MFG - IN WAS FÜR EINER STADT LEBEN WIR EIGENTLICH ...
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MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

IN WAS FÜR EINER STADT LEBEN WIR EIGENTLICH ...

Ausgabe 03/2024
... in der veganer Leberkäse kredenzt wird, der das Internet erobert. Schmackhafte Fotos und lobende Worte von Twitter-Nutzer Fabian Pimminger ließen Anfang März den Suchbegriff „Leberkäse“ in Österreich trenden, denn „das Problem veganer Leberkäse“ sei gelöst, der fleischlose Nachbau der Spar-Eigenmarke schmecke schlicht „perfekt“. Es folgten Grundsatzdiskussionen über Inhaltsstoffe und Produktbezeichnungen bei veganen Nachbauten, aber auch zahlreiche Fan-Outings. Fleischlose Produktinnovationen liegen im Trend, 2023 stieg der Umsatz dieser Produktgruppe bei SPAR um 24 Prozent zum Vorjahr. Um rasch auf Kundenbedürfnisse zu reagieren, investierte der Konzern drei Millionen Euro, unter anderem in seinen Fleischereibetrieb im St. Pöltner TANN-Werk. Um von hier die heißen Theken dieser Welt zu erobern.

... in der es jetzt auf eine halbe Million Euro auch nicht mehr ankommt. Zwar liegen jahrelange Grabungs- und Bauarbeiten hinter uns, sind 130 Parkplätze weggefallen und wurde der neue Domplatz im Vorjahr mit viel Trallala eröffnet – aber nein, fertig ist er nicht, wie man aus dem Rathaus hört. In der Gemeinderatssitzung vom Februar 2024 wurde nun eine Terrasse vor dem Palais Wellenstein beschlossen. Mit Planungskosten, Elektroinstallationen und ohne städtische Eigenleistungen kostet die 171 Quadratmeter große Holzterrasse mit einer teilweisen Großflächenmarkise halt nun rund 503.000 Euro. Im September 2023 waren die geschätzten Kosten dem Gemeinderat noch um 200.000 Euro günstiger vorgerechnet worden. Nutzen sollen die Terrasse dann Gäste der Stadtbücherei sowie eines neuen Lokals, das die Stadt in Untermiete dort ansiedelt.

... in der Inflation auch bei Volksbegehren sprießt. So läuft aktuell für gleich 14 (!) Volksbegehren das Eintragungsverfahren, die u. a. so klingende Namen wie „BIST DU GESCHEIT“, „CO2-Steuer abschaffen“, „Energiepreisexplosion jetzt stoppen!“, „Frieden durch Neutralität“, „Kein Elektroauto-Zwang“ oder, mein Liebling, „Das Intensivbettenkapazitätserweiterungs-Volksbegehren“ tragen. Für den Boom machen Experten nicht nur hehre demokratische Ziele aus, sondern manch mehrmaliger (!) „Volksbegehren-Entwickler“ dürfte eher auf den Kostenersatz spitzen. So erhält man im Fall, dass das Volksbegehren die 100.000 Unterschriften-Hürde knackt, das Fünffache der Eintragungsgebühr (aktuell 3.400 Euro) „rückerstattet“. Macht: 17.000 Euro! Kein schlechtes Geschäft für Zocker. Ein sehr schlechtes für die Demokratie.