Haus der Geschichte sehen wollen, dann muss ich Sie allerdings enttäuschen.
Umgekehrt haben sich die Möglichkeiten der Museumsarchitektur, der Themenführung aufgrund der technischen Möglichkeiten enorm verändert. Wie kann man sich den Einsatz dieser im Museum vorstellen? Wird man sich als passiver Besucher bewegen, oder wird man Teil des Museums und aktiv involviert?
Da arbeiten wir intensiv daran. Lassen Sie sich überraschen. Aber schon jetzt ein paar Einblicke: Unser Vermittlungskonzept legt großen Wert auf einen zeitgemäßen Medienmix. Im Zentrum werden immer die Objekte stehen. Diese und die Themen, für die sie stehen, werden über fest installierte Medienstationen, „Foren“ für die Kulturvermittlung und mit einer Museums-App vertieft. Wissen soll hier „spielerisch“ vermittelt werden, der Besucher aktiv Inhalte erarbeiten können. Und, ganz wichtig: Die Besucherinnen und Besucher sollen staunen. Man wird auch Großinstallationen zum Leben erwecken können und mit dem Raum, den die Shedhalle bietet, interagieren. Es wird zudem maßgeschneiderte „Themenwege“ geben, die etwa über die Museums-App abgerufen werden können.
Der Klangturm ist ebenfalls Bestandteil des Museums Niederösterreich. Wird er in irgendeiner Form in das Haus der Geschichte eingebettet werden? Welche Rolle wird die ehemalige Synagoge im Gesamtkonzept spielen, und wird es auch Kooperationen etwa mit dem Stadtmuseum St. Pölten, geben?
Der Klangturm ist ein Signet des gesamten Viertels und wird entsprechend eingebunden. Er wird als weithin sichtbares Ausrufezeichen für das Museum dienen, sein Äußeres dementsprechend adaptiert. Aus technischen Gründen können wir ihn nicht als Ausstellungsfläche nutzbar machen – mit Ausnahme der Aussichtsplattform und des Erdgeschosses, die einerseits in das Vermittlungskonzept mit einbezogen werden – zum Beispiel, um in den „Raum Zentraleuropa“ zu blicken – oder andererseits als Informationspunkt genutzt werden. Weitere Kooperationen mit Kultureinrichtungen sind in Vorbereitung.
Sie legen hohen Wert darauf, insbesondere „demokratische Werte und Ideen als wichtige Errungenschaften“ im Haus der Geschichte zu vermitteln. Kommt ein solches Museum in Zeiten, da in vielen Ländern – gerade auch Zentraleuropas – wieder der Ruf nach autoritäreren Strukturen lauter bis hin zur Infragestellung manch demokratischer Strukturen – gerade recht? Welche Relevanz kann/soll in diesem Sinne ein Museum, ein Haus der Geschichte haben?
Wir werden aufzeigen, welcher enorm hohe Preis für das Erlangen demokratischer Werte gezahlt werden musste – bei uns, in ganz Zentraleuropa. Und wir werden zeigen, was es in der Geschichte bedeutete, wenn von demokratischen und rechtsstaatlichen Prinzipien abgegangen wurde – etwa am Beispiel der autoritären Wende in der Zwischenkriegszeit, des NS-Regimes aber auch der sozialistischen Staaten bis 1989.
Wenn man das Mission Statement des Hauses der Geschichte Niederösterreichs liest, dann soll es eindeutig mehr als nur ein Museum im klassischen Sinne werden – sondern vielmehr ein „offenes Forum“ darstellen, wie Sie schreiben. Was kann man sich darunter genau vorstellen?
