Hauptsache Kultur
Text
Beate Steiner
Ausgabe
Das Festival „Tangente“ soll St. Pöltner und St. Pölten-Besucher in zwei Jahren kulturell berühren. Die Vorarbeiten zur gescheiterten Bewerbung als Europäische Kulturhauptstadt mit den Inputs vieler kulturinteressierter St. Pöltner sind nicht mehr aktuell, werden dafür nicht genutzt. Womit also werden wir 2024 beglückt? Womit wollen wir uns beglücken lassen? Oder grundlegend gefragt: Was ist Kultur – für institutionalisierte Kultur-Manager, für Kultur-Veranstalter, für Kultur-Schaffende, für Kultur-Kundschaft?
Vier Fragen sollen klären helfen, wie’s St. Pöltner Kultur-Affine mit der Kultur halten, was sie sich von einem Kulturjahr 2024 erwarten:
• Was ist Kultur?
• Wer macht Kultur?
• Was brauch‘ ich persönlich fürs kulturelle Glück?
• Was fehlt St. Pölten zur Kulturhauptstadt?
Die Antworten sind so unterschiedlich wie die Lebenswelt der Menschen, die ihre Gedanken dazu kundgetan haben.
Was ist Kultur?
Autor Thomas Fröhlich bringt’s auf den Punkt: „Also, wahrscheinlich gibt’s mittlerweile so viele Kulturbegriffe, wie es persönliche Haltungen und Meinungen gibt“, und er bezieht sich dann auf Schopenhauers Theorie: „Kultur bezeichnet alle Erscheinungsformen menschlichen Daseins, die auf Wertvorstellungen und erlernten Verhaltensweisen beruhen – als Gegenbegriff zu der nicht vom Menschen geschaffenen und nicht veränderten Natur.“ Oder, wie das Matthias Pacher, Geschäftsführer des Museum Niederösterreich, ausdrückt: „Kultur ist die Gesamtheit der geistigen künstlerischen, gestaltenden Leistungen einer Gesellschaft“, eben „alles, was durch den Menschen erschaffen wurde“, so René Voak, Geschäftsführer der NXP-Veranstaltungsbetriebs GmbH., „das Konzentrat dessen, was uns ausmacht“ (Bühne-im-Hof-Intendantin Daniela Wandl) oder einfach „die Art, wie wir leben“ (Schriftstellerin Zdenka Becker). Und dazu gehört, so die junge Sängerin Sinikka Monte: „Das Feiern all unserer Traditionen“, das „WIR – ohne WIR keine Kultur“ (Musiker Taner Türker). Kultur ist also ein Überbegriff für „das Miteinander der Menschen einer Gesellschaft“, sagt der bildende Künstler Ernest Kienzl, und „die gesellschaftliche Wertschätzung des kreativen Schaffens in allen Formen“, ergänzt Lichtkünstler Markus Kautz.
Die passiert nicht ohne Zutun, konkretisiert der bildende Künstler und Musiker Marcus Hufnagl: „Kultur ist Auseinandersetzung – mit diversen Inhalten, mit der eigenen Geschichte, der Geschichte der Welt, des eigenen Landes, des persönlichen Umfelds.“ Diese Auseinandersetzung koste Mühe, Disziplin, Vorbereitung, Zeit und Geld, so Hufnagl, „egal, ob auf Seite des Konsumenten oder des Anbieters. Das reicht vom Sehen, Fühlen und Begreifen einer Landschaft, eines Gebäudes, einer Stadt, dem Besuch einer Gaststätte, eines Konzertes, einer Ausstellung bis hin zum sogenannten ‚Event‘.“
So gesehen ist die Kultur einem beständigen Wandel unterworfen, „ein Spiegel der Zeit, in der sie geschaffen wurde“ (Musiker Mika Stokkinen) und auch „nichts, um das man einen Gartenzaun ziehen sollte“, ist Festspielhaus-Intendantin Bettina Masuch überzeugt. Wie Musik-Manager Dietmar Haslinger, für den Kultur „der kreative Ausdruck gemeinsamen Schaffens verschiedener Gesellschaften“ ist. Denn „Kultur befähigt uns, einander zu verstehen oder zumindest zu tolerieren und sie stiftet Identität“, erklärt Autorin Renate Kienzl.
