MFG - Die Curling-Elite kommt nach St. Pölten
Die Curling-Elite kommt nach St. Pölten


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St. Pöltens gute Seite

Die Curling-Elite kommt nach St. Pölten

Text Thomas Schöpf
Ausgabe 09/2010

Anfang Oktober wird die Zahl der Österreichischen Curling-Bahnen für drei Tage verdoppelt. Die Union St. Margarethen (Niederösterreichs einziger Curling-Klub) lädt zum Turnier in St. Pölten und wünscht Teams aus mehreren Ländern (wie etwa aus der Schweiz, in der es 173 Klubs gibt) „Gut Stein“. Der einzige Curling-Eismeister Österreichs, Andreas Unterberger aus Kitzbühel, präpariert die Bahnen.

Sie sind eine verschworene Gemeinschaft von jung und alt, beiderlei Geschlechts. Rund 35 an der Zahl, 25 davon recht aktiv und sie wünschen einander „Gut Stein“– die Spieler vom 1. NÖ Curlingclub Union St. Margarethen. Präsident Herbert Planer trifft sich mit seinen Kollegen in der Wintersaison jeden Montag zum Training auf dem Eislaufplatz der Naturfreunde St. Pölten. In St. Margarethen und Umgebung, wo die meisten Mitglieder herkommen, gibt’s kein Eis. Jenes in St. Pölten gehört erst gehörig präpariert. „Das machen wir selber“, schildert Planer, „da müssen Tröpfchen nach dem Gießkannenprinzip aufgetragen werden, damit auf dem Eis ein Film entsteht und der Stein richtig curlt.“ Da der knapp 20kg schwere Stein (ausschließlich aus schottischem oder walisischem Granit) unten eine runde geschliffene Form hat, kann man ihm vor dem Loslassen einen Schnitt mitgeben und er beschreibt dann eine parabelförmige Kurve – er curlt. Die Kollegen wischen mit dem Besen vor, das Eis taut kurzfristig an, auf dem Wasserfilm verliert der Stein weniger Energie und sein Lauf kann ein bisserl gelenkt werden.
Von idealen Trainingsbedingungen kann bei den Naturfreunden freilich nicht die Rede sein. „Wegen der Eisläufer ist das Eis zu rau. Durchs runde Laufen ist es auch nicht wirklich eben“, erklärt Planer. In Österreich gibt es nur einen Ort, an dem man perfekt Curling spielen kann, und zwar in Kitzbühel. Dort wird seit 1908 gecurlt. 1955 wurde der Kitzbühel Curling Club (KCC) gegründet. Und weil Planer und Co. in den 80er-Jahren einmal beim Skiurlaub in Kitzbühel keinen Schnee vorfanden, fingen sie in der dortigen Halle zum Curling spielen an. 1987 gründeten Planer, Franz Fendt aus Haindorf und Co. den 1. NÖ Curlingclub. 1988 wurde die Union St. Margarethen in der Bundes-Sportorganisation (BSO) aufgenommen und 1989 im Österreichischen Curling Verband. Landesmeister werden die St. Margarethener immer, sonst gibt’s ja auch keinen anderen Klub in Niederösterreich. Ausgetragen werden die NÖ-Landesmeisterschaften immer in Kitzbühel, wo die einzigen genormten Bahnen Österreichs zu finden sind. Staatsmeister wurden die St. Margarethener (Harald Fendt, Andreas Schlögel, Peter Mondl und Karl Schlögel) 2006 auch schon (natürlich in Kitz) und durften Österreich bei der EM 2003 in Courmayeur und bei der EM 2006 in Basel vertreten. „In der Schweiz ist es überhaupt toll“, erzählt Planer, „dort hast du bei Curling-Turnieren manchmal bis 6.000 Zuseher in der Halle.“ In der Schweiz sind über 8.000 aktive Spieler gemeldet, in Schottland rund 15.000 und in Kanada sogar über 800.000. In Österreich gibt es sieben Klubs.
Anfang Oktober treffen sich aber alle in der Eishalle der NÖ Sportwelt St. Pölten. Denn dann trägt die Union St. Margarethen ihr alle zwei Jahre stattfindendes Turnier aus. Neben den heimischen Teams kommen auch noch welche aus der Schweiz, Italien, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Kroatien, Deutschland, Ungarn und Russland. „Durch unsere Auslandsreisen – wir waren zum Beispiel schon in St. Gallen, Prag, St. Petersburg und Moskau – haben wir schon viele Kontakte knüpfen können“, sagt Planer. Die Bahnen richtet der einzige „Curling-Eismeister“ Österreichs Andreas Unterberger her. Der kommt (wenig überraschend) aus Kitzbühel. Zwei Tage dauert die Präparierung, gecurlt wird dann drei Tage, von 1. bis 3. Oktober. Der Eintritt ist frei.
Nähere Infos gibt es im Internet unter www.curling.at.