MFG - Mit IPhone und im Cabrio am Jakobsweg
Mit IPhone und im Cabrio am Jakobsweg


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St. Pöltens gute Seite

Mit IPhone und im Cabrio am Jakobsweg

Text Althea Müller
Ausgabe 09/2010

Am 19. Oktober kommt das österreichische Allround-Talent Clemens Haipl nach St. Pölten, um aus seinem aktuellen Buch „Sind wir bald da?“ zu lesen. Grund genug, um den Kabarettisten, Kolumnisten, Zeichner, Schauspieler, Moderator (Projekt X u.a.), Autor (z.B. Sendung ohne Namen) und Musiker zum Interview zu bitten und schon mal vorab über seine niedergeschriebene Suche nach dem Jakobsweg auszufratscheln.

Ihr Buch zeigt ja sehr schön Ihren ganz persönlichen Jakobsweg – vom kettenrauchenden, biertrinkenden Künstler hin zur Geburt des ersten Kindes.
Ja. Ein Kind zu bekommen ist doch das Wichtigste, was man als Erwachsener machen kann. Ich bin jetzt doch schon 41, davor war ich mein Leben lang ein Jugendlicher im erwachsenen Körper. Somit war die Geburt meines Sohnes natürlich ein riesengroßer Schritt für mich!

„Sind wir bald da?“ liest sich so, als hätten Sie Tag für Tag daran geschrieben.
Teilweise habe ich mir Notizen gemacht, teilweise regelmäßig mitgeschrieben, vieles habe ich natürlich maßlos übertrieben. Aber so bin ich: Ich mache mir einfach Gedanken, verstelle mich nicht. Die Jakobsweg-Geschichte habe ich darum auch nie so auf die tatsächlichen Ortschaften beschränkt gesehen: Ich glaube halt nicht, dass einem der liebe Gott nur auf dem Santiago de Compostela erscheint.

Wir finden auch so einige Spitzen auf Society, bestimmte Vereine oder Lokalitäten. Kommen da böse E-Mails?
Also ich hab zufällig letztens jemanden vom Fischereiverband getroffen, der war sehr freundlich zu mir – also dürfte er das Buch noch nicht gelesen haben. Ansonsten, dass ich mich immer wieder mal so ein bisschen über die Medienbranche lustig mache – also das ist eigentlich wurscht. Es kennen mich sowieso alle.

Wie waren die Reaktionen bis jetzt?
Durchwegs positiv. Einzig neutral bis negativ kam es erstaunlicherweise, wenn auch nur vereinzelt, aus jener Ecke, von der ich mir eher Positives erwartet hätte, also von Medien, die eher FM4-lastig, linksliberal, aufgeschlossen und so sind. So gab es da Feedback à la „Die Ortschaften sind ja gar nicht richtig beschrieben!“ bis hin zu „Es fehlt der philosophische Hintergrund.“ Ich meine, wie kann man bei einem Buch von mir, das auch mit passendem Klappentext ausgestattet ist, ernsthaft davon ausgehen, ich würde einen Reiseführer schreiben?

Aber was die Philosophie angeht, fand ich Ihre „großen Weisheiten“ sehr amüsant (z.B. „Nachher ist man immer klüger“, Anmerkung).
Ja, die Grenzen zwischen sich lustig machen und Ernst sind sehr fließend. Und oft weiß ich ja selbst nicht, ob es jetzt zum Lachen oder Weinen ist. Ich glaube, Leute – respektive vor allem Journalisten – nehmen Dinge gern so, wie man sie Ihnen präsentiert. Man kann darum ein und denselben Text marketingtechnisch als philosophisch und hintergründig verkaufen – oder als Satire. Ich persönlich finde da aber den folgenden Vergleich passend: Wenn mir im Gasthaus das Schnitzel nicht schmeckt, frag ich den Koch ja auch nicht, ob das sein Ernst ist, oder? Fakt ist doch nur, es schmeckt mir – oder eben nicht! Also was immer sich die Leute bei mir rausnehmen, soll mir recht sein, selbst, wenn sie mich nur für einen deppaden Mittelschüler halten – nur ganz egal sollte es Ihnen möglichst nicht sein.

Sie machen Ihr Ding.
Weil ich nichts andres kann.

Nachdem Sie bald zu einer Lesung kommen – Stichwort St. Pölten.
Ist natürlich großartig. Mitte der 80er gabs ein Schlüsselerlebnis: Ich ging als Austauschschüler für ein halbes Jahr nach Amerika und war fest überzeugt, dass Wien die Hauptstadt von NÖ ist. Dann kam ich zurück – und es war St. Pölten.

Traumatisch, fast. Oder?
Ja. Dramatisch.

Sie haben einmal eine Misttonne gespielt, Ich habe gelesen, man soll Sie nicht danach fragen.
Zig Sendungen, einige Filme, Bücher… und hängen bleibt nur die deppade Mülltonne.

Ich will damit andeuten, dass Ihre Lesung wohl nicht nur eine halbe Stunde runterradeln, aufstehen und gehen ist...
Nein! Kommt natürlich auf die Stimmung an, aber man darf mit Überraschungen rechnen.

Haben Sie abschließend eine exklusive Haipl-Weisheit fürs MFG?
Eine Haipl-Weisheit fällt mir so spontan grad keine ein, aber eine vom Mundl. Es klopft an der Tür und der Karli Sackbauer sagt zum Edmund: „Der was nicht zuhause ist, der macht auch keine Tür nicht auf…“

Infos zum Thema:
Zum Buch

Jakobsweg is everywhere, eigentlich – darum kann die Suche nach Gott und dem Sinn des Lebens nicht nur in Spanien, sondern auch in Wien, Kärnten, Vorarlberg, im Kaffeehaus, auf der Bühne, im Zug oder Mazda Cabrio, beim Zigarettenrauchen oder sogar dann geschehen, wenn man Magendarmbeschwerden oder ein Kastl zu montieren hat.
Clemens Haipl und seine Frau fahren tapfer die St. Jakobs Österreichs ab, bevor er mit seinem Freund doch noch in Spanien und da dann bis zum Knie in Kuhscheiße und Verzweiflung endet.