Fürs persönliche Wohlbefinden ist Kultur für die meisten Menschen unbedingt notwendig, „wie die Luft zum Atmen“, sagt Galerist Karl Heinz Maringer. „Ohne Kultur kann kein glückliches Leben gelingen“, ist Künstler Florian Nährer überzeugt, „denn Kultur bereichert das Leben und öffnet es für unsere Sinne, die Seele, das Herz“ (Theater-Intendantin Marie Rötzer).
Wer macht Kultur?
Die – theoretische – Antwort darauf scheint einfach. „Alle Menschen, die mit ihren Handlungen geistige sowie künstlerische Leistungen in einer Gesellschaft gestalten“, erklärt Kulturamtsleiter Alfred Kellner. „WIR alle“, sagt Taner Türker und ergänzt: „Wir Menschen, hoffentlich mit einem freien Kopf, um unsere Ideen zu realisieren und zu kommunizieren.“ Die Realität sieht Thomas Fröhlich nicht so eindeutig positiv: „Die gute Nachricht – Kultur macht jeder. Die schlechte Nachricht – Kultur macht jeder.“ Denn der Autor kritisiert, dass „die derzeitige institutionalisierte Kulturvermittlung leider häufig von einer völlig verengten Sicht ausgeht, in der es in erster Linie darum geht, gesellschaftspolitische Agenda, die derzeit als hip und richtig/wichtig gelten, durchzusetzen.“ Und Fröhlich zitiert Friedrich Nietzsche: „Wir gehören einer Zeit an, deren Kultur in Gefahr ist, an den Mitteln der Kultur zugrunde zu gehen.“
So gesehen sollte sich Ernest Kienzls Ansicht durchsetzen: „Niemand macht Kultur! Kultur wird nicht gemacht, sondern entsteht – hoffentlich.“ Ja, sagt Mona Jas, künstlerische Leiterin des KinderKunstLabors: „Kultur entwickelt sich durch und in allen Äußerungen des menschlichen Miteinanders in komplexer und stets sich verändernder Weise: facettenreich, fluide, bereichernd und sinnhaft.“
Was fehlt St. Pölten zur Kulturstadt?
Was kann denn abgehen in einer Stadt mit drei Theatern, fünf Museen, zahlreichen Festivals, Musik- und Kunstvereinen, einer alt-bewährten freien Szene, Orchestern? „Nichts“, denken Kulturamtsleiter Alfred Kellner und Museums-Geschäftsführer Matthias Pacher.
Doch die Jugend hat unerfüllte Wünsche: „Orte, an denen sich zu jeder Tageszeit das brummende Leben versammelt gehören zu den Dingen, die ich am meisten an der Stadt vermisse“, klagt Markus Kautz. „Jugendkultur fehlt!“, ruft Felix Schnabel, als Salamirecorder ein bekannter Musiker: „Es gibt kaum Auftrittsmöglichkeiten oder Bars für Undergroundbands und junge Künstler. Wo kann ich meine Freunde aus Wien spielen lassen? Es fehlen Ateliers, Proberäume.“ Das war schon mal besser in der Stadt, erinnert sich Florian Nährer: „In den 80ern, 90ern, gab es in St. Pölten zahlreiche kleine Tschecherl, in denen sich junge Menschen treffen konnten. Dort konnten Schülerbands auftreten und sich ausprobieren. Ich denk‘ da an den Koll, das Drunter & Drüber, das Salzamt, das Kuckucksnest. Diese waren für uns damals eine Art Wohnzimmer und eine künstlerische Spielwiese. Solche Institutionen fehlen heute in St. Pölten, auch Atelierräume für junge Künstler und Künstlerinnen.“
Paul le‘Buche von der Punkrock-Band Zsa Zsa Gabor‘s ergänzt: „Es fehlt eine Anlaufstelle für die Jugend bis hin zu allen, die Ideen haben, sich entfalten und gehört werden wollen.“ Auch die Kommunikation nach außen, die Information, welche Möglichkeiten es gibt, könnte verbessert werden, regt der Musiker an.
Das hat auch Schauspielerin Veronika Polly beobachtet: „Das kulturelle Angebot für Jugendliche sollte ansprechender werden und auch das Interesse an Kultur wecken können.“ Vielen Jugendlichen fehle das Interesse und der Zugang zum derzeitigen Angebot, meint Polly, die auch junge Menschen im Schauspiel unterrichtet.