Neben den angebotenen Inhalten, die über die ganze Ausstellung verteilt explizit zum Nachdenken über die eigene Lebensrealität anregen sollen, wird es in den erwähnten „Foren“ verschiedene Angebote geben, um gemeinsam mit Kulturvermittlern die verschiedenen Themen kritisch zu erarbeiten. Darüber hinaus wird das Haus der Geschichte als Ort für die verschiedensten Veranstaltungen dienen, etwa für Diskussionen mit der Zivilgesellschaft. Zudem wird das Haus der Geschichte als Anlaufstelle für zeithistorische, gesellschaftliche Fragestellungen der Bevölkerung zur Verfügung stehen und umgekehrt Anregungen – wenn möglich – auch in seinen Ausstellungen berücksichtigen.
Kann man daraus folgern, dass ein Museum wie das Haus der Geschichte damit nichts mehr von der rückwärtsgewandten Nabelschau hat, sondern auch einen aktiven Gegenwarts-, ja sogar zukunftsrelevanten Zugang verfolgt. Welche aktuellen Themen sehen Sie in diesem Sinn als „brennend“ an?
Wir werden Niederösterreich als einen zentralen Raum im Herzen Europas, mit den hier wirkenden Menschen darstellen, die prägend waren und geprägt wurden von der politischen, kulturellen, wirtschaftlichen, spirituellen, kriegerischen, etc. Entwicklung Europas. Daher wird sich die „Nabelschau“ nur insofern ergeben, als dass wir Phänomene, die den ganzen Raum betreffen und auch noch heute von Relevanz sind, anhand niederösterreichischer Beispiele präsentieren und verständlich machen. Die Relevanz für die Gegenwart ist sogar maßgeblich für die Auswahl der Themen, die wir in den Fokus nehmen. So ist etwa Migration eines jener Themen, die unseren Raum über Jahrhunderte prägten – und wird daher auch im Haus der Geschichte prominent gezeigt werden. Ebenso brennend sind Fragen der vielen Identitäten, die heutzutage immer bunter und mehr denn je im Fluss erscheinen. Dass die Frage der Identität im Laufe der historischen Entwicklung schon immer wichtig war, werden wir zeigen und damit hoffentlich die Besucherinnen und Besucher dazu anregen über die eigene Gegenwart und Zukunft und damit auch jene Europas positiv nachzudenken. Das Haus eröffnen wir mit einem sehr brisanten Schwerpunktthema – der Zeit zwischen 1918 und 1938. Weitere Schwerpunkte werden sich einerseits an den diversen Gedenkjahren von insbesondere zeithistorischer Relevanz orientieren und andererseits an den großen Leitlinien des Hauses der Geschichte, wie eben „Grenze/Brücke“ oder der „Donau“.
Das Haus der Geschichte soll 2017 in Betrieb gehen, die erste Sonderausstellung wird sich mit der Ersten Republik auseinandersetzen. Orten Sie Bezüge zwischen damals und heute – wenn ja, welche?
Die erste Schwerpunktausstellung wird sich nicht nur mit der Ersten Republik auseinandersetzen, sondern auch mit der Zeit des autoritären Dollfuß- und Schuschnigg-Regimes und der ersten Phase der NS-Diktatur, also bis zu den Novemberpogromen 1938. Die Bezüge sind existent und vielfältig, sei es, was die Verfassungsgeschichte betrifft, unseren Sozialstaat, die Rolle der Kirche, oder die Bildungsdebatte. Auf all das und noch mehr wird der Schwerpunktraum Bezug nehmen. Vor allem auch auf die Rezeption und Interpretation dieser Zeit während der Zweiten Republik bis in die Gegenwart
Was wünschen Sie sich für „Ihr“ Haus der Geschichte, was erwarten Sie sich davon?
Ein offenes Haus. Ein Haus, das in seiner inhaltlichen Vielfalt den Besuchern Orientierung gibt, Diskussionen ermöglicht. Ein Haus, das breit angenommen wird. Ich erwarte mir viele Besucher, liegt es doch an einer der zentralen europäischen Verkehrsachsen zwischen Ost und West, Nord und Süd. Eine unglaubliche Chance – diese werden wir gemeinsam nützen.
UNIV. PROF. STEFAN KARNER Geboren 1952 in St. Jakob bei Völkermarkt, Historiker.
