MFG - Loblied an den Lonesome Ranger: So happy alone
Loblied an den Lonesome Ranger: So happy alone


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Loblied an den Lonesome Ranger: So happy alone

Text Althea Müller
Ausgabe 06/2012

Zeit, aufzuräumen: Die Soloalben unter uns sind weder alle schirch noch blöd noch wohnen sie bei Mama. Naja, ein paar vielleicht schon. Aber wurscht. Der Punkt ist: Es gibt Menschen, die nicht nur Single sind. Sie sind auch noch gern Single. Doch, ehrlich. Und sie könnten vielleicht sogar richtig glücklich sein, wenn die anderen ihnen nicht ständig mit waidwundem Blick subtil einreden würden, dass sie arme Schweine sind …

Wikipedia (nicht essen!! nicht als Quelle für Diplomarbeiten verwenden !!) beschreibt Alleinstehende oder umgangssprachlich "Singles" als erwachsene Personen, die ohne feste soziale Bindung sowie ohne minderjährige Kinder im Haushalt leben. (Und dafür mindestens mit einer Katze und/oder einem verschrumpelten Kaktus, Anm.) Von diesen gibt es zurzeit in Österreich mehr als 1,2 Millionen, sagt Statistik Austria. Und ganz sicher sind davon nicht alle nur unglücklich ungebunden oder verzweifelt bindungsfreudig. Sonst müssten die Privatsender ja noch ein paar mehr Formate erfinden, um die ganzen Frauen suchenden Bauern u.ä. unterzubringen. Nein, viele Singles fühlen sich eigentlich ganz wohl. Wenn man sich so durchfragt …

Alexandra, 36, seit 1,5 Jahren Single :
„Ich find es herrlich als Single superspontan sein zu können. Oder den ganzen Tag im Pyjama herumzulaufen, ohne dass jemand was dagegen sagt. Und ich mag es, im Fernsehen jeden Scheiß anschauen zu können. Das ist schon gut am Single sein.“

Tja, die Sache mit dem Fernsehen. Das ist nämlich gar nicht so unwahr. Fakt ist: Menschen sehen gern fern. Ist so. Und wer kennt nicht ein Pärchen, das sich seufzend ein zweites Fernsehgerät angeschafft hat, weil es den Verdruss über die ewigen Diskussionen, was geschaut wird, leid war? Ich kenne mindestens fünf. Der Single dagegen schaut, was er will. Und wenn er dabei einschläft und alle Erdnüsse auf dem Teppich verteilt, wird ihn niemand dafür ausschimpfen. Ist ja keiner da. Aber natürlich kommt auch beim gestandenen Single, gemütlich eingerollt in XL-Nirvanashirt und Schafwollsocken, hin und wieder ein wenig Zweifel auf.

Anonyma, aufgeschnappt:
„Wenn ich mich umhöre, wie's bei anderen zugeht, dann denk ich mir oft, ich bin froh, dass ich allein bin, obwohl ich mich auch oft einsam fühle und gern einen Partner hätte. Aber da muss schon alles passen, ansonsten kann ja Liebe auch sehr böse und traurig sein und in die andere Richtung losgehen.“

So. Da haben wir ihn, den klassischen Grund, warum so mancher lieber allein ist und bleibt: Spätestens mit 30 hat wirklich jede/r seine Liebesschrammen abbekommen. Man wird vorsichtiger. Heute sind viele in relativ jungem Alter bereits wieder geschieden, haben lange Beziehungen mit schmerzhaften Trennungen hinter sich, streiten um den Hamster usw. Klar, dass man dann, wenn man sich davor so viele Jahre mit einem Partner herumgeschlagen hat, die Unabhängigkeit oft eher zu genießen weiß. „Der Mensch sehnt sich nach Nähe und einem Partner, mit dem er seinen Alltag ausfüllen kann. Dass uns das Alleinsein nicht unbedingt in die Wiege gelegt wird, beweist der Boom, den Single-Portale gerade erleben. Aber trotz des Willens vieler gibt es auch heute Angehörige beider Geschlechter, die ein Leben als Single der Partnerschaft vorziehen“, fasst dazu auch healthindex.de schlüssig zusammen.

Christian, 28 Jahre, seit 2,5 Jahren Single:
„Die Karriere, die läuft jetzt viel besser. Da geht was weiter.“

Auf ehow.com finde ich passend dazu eine wirklich entzückende Liste – How To Be A Happy Single, nämlich. Und in dieser steht gleich auf Platz 1: „Make the most of your career.“ Ist jetzt natürlich nicht grade überraschend. Wenn man sich schon auf sich selbst konzentrieren darf, warum dann nicht auch gleich noch auf Selbstverwirklichung und mehr Kohle im Job. Keine Machtkämpfe, wer mehr verdient, kein Streit wegen Überstunden, keine Eifersüchteleien wegen Networking-Sessions nach Feierabend. Holladiro.
Dazu veröffentlicht enjoyliving.at einen Artikel, in dem sehr passend steht: „Allgemein besteht die verbreitete Tendenz, als Single nicht mehr gebraucht zu werden … und wenn man doch einmal eingeladen wird, fühlt man sich oftmals wie das fünfte Rad am Wagen. Nicht zu vergessen sind Familientreffen mit Freunden und Verwandten, wo häufig die Frage nach dem Beziehungsstatus aufgeworfen wird“, lesen wir da und nicken wissend.

Quote, aufgelesen:
“Als ich jünger war, hasste ich es, auf Hochzeiten zu gehen. Die Verwandten lachten immer und sagten: ‚Du wirst der nächste sein!‘ Sie haben mit dem Mist erst aufgehört, als ich anfing, auf Beerdigungen das gleiche zu ihnen zu sagen.”

Spannend wäre, wie eigentlich Gebundene reagieren würden, wenn im Gegenzug mal der Single lockerflockig vor allen Leuten fragen würde: „Und, läuft bei euch noch was im Bett?“ Doch selbst heute noch genießt der Single weniger gesellschaftliches Ansehen, und so wird er sich hüten, aufzumucken. Besser ist es, in das Lachen der Paare einzustimmen. Doch falls der glückliche Lonesome Ranger doch mal einen traurigen Abend haben sollte (wer nicht?), möchte ich noch ein besonders nettes Blog-Zitat weitergeben: „Have fun, expand your horizons, work that body – and appreciate all the really wonderful things you are.“ Sicher, das gilt auch für Nicht-Singles. Nur: Die bekommen die Bestätigung eventuell auch mal von außen. Somit: Enjoy yourself. Irgendwann ist die Solokarriere sowieso wieder vorbei. Oja, wirklich. Versprochen.