Konkrete Wünsche hat auch Festspielhaus-Intendantin Bettina Masuch, die die Kultur-Institutionen und -initiativen lobt: „Was fehlt: ein Probenhaus, ein Arbeitsort für Künstlerinnen und Künstler.“
Galerist Karl Heinz Maringer sowie dem bildenden Künstler Florian Nährer fehlt ein modernes Museum: „Wir sind die einzige Landeshauptstadt ohne ein solches“, so Nährer.
Und dann gibt’s da noch ein paar Eigenschaften, die St. Pölten am kulturellen Aufblühen hindern: „Selbstbewusstsein und Selbstwahrnehmung“, findet René Voak, „Selbstreflexion“, Marcus Hufnagl. „Mut zum Risiko – und vielleicht Netzwerke“, gehen Mona Jas ab.
„Offenheit, Wertschätzung und weniger Tunnelblick“, empfiehlt Daniela Wandl – und trifft damit das, was sich Ernest Kienzl und Dietmar Haslinger für die Stadt wünschen: eine Vision und ein markantes Kulturprofil. „Dazu braucht es nur einige zündende Ideen mit Alleinstellungsmerkmal. Das, was die Stadt in den letzten Jahrzehnten gezeigt hat, erinnert eher an einen Dornröschenschlaf – und küssende Prinzen sind nicht in Sicht.“ Die nicht stark abweichen von Thomas Fröhlichs Kritik an der institutionalisierten Kulturvermittlung: „Ich sehe hier eine wachsende Einengung auf ‚Zeitgeist-Themen‘, also Migration, Klimawandel und Genderthemen. Nicht, dass derlei nicht kulturell respektive künstlerisch verhandelt werden sollte – aber, Entschuldigung, das ist doch bitte nicht alles. Ich wünsche mir mehr Offenheit seitens der Verantwortlichen und nicht ein Nachhumpeln dessen, was halt grad in Berlin oder Wien ‚cool‘ ist.“
JOHANNA MIKL-LEITNER
Landeshauptfrau
Was ist Kultur?
Wenn man im Lexikon nachschlägt, findet man unterschiedliche Definitionen, die jede und jeder nachlesen kann. Viel wichtiger erscheint mir die Frage: Was bewirkt Kultur? Für mich ist die Kultur der Nährboden für Weltoffenheit, Kreativität und Innovation. Kultur ist das, was uns Menschen ausmacht. Kultur verbindet, bildet Gemeinschaften. Kultur sorgt für Lebensqualität, fördert den gesellschaftlichen Diskurs und ist ein wesentlicher Eckpfeiler unserer Gesellschaft.
Wer macht Kultur?
Wir alle sind Teil der Kultur. Kultur entsteht durch unser Wirken, Denken und Fühlen. Künstlerinnen und Künstler, die in eine bewusste Beziehung mit der Gesellschaft treten, diese spiegeln und hinterfragen, fördern die Fantasie der Menschen. Aus dem gegenseitigen Dialog entsteht eine Wechselwirkung, die eine enorme Schubkraft freisetzt und deren Dynamik einen großen Einfluss sowohl auf das Entstehen als auch auf die Rezeption von Kultur hat.
Was brauch‘ ich persönlich fürs kulturelle Glück?
Die Auseinandersetzung mit Kultur sehe ich als große Lebensbereicherung. Sie fördert nicht nur das kritische Denken, sondern schult auch soziale Kompetenzen und trägt zum Erkenntnisgewinn bei. Durch die Beschäftigung mit den eigenen kulturellen Traditionen lernen wir uns nicht nur selbst besser zu verstehen, sondern entwickeln gleichzeitig auch ein besseres Verständnis für das scheinbar fremde Andere. Kulturelle Bildung ist eine der besten Investitionen in die Zukunft unseres Landes. Aber das persönliche kulturelle Glück kann vielfältig sein, so wie Kunst und Kultur es sind – es ist für jede und jeden etwas dabei.
Was fehlt St. Pölten zur Kulturstadt?
