MFG - Von der Leichtigkeit des Seins, wie man ist
Von der Leichtigkeit des Seins, wie man ist


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St. Pöltens gute Seite

Von der Leichtigkeit des Seins, wie man ist

Text Gotthard Gansch
Ausgabe 12/2010

Die derzeit wohl bekanntesten Söhne der Stadt heißen Molti, Spotzl, Pichla und Eigi. Dank des ATV-Formats „Saturday Night Fever – So feiert Österreichs Jugend“ kennt das ganze Land die vier jungen Nachtschwärmer aus der Landeshauptstadt. Und irgendwie hat auch jeder zu ihnen eine Meinung. Vom Umgang mit der Polarisation.

Laut Eigendiagnose gibt es eine einfache Erklärung dafür, dass sich die Fernsehzuseher an Molti & Co nicht satt sehen: Authentizität. Andere Möchtegern-Stars quälen sich durch Castings und stellen ihre beachtlichen Talente vor den gestrengen Augen der Juroren und Coaches unter Beweis – alles in der Hoffnung dem Fernsehzuseher als authentisch zu gefallen. Bei Molti, Pichla, Spotzl und Eigi gibt es keinerlei Talente zu bestaunen. „Wir sind einfach, wie wir sind“, bringen sie es auf den Punkt. Die Leute sagen zu ihnen Sätze wie: „Ich war früher genauso arg drauf wie ihr – darum taugt ihr mir so!“ Bei Facebook haben sie 20.000 Fans. Aber auch die kritischen Stimmen sind präsent. Wer überall wiedererkannt wird, über den gibt es überall eine Meinung. Die vier polarisieren stark. Was für die einen „cool“ ist für die anderen „peinlich“. Die wenigsten negativen Stimmen dringen aber bis zu den vier Burschen selber vor. Die geben sich selbstbewusst: „Wir sind so, wie wir sind. Wir werden uns nicht ändern oder verstellen, nur dass wir die Kritiker zum Schweigen bringen. 75 Prozent der Leute, die blöd über uns reden, sind nur neidisch.“ Worauf denn bitteschön neidisch?! „Das ist es ja. Darauf, dass wir nichts Besonderes können, keine Talente haben oder irgendwas Tolles geleistet haben.“

Sex And The City
Im Gespräch mit den vier ATV-Stars gewinnt man den Eindruck, dass diese ihre Rollen verinnerlicht haben. Zuerst, also bei den ersten Drehterminen, war Molti der „goscherte“ Rädelsführer. Die anderen standen mehr schüchtern als nüchtern daneben. Heute sagen sie, traut sich jeder die eigene Persönlichkeit vor der Kamera ganz unverstellt zu zeigen. Das kauft man ihnen auch ab, wenn man sie „in real“ kennenlernt. Und so haben sich die vier zum Fundament des Sendungserfolgs entwickelt. Ein Selbstbewusstsein, das auch gezeigt wird: „Man braucht ja nur die Sendung anschauen, die ganzen anderen machen uns nach und wollen genauso arg drauf sein wie wir. Aber das funktioniert halt nicht.“ Die vierte Staffel ist bereits gedreht. ATV schickt sie ab 11. Jänner 2011  jeweils Dienstags on air. In neun von zwölf Folgen werden auch die vier St. Pöltner wieder Party machen und Sprüche klopfen. Fast möchte man von einer St. Pöltner Version von „Sex And The City“ sprechen.

Anheizer der Nation
„Viele Türen haben sich geschlossen, dafür haben sich andere geöffnet“, antwortet Molti philosophisch auf die Frage, ob sie nicht um ihre berufliche Zukunft fürchten. Wer würde denn einen Machosprüche-Klopfer schon einstellen? „Die Jobs, die wir eh nie wollten, sind in weite Ferne gerückt. Aber wir wollten eh nie einen seriösen Job, etwa bei einer Bank. Wir kommen alle vom Bau, wir könnten dir gemeinsam ein Haus bauen“, lacht Spotzl. Seine Zukunft sieht er in der Eventbranche: „Da möchte ich hin, vielleicht mal ins Management.“ Der Weg scheint nun über die Diskotheken des Landes zu führen. „Bis März 2011 sind die Burschen ausgebucht“, erzählt ein älterer Freund, der „ein bissl schaut, dass sie ned verarscht werden“. Manager will er sich nicht nennen. Disco-Betreiber würden die Burschen einladen, die kommen mit einem DJ und ihrer aktuellen Single („Vollgas“) und machen Stimmung. Sozusagen die Anheizer der Nation. Nur das Fortgehen im privaten Rahmen wird schwierig. „Wenn wir Auftritte haben ist alles organisiert, auch Securitys. Aber wenn du privat in eine Disco gehst, dann belagern dich Besoffene, legen den Arm um dich und tun so, als ob wir befreundet wären. Da kann man nicht mal in Ruhe aufs Klo gehen“, erzählt Spotzl von der Schattenseite des Ruhms.

