MFG - Glücklich ist, wer vergisst...
Glücklich ist, wer vergisst...


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Glücklich ist, wer vergisst...

Text Johannes Reichl
Ausgabe 03/2006

Schmollwinkerl, Klagekasperltheater, verstörte Musikfans. Im Zuge der Operettenwiederbelebung wurde viel Porzellan zerschlagen. Nun werden – endlich - friedlichere Töne angeschlagen. Wir sprachen mit Hermann Nonner und Michael Birkmeyer.

HERMANN NONNER
Warum nehmen Sie sich so um die Operette an?
Sinn ist es, das Musiktheater wieder zu beleben, das man mit der Übergabe des Stadttheaters an das Land abgedreht hat.
Nun war Operette in der letzten Stadttheater-Ära kein Publikumsmagnet mehr.   Ist Operette nicht tot?
Ganz und gar nicht! Über 5.000 Leute haben dafür unterschrieben. Mich hat etwa gestört, wie Holender in der ORF Pressestunde dasselbe verzapft hat. Was der Staatsoperndirektor offenbar nicht verstanden hat, ist der kulturelle  Background der Operette im Osten Österreichs und in den benachbarten Ländern. Strauß, Lehar – das funktioniert sehr wohl, die Leute fühlen sich hingezogen.
Wie begeistert man heute die Besucher für die Operette?
Die Zukunft liegt in der Gala, einem netten Potpourri. Der Inhalt ist ja zugegebenermaßen zumeist seicht, für das gibt es eh das Sprechtheater. Aber die Musik spricht für sich selbst!
Die Gala ist ja nur Zwischenschritt einer großen Vision?
Mein Traum ist noch immer die Bespielung des Südparks mit Sommeroperette vom Niveau eines Mörbisch-Festivals. Das Problem der Wetterfestigkeit könnte man durch Ausweichstandorte lösen. Diesbezüglich hab ich schon mit Mimi Wunderer geredet, welche die Bühne im Hof zur Verfügung stellen will. Vielleicht ist aber auch das Land so gnädig, im Fall der Fälle das Landestheater anzubieten. Das lege ich dem Landeshauptmann ans Herz.
Und das Festspielhaus?
Die Sache ist abgehakt. Wichtig ist, dass man persönliche Befindlichkeiten hintanstellt, dass es um die Sache geht. Was etwa ein Fichtenbaum macht, hat sicher Qualität. Das hat sicher nichts mit Nachtclub-Flair zu tun.
Wer kommt zur Gala am 16./17. Mai in die Stadtsäle?
Die Verträge mit den renommierten Sängern Ursula Pfitzner und Sebastian Reinthaller sind unterzeichnet. Zudem gibt es Gespräche mit Renato Zanella, der ja gute Kontakte zum Ballettkonservatorium und Fichtenbaum hat.
MICHAEL BIRKMEYER
Was wird im Festspiehaus punko Operette in Zukunft gemacht?
In der nächsten Saison werden wir einige Operettenliederabende mit guten Sängern veranstalten. Zudem werden wir eine Co-Produktion mit einem internationalen Festival präsentieren.
Die Ablehnung der Operettenfreunde hat einigen Staub aufgewirbelt, v.a. ihr Spruch von der Qualität, weil dann ja mit der „Nacht der Musicals“ - auch eine Fremdveranstaltung - nicht gerade Top-Niveau geboten wurde.
Ja, das war leider ein Verkettung unglücklicher Zufälle. Was mir als erstes von den Operettenfreunden vorgelegt wurde, war einfach zu dürftig. Dann hatte ich keine Zeit für Nonner, und plötzlich war alles in den Medien und wurde hochgeschaukelt. Gleichzeitig war diese Musical-Produktion, wo die Leute gesagt haben: „Na der Birkmeyer blost so, aber des is a ned berauschend.“ Ich hab das letzten Endes zu verantworten. Ich kann mich da nicht an den Mitarbeitern abputzen. Ich kann mich nur entschuldigen beim Publikum und versprechen, dass das nicht mehr passieren wird.
Der Infight mit Hermann Nonner?
Da wurde aus einer Mücke ein Elefant gemacht. Nonner und ich haben uns mittlerweile getroffen, ich find ihn durchaus nett.  Wir helfen ihm auch gerne. Und wenn ein gutes Programm, mit guten Sängern  und einer guten Inszenierung angeboten wird, und das in unser Programm hineinpasst, dann werden wir das Festspielhaus sicher zur Verfügung stellen, auch vom Preis entgegenkommen. Das ist ja ganz klar! Ich bin ja froh, wenn es da über 5.000 Leute gibt, die sich für Musiktheater interessieren. Das ist ja unser Publikum!
Ihr Match gegen Fichtenbaum?
Ich vertrete eine gewisse Richtung von Geschmack, und die ist mit dem von Michael Fichtenbaum nicht kompatibel. Ich hab aber nichts persönlich gegen ihn. Das Ganze ist lächerlich. Die Nachtclubatmosphäre, das kann ich nicht zurücknehmen, weil das ist einfach meine Ansicht, wenn ich mir gewisse Drucksorten vom Ballett anschaue. Aber das ist auch nicht abwertend. Nachtclubs können ja Tänzer auf höchstem Niveau haben. Aber bei uns passt das nicht.