St. Pölten ist bereits das kulturelle Zentrum des Landes und ist eine Kulturstadt, die wir künftig noch mehr in den Vordergrund stellen wollen. Die Stärkung der Kulturstadt St. Pölten bildete die kulturpolitische Vision, aus der die Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2024 sowie die Investitionen in die Kulturinfrastruktur vom KinderKunstLabor über die Neugestaltung des Domplatzes bis hin zum neuen Festival für Gegenwartskultur, der Tangente, hervorgingen. Diese erfreuliche Entwicklung werden wir auch in Zukunft weiter fördern und intensiv vorantreiben.
MATTHIAS STADLER
Bürgermeister
Was ist Kultur?
Kultur ist die Vielfalt der unterschiedlichen Kunstrichtungen und einer der kreativsten Prozesse, die Menschen zur Freude anderer hervorbringen. Kultur bereitet wirklichen Genuss und bereichert das Leben. Im weiteren Sinne ist Kultur ein Mittel zur Völkerverbindung und -verständigung – sie zeigt zum einen reizvolle Unterschiede auf und hilft zum anderen dabei, Brücken zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und kulturellen Hintergründen zu bauen. Mit dem Festival für Gegenwartskultur Tangente 2024 werden wir diesem Grundsatz folgen und mit dem Thema Nachhaltigkeit vereinen.
Wer macht Kultur?
Kreative Köpfe, Menschen die, etwas schaffen wollen. Aber auch all jene, die Kultur konsumieren. Kultur – das sind wir alle.
Was brauche ich persönlich fürs kulturelle Glück?
Möglichst viele kulturelle Veranstaltungen jeglicher Art. Seit Veranstaltungen wieder im gewohnten Rahmen möglich sind, merke ich nochmals mehr, wie schmerzlich ich sie vermisst habe.
Was fehlt St. Pölten zur Kulturstadt?
In den letzten Jahren hat sich St. Pölten im kulturellen Sektor enorm weiterentwickelt. Das Angebot wächst stetig und wenn wir Richtung 2024 schauen, wird es mit der Tangente noch gewaltige Sprünge geben. St. Pölten und seine Künstlerinnen und Künstler brauchen aber auch noch mehr Selbstbewusstsein, nach innen, aber vor allem nach außen. Wir müssen uns nicht schämen für unser kulturelles Angebot. Als jüngste Landeshauptstadt haben wir aber auch noch Raum zu wachsen.
Das haben die Künstler, Kulturmanager, Kulturveranstalter, Kulturverantwortlichen auf die MFG-Fragen geantwortet:
VERONIKA POLLY, Schauspielerin
Was ist Kultur? Kultur, in all ihren Formen, steht für mich für Identifikation, Zusammenleben und natürlich auch für die schönen Dinge des Leben, die uns die Kultur ins Blickfeld rückt.
Wer macht Kultur? Ganz viele! Kultur finde ich fast überall! Nicht nur in der darstellenden oder bildnerischen Kunst und Musik! Ob es Literatur, Essen und Trinken oder in der Natur! Überall finde ich sie!
Was brauch‘ ich fürs kulturelle Glück? Natürlich hab‘ ich meine Favoriten, aber auch Sparten, die mich überhaupt nicht ansprechen – aber das liegt natürlich im Auge des Betrachters. Ich mag von fast überall ein bisschen was. Hauptsache bunt! Wichtig ist mir, dass Kultur für jedermann und jederfrau zugänglich ist. Aber in einer Form, die Freude bereitet das Herz berührt, mich nicht langweilt und überrascht.
Was fehlt St. Pölten zur Kulturstadt? Das Angebot ist ja schon vielfältig. Die Kleinkunstszene könnte noch mehr wachsen. Das kulturelle Angebot für Jugendliche sollte mehr und ansprechender werden und das Interesse an Kultur wecken können. Da hapert es meiner Meinung nach sehr. Wobei man schon sagen muss, dass von Seiten der Stadt ambitionierte, junge Menschen schon auch unterstützt werden. Aber nach meinen Beobachtungen fehlt vielen der Zugang und das Interesse am derzeitigen Angebot.
Ich bin ein Fan der Bühne im Hof, würde mir aber auch ein Theaterprogramm wünschen, das alle Schichten der Bevölkerung anspricht. Kunst für die Leute, die sie anspricht. Und vor allem, Kultur – in all ihren Sparten – die leistbar ist!