Vorstand des Instituts für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte der Universität Graz, Gründer und Leiter des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung Graz-Wien-Raabs; Leiter des Medienlehrgangs der Universität Graz; „Österreichischer Wissenschaftler des Jahres“ 1995; Co-Vorsitzender der Österreichisch-Russischen Historikerkommission (seit 2008); Mitglied und Vorsitzender wissenschaftlicher Vereinigungen im In- und Ausland; Zahlreiche Veröffentlichungen; Leiter großer Ausstellungen und TV-Dokus; Wissenschaftliche Leitung zur Einrichtung eines „Hauses der Geschichte Niederösterreich“.
Forschungsschwerpunkte: Zeitgeschichte Österreichs, Ost- und Südosteuropas; Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte. Über 40 Monografien und über 350 wissenschaftliche Publikationen in in- und ausländischen Zeitschriften, dazu zahlreiche herausgegebene Werke und Reihen.
KUNSTMUSEUM KREMS  „Die Bauverhandlung ist abgeschlossen, in wenigen Wochen erfolgt der Baustart!“, verrät NÖKU-Boss Paul Gessl. Im Zuge öffentlicher Präsentationen hat man das Projekt auch der Bevölkerung vermittelt und sich die Anliegen der Kremser angehört. „Da gibt es Sorgen wegen der Parkplatzsituation, die Frage, was das für das Weltkulturerbe bedeutet etc. Das nehmen wir alles ernst und arbeiten an guten Lösungen!“, verspricht Gessl. V. a. im Hinblick auf Verkehrs- und Parksituation sowie Platzgestaltung sieht Gessl durch das neue Museum auch eine Riesenchance für Krems. „Im Grunde genommen haben wir die einmalige Gelegenheit, Krems direkt an die Donau heranzurücken – also den Verkehr in diesem Bereich ‚wegzubekommen‘.“ Der NÖKU-Chef könnte sich diesbezüglich eine Art Unterführung für den Verkehr oder Ähnliches vorstellen und plädiert für „think big, think mutig!“ Vorleistungen hat man jedenfalls schon erbracht. So wurde das Grundstück des ÖAMTC von der Stadt Krems für Parkmöglichkeiten angekauft.
Vom Zeitplan her soll der von marte.marte geplante Museumsbau voraussichtlich Ende 2017 fertiggestellt sein, mit der Eröffnung des Ausstellungsbetriebs rechnet Gessl im Frühjahr 2018. Die Entscheidung für den Namen „Landesgalerie Niederösterreich“ ist deshalb gefallen, weil damit am deutlichsten vermittelt wird, dass das neue Museum die (rund 60.000 Werke zählenden) Landessammlungen Niederösterreich für die Menschen sichtbar machen wird. Außerdem wird damit zum Ausdruck gebracht, was man bekommt: „Mein Motto lautet da ‚keep it simple‘ – das was draufsteht, soll auch drin sein, also die Landeskunst“, so Gessl. Die Kosten für das Projekt sind mit 35 Millionen Euro angesetzt, die jährliche Basissubvention für das Museum wird vier Millionen Euro betragen.
Für den Kremser Bürgermeister Reinhard Resch bedeutet die Umsetzung des Museums den schlüssigen Abschluss einer kontinuierlichen Entwicklung: „Einen wichtigen Grundstein legten die bereits in der Nachkriegszeit ins Leben gerufenen großen Kunstausstellungen in der Minoriten- und Dominikanerkirche, die den späteren Landesausstellungen als Vorbild dienten. Als dann vor 20 Jahren die Kunsthalle Krems eröffnet wurde – sie zählt heute zu den wichtigsten Ausstellungshäusern Österreichs – war das der Beginn einer steilen Aufwärts­entwicklung. Es folgten das Karikaturmuseum Krems, das Forum Frohner und nun das Kunstmuseum Krems!“ Stolzer Nachsatz: „Für eine Kleinstadt mit 25.000 Einwohnern eine ganz schön hohe Dichte an Kunsthäusern!“