Verarschungsresistent
Auch der Neid begleitet jetzt ihr junges Leben. Über eine St. Pöltner Gratisblatt-Redakteurin können sich die vier so richtig ärgern: „Die kopiert von Facebook negative Kommentare runter und verkauft das dann in ihrem Heftl als Reportage von wegen wir wären ja ‚sooo lächerlich’… Wenn‘s beim Fortgehen wen Lächerlichen sehen will, dann soll sie sich mal in den Spiegel schauen!“ Auch ATV ist mitunter nicht zimperlich und zieht die Burschen durch den Kakao. Gerade durch die Stimme aus dem Off wird die vermeintliche „Leistung“ der Protagonisten immer wieder relativiert und ins Lächerliche gezogen. Es scheint wie das Amen im Gebet, dass am Ende des Partyabends keiner der Burschen mit einem „Aufriss“ nachhause geht. „Natürlich werden wir verarscht. Aber das stört uns nicht, damit leben wir. Das macht uns ja gerade menschlich, dass wir auch scheitern und über uns selber lachen“, meint Spotzl.

G’spieben wird ned
Eine Art „Ehrenkodex“ wird im Gespräch mit den vier deutlich. Molti: „Wir unterscheiden uns von den Komasäufern. Wir saufen ned bis wir speiben, sondern nur soviel, um in Stimmung zu kommen und Spaß zu haben.“ Auch mit der vermeintlich negativen Vorbildrolle versuchen die Protagonisten umzugehen. Spotzl ist erschreckt, wenn ihm wildfremde Eltern berichten, dass ihre vierjährige Tochter „so verliebt“ in den süßen Spotzl sei. Er selbst verhinderte bis dato erfolgreich, dass sein kleiner achtjähriger Bruder die Sendung sieht: „Wenn er mit 14, 15 Jahren alt genug ist um sich eine Meinung zu bilden, dann soll er sich das anschauen. Heute noch nicht, dafür ist er zu jung. Heute sieht er mich noch als ‚echtes‘ Vorbild, das soll auch so bleiben.“ Den jungen St. Pöltnern jedenfalls scheint – im wahrsten Sinne des Wortes – aus dem Nichts heraus eine einmalige Chance geboten. Als ihre „Berühmtheit“ ihren Ausgang nahm, waren wir uns in der Redaktion einig, dass es sich wohl nur um die berühmten „15 Minutes of Fame“ handeln würde. Heute sind Molti, Spotzl, Pichla und Eigi wohl am Höhepunkt ihrer ATV-Karriere. Was danach kommt bleibt abzuwarten. Spannend ist es allemal. Und auch sympathischer als so manch andere(r) Pseudo-Prominente(r) dieser Stadt. Infos zur Person:
Michael "Molti":

Molti ist das Paradebeispiel eines Machos: Immer einen Spruch auf den Lippen, die Frauenwelt steht im Mittelpunkt der verbalen Angriffe. Als Gewichtheber ist er muskelbepackt, ein Urteil  ob sein Aussehen die Entgleisungen kompensiert bleibt jeder Frau selbst überlassen. Bis vor kurzem als „Badewaschl“ aktiv.

Patrick „Pichla“:
Sein Hauptaugenmerk gilt dem Alkohol, die Erinnerung an vergangene Abende bleibt regelmäßig auf der Strecke. Der Maurer will deswegen kein Vorbild sein, quittiert dementsprechende Kundgebungen eher mit Missfallen oder spöttischen Kommentaren („Glaubt’s mir, ihr wollt’s wirklich ned so werden wie ich!“).

Patrick „Spotzl“:
Auch Spotzls zentraler Lebensinhalt sind Frauen, jedoch geht er bei der „Jagd“ mit einer anderen Taktik vor: Er ist in gewissem Maße liebevoll und nett, versucht die Dame seiner Wahl um den Finger zu wickeln. Abseits des Fernsehhypes ist er Elektriker. Er wirkt als der heimliche Macher, als der „Mann mit dem Plan“.

Eigi:
Im Vergleich zu den anderen eher konturlos, ihn zeichnet auf den ersten Blick hin nichts besonders aus. Er ist eine Art ausgeglichenere Mischung seiner drei Kumpels, dem Alkohol und Frauen nicht abgeneigt, jedoch nicht so exzessiv. Ein bisserl schüchtern, ein bisserl potschert. Der Sympathieträger schlechthin.

  Infos zum Thema:
Saturday Night Fever Promo Tour:
Die vier Herren aus St. Pölten und Umgebung wollen durchstarten. Sie produzierten bereits ihre erste Single namens „Vollgas“ und stehen auch für Werbezwecke ihren Mann. Sie touren an Wochenenden quer durch Österreich und füllen die verschiedensten Discos und Clubs. Das angebotene Package umfasst neben den vier Mannen selbst auch  einen DJ. Interessierte Clubbetreiber sollten aber bereit sein, schon mal 3.000 Euro dafür zu investieren.