THOMAS FRÖHLICH, Autor
Was ist Kultur? Also, wahrscheinlich gibt es mittlerweile so viele Kulturbegriffe, wie es persönliche Haltungen und Meinungen gibt. Ich versuch es jetzt einmal klassisch: Im Schopenhauerschen Sinne bezeichnet Kultur im weitesten Sinne alle Erscheinungsformen menschlichen Daseins, die auf bestimmten Wertvorstellungen und erlernten Verhaltensweisen beruhen und die sich wiederum in der dauerhaften Erzeugung und Erhaltung von Werten ausdrücken – als Gegenbegriff zu der nicht vom Menschen geschaffenen und nicht veränderten Natur. Das ist halt (eine) Theorie. Derzeitige institutionalisierte Kulturvermittlung geht leider häufig von einer völlig verengten Sicht aus, in der es in erster Linie darum geht, gesellschaftpolitische Agenda, die derzeit als hip und richtig/wichtig gelten, durchzusetzen. Oder, wie Nietzsche schon meinte: "Wir gehören einer Zeit an, deren Kultur in Gefahr ist, an den Mitteln der Kultur zugrunde zu gehen."
Wer macht Kultur? Die gute Nachricht: Jeder. Die schlechte Nachricht: Jeder.
Was brauch‘ ich persönlich fürs kulturelle Glück? In erster Linie Bücher. Dann gute Gespräche. Filme, und zwar nicht nur Hervorbringungen der letzten 5 Jahre. Ins Theater würde ich gerne öfter gehen – mir ist das aber meistens seitens der Regisseure zu verhaltensoriginell. Da mach" ich lieber einen "Waldgang" (copyright E. Jünger) und nehm" mir was zu lesen mit.
Was fehlt STP zur Kulturstadt? Ich finde, dass St. Pölten über sehr viel gute Kultur(initiativen) verfügt. Die blühen aber oft im informellen Bereich, sprich "entre nous", was ja per se nichts Schlechtes ist. Bei der institutionalisierten Kunst- und Kulturvermittlung sehe ich eben auch hier eine wachsende Einengung (ich hätte beinahe den Begriff "Gleichschaltung" gebraucht) auf 2, 3 "Zeitgeist-Themen", also Migration, Klimawandel und - vor allem – Genderthemen. Nicht, dass derlei nicht kulturell respektive künstlerisch verhandelt werden sollte – aber, Entschuldigung, das ist doch bitte nicht alles. Ich wünsche mir da mehr Offenheit seitens der Verantwortlichen und nicht ein Nachhumpeln dessen, was halt grad in Berlin oder Wien "cool" ist. Da könnte man ja Stunden diskutieren. ;-)
RENE VOAK, Kulturveranstalter
Was ist Kultur? Kultur kann alles sein, was durch den Menschen erschaffen wurde.
Wer macht Kultur? Jedes Individuum hat und macht auf unterschiedliche Weise Kultur.
Was brauch‘ ich persönlich fürs kulturelle Glück? Für mein persönliches kulturelles Glück brauche ich ein Umfeld und Anreize, die zumindest ein Wohlbefinden in mir auslösen.
Was fehlt STP zur Kulturstadt? Selbstbewusstsein & Selbstwahrnehmung
MATTHIAS PACHER, Geschäftsführer Museum Niederösterreich
Was ist Kultur? Kultur ist die Gesamtheit der geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft.
Wer macht Kultur? Jeder Mensch ist Teil einer Kultur und trägt damit zur Kultur bei.
Was brauch ich persönlich fürs kulturelle Glück? Kultureller, respektvoller Umgang untereinander.
Was fehlt STP zur Kulturstadt? Nichts, alles da.
DIETMAR HASLINGER, Musikmanager
Was ist Kultur? Kultur ist der kreative Ausdruck gemeinsamen Schaffens verschiedener Gesellschaften.
Wer macht Kultur? Jeder der in einen kulturellen Prozess eintritt, also auch das Publikum.
Was brauch ich persönlich fürs kulturelle Glück? Die Bereitschaft, mich auf Neues einzulassen.
Was fehlt STP zur Kulturstadt? Ich sehe in der St. Pöltner Kulturlandschaft keine großen Lücken. Die Stadtregierung könnte sich, wenn wirklich gewollt, eventuell stärker positionieren und als Gegenpol zur NÖKU ein eigenständiges, vor allem markantes Kultur-Profil entwickeln. Dazu braucht es nur einige wenige zündende Ideen mit Alleinstellungsmerkmal. Das, was die Stadt in den letzten Jahrzehnten gezeigt hat, erinnert aber eher an einen Dornröschenschlaf, und küssende Prinzen sind nach wie vor nicht in Sicht.
TANER TÜRKER, Musiker
Was ist Kultur? Kultur bedeutet für mich das „WIR“ … Wenn es nicht „WIR“ geben würde, würde es auch keine Kultur geben.
Wer macht Kultur? „WIR“ machen Kultur…Wir, die Menschen…hoffentlich mit einem freien Kopf unsere Ideen zu realisieren und zu kommunizieren …
Was brauch ich persönlich fürs kulturelle Glück? Ich brauche die anderen für ein „WIR“ …Ich meine, ein sehr vielseitiges, ein tolerantes und auch ein kritisches „WIR“ …
Was fehlt STP zur Kulturstadt? Ich erwarte mehr „WIR“ Gefühl zur Kulturstadt St. Pölten… ein „WIR“ mit allen Ebenen der Stadt soll spürbar sein.
ZDENKA BECKER, Autorin
Was ist Kultur? Um eine umfassende Definition der Kunst formulieren zu können, müsste ich einen sehr langen Text schreiben. Denn Kultur ist nicht nur die Kunst. Es ist alles, was uns umgibt. Die Sprache, der Ausdruck, unser Essen, Gewand, Alltagsgegenstände, die Natur, überhaupt die Art, wie wir leben.
Wer macht Kultur? Wir alle. Und wir sind auch für die Unkultur, die immer mehr um sich greift, verantwortlich.
Was brauch ich persönlich fürs kulturelle Glück? Alle Gattungen der Kunst, Kreativität, schöne Natur rund um mich, gutes Essen, schöne Dinge, die mich erfreuen, aber vor allem ein friedvolles Miteinander.
Was fehlt STP zur Kulturstadt? Kreativität, Mut, Chancen.
SINIKKA MONTE, Musikerin
Was ist Kultur? Kultur für mich ist das Feiern all unserer Traditionen.
Wer macht Kultur? Jeder kann in seiner/ihrer Weise Kultur machen. Musik, zum Beispiel, besteht aus verschiedenen Klängen. Auch hier kann man den Einfluss von verschiedenen Kulturen erkennen. Kultur zeigt sich auch in der Art und Weise, wie wir uns bekleiden, was bedeutet, dass jeder seinen Beitrag zur Kultur leistet.
Was brauch ich persönlich fürs kulturelle Glück? Wahrnehmung und Akzeptanz anderer Kulturen und wie sie sie feiern. Es sollte sich niemand unwohl fühlen, seine eigene Kultur auszudrücken und zu zelebrieren.
Was fehlt STP zur Kulturstadt? Sankt Pölten gibt sich bei der Entwicklung der kulturellen Szene sehr viel Mühe, doch die Einwohner scheinen das nicht zu würdigen.
BETTINA MASUCH, Intendantin Festspielhaus St. Pölten
Was ist Kultur? Die Fülle unserer Lebens- und Arbeitsweisen, gute und schlechte Sitten, Gebräuche, Denk- und Handlungsweisen und Werte. Nichts, um das man einen Gartenzaun ziehen sollte, sondern ständigem Wandel unterworfen.
Wer macht Kultur? Kultur(en) werden von Menschen gemacht bzw gestaltend hervorgebracht. Also: wir alle, ob Theater, Konzert, Fashionshow, Restaurantbesuch, Gameshow, Fußballspiel, Gottesdienst, Schlagerabend etc etc
Was brauch ich persönlich fürs kulturelle Glück? Keinen „Kampf der Kulturen“, sondern ein emphatisches Miteinander!
Was fehlt STP zur Kulturstadt? St. Pölten hat Kulturinstitutionen, auf die die Stadt stolz sein kann, die lokal verankert sind und über die Stadt hinaus strahlen und St. Pölten investiert in Kulturinstitutionen und -initiativen, die in die Zukunft weisen. Was fehlt: ein Probenhaus, ein Arbeitsort für Künstlerinnen und Künstler.
ERNEST KIENZL, bildender Künstler, Obmann Künstlerbund NÖ
Was ist Kultur? „Kultur“ ist ein Überbegriff für das Miteinander der Menschen einer Gesellschaft. Sie beinhaltet u. a. Kunst, Wissenschaft, soziale Beziehungen, Religionen, Traditionen … - Keineswegs ist sie ein Gegenbegriff zu „Kunst“ (Das immer wieder verwendete Begriffspaar „Kunst & Kultur“ ist unsinnig!)
Wer macht Kultur? niemand! Kultur wird nicht gemacht, sondern entsteht (hoffentlich)
Was brauch ich persönlich fürs kulturelle Glück? Menschen, die aufgeschlossen sind, denken und handeln, lernfähig und offen für neue Herausforderungen.
Was fehlt STP zur Kulturstadt? Selbstbewusstsein, eine Vision
RENATE KIENZL, Autorin, Regisseurin
Was ist Kultur? Lateinisch cultura, Bebauung, Bearbeitung, Bestellung, Pflege, da steckt schon Vieles drin…Kultur ist mehr als ein Wirtschaftszweig, Kultur sollte Raum geben für den Geist, Kultur befähigt uns, einander zu verstehen oder zumindest zu tolerieren und stiftet Identität. Es setzt einen Denkprozess voraus, dann einen Arbeitsprozess, und dann entsteht etwas. Der Philosoph Christoph Quarch meint: „Das Wesen der Kultur ist die Begeisterung.“
Wer macht Kultur? Jede/jeder, bewusst und unbewusst. Angefangen von den Kulturtechniken bis zu den schwierigsten Denkprozessen in Wissenschaft und Forschung, von Kunst bis zum Weltwissen, das in uns allen schlummert…
Was brauch ich persönlich fürs kulturelle Glück? Für mich passt der Begriff kulturelles „Glück“ nicht, ich brauche kein kulturelles Glück, es sind andere Kriterien, die ich brauche, die ich mit Kultur in Verbindung bringe, u.a. Befriedigung, Befreiung, Erkenntnisgewinn, Auseinandersetzung, Neues, noch nie Gesehenes, Gedachtes, Gemachtes, Scheitern, Gelingen…..Ich schreibe, um mich besser zu verstehen, die Welt besser zu verstehen.
Was fehlt STP zur Kulturstadt? Ein gutes Leben. UND ein gutes Leben ist ohne Kultur nicht möglich. Immer dort, wo man für Kultur offen ist, Kultur zulässt und fördert, wo es tausend Jahre alte Kulturgüter gibt und dort, wo junge Kultur Bewusstwerdung und Bewusstsein schafft, dort ist gutes Leben möglich. Und das ist in St. Pölten so, ABER gilt das für alle Menschen, die hier leben? Sicher nicht - noch nicht. Noch gibt es Menschen, die das Gefühl des „nicht Dazugehörens“, des „nicht Gewolltseins“, in sich tragen. EIN GUTES LEBEN FÜR ALLE, das wäre ein Kulturauftrag für 2024.
FELIX SCHNABEL – SALAMIRECORDER, Musiker
Was ist Kultur? Ich würde sagen, der wesentliche Unterschied zwischen Menschen und Tier.
Wer macht Kultur? Weiß ich leider nicht.
Was brauch ich persönlich fürs kulturelle Glück? Leidenschaft!
Was fehlt STP zur Kulturstadt? Jugendkultur! Es gibt kaum Auftrittsmöglichkeiten oder Bars für Underground-Bands und junge Künstler. Wo kann ich meine Freunde aus Wien spielen lassen? Ateliers. Proberäume.
KARL HEINZ MARINGER, Galerist
Was ist Kultur? Kultur ist wie Luft zum Atmen, unbedingt notwendig.
Wer macht Kultur? In St. Pölten die öffentliche Hand zu wenig. Da gibt’s das Dokumentationszentrum, den Künstlerbund und die Galerie Maringer.
Was brauch ich persönlich fürs kulturelle Glück? Eine innere Beziehung zu einem Werk, nicht spekulativ kaufen, sondern nur Arbeiten, die mich emotional ansprechen und mit denen ich leben kann.
Was fehlt STP zur Kulturstadt? Eindeutig ein modernes Museum, siehe Porto, das hat ein eigenes Kunstviertel mit Museen und Galerien eingerichtet
DANIELA WANDL, Intendantin Bühne im Hof
Was ist Kultur? Vielleicht einfach die Quintessenz, das Konzentrat dessen, was uns Menschen ausmacht.
Wer macht Kultur? Das „magische Dreieck“ (Copyright: der erfahrene Bühne-im-Hof-Hase Dieter Regenfelder): Ein funktionierendes magisches Dreieck zwischen Künstler*innen/Agenturen – Publikum – Team.
Was brauch ich persönlich fürs kulturelle Glück? Viel – Anstand, Klugheit, Fairness, Humor, Ehrlichkeit, Kreativität, Leichtigkeit, eigentlich alles, was auch das menschliche Miteinander ausmachen sollte – und ganz wenig – einen Funken, der mich irgendwie erwischt.
Was fehlt STP zur Kulturstadt? Ein bisschen mehr Offenheit und Wertschätzung, ein bisschen weniger Managementebenen und Tunnelblick. Der Mut, das Selbstbewusstsein und die unbändige Freude daran, eine zu sein.
PAUL Le’BUCHE, Musiker der ZSA ZSA GABOR’S
Was ist Kultur? Kultur ist ein breitgefächerter Begriff. Die Bedeutung für uns ist, wie das Zusammenleben der Menschen gestaltet ist, Feste, Bräuche, alle Formen der Kunst bis hin zu Traditionen.
Wer macht Kultur? Kultur machen bedeutet, jemandem den Einblick in eine gewisse Art von künstlerischer Entfaltung zu ermöglichen und zu leben. Somit machen Leute, die Konzerte, Ausstellungen, Events und künstlerische Feste ermöglichen, die Kulturentwicklung aus.
Was brauch‘ ich persönlich fürs kulturelle Glück? Orte, an denen man sich entfalten kann und Möglichkeiten hat, Kultur auszuleben. Seien es Bars, Clubs, Wirtshäuser (um die Wirtshauskultur nicht zu vergessen), Galerien, Plätze der Bewegung und wo Zusammenkünfte gestaltet werden können. Jeder sollte prinzipiell seine eigene Kultur für sich bestimmen.
Was fehlt STP zur Kulturstadt? Die Anlaufstelle für die Jugend bis hin zu allen die Ideen haben, die sich entfalten und gehört werden wollen fehlt. Auch die Kommunikation nach außen welche Möglichkeiten bestehen könnte verbessert werden.
MIKA STOKKINEN, Musiker
Was ist Kultur? Ein Spiegel der Zeit, in welcher sie geschaffen wurde
Wer macht Kultur? Ich denke, jeder Mensch, denn die Kultur möchte Werte ausdrücken und erhalten oder auch erzeugen. Und Künstler drücken es mit ihren Werken, Aktionen und ihrer Musik aus.
Was brauch‘ ich persönlich fürs kulturelle Glück? Dass wir Künstler in Österreich ohne Angst vor Repressalien die Kultur in jeglicher Form unter die Menschen bringen dürfen und sollten!
Was fehlt STP zur Kulturstadt? Ich glaube nicht, dass STP etwas fehlt, aus meiner Sicht. Jedoch gibt es immer etwas zu tun, um Kultur lebendig und auch am Leben zu erhalten
MARCUS HUFNAGL, Musiker und bildender Künstler
Was ist Kultur? Kultur ist Auseinandersetzung – mit diversen Inhalten, mit der eigenen Geschichte, der Geschichte der Welt, des eigenen Landes, des persönlichen Umfelds. Diese Auseinandersetzung kostet Mühe, Disziplin, Vorbereitung, Zeit und Geld – egal ob auf Seite des Konsumenten oder des Anbieters. Das reicht vom Sehen, Fühlen und Begreifen einer Landschaft, eines Gebäudes, einer Stadt, dem Besuch einer Gaststätte, eines Konzertes, einer Ausstellung bis hin zum sogenannten „Event“.
Wer macht Kultur? Jeder, der sich dafür verantwortlich fühlt, einem kulturellen Inhalt Form und Rahmen zu geben.
Was brauch‘ ich persönlich fürs kulturelle Glück? Orte und Veranstaltungen mit Tiefgang, “Echtheit” und Qualität
Was fehlt STP zur Kulturhauptstadt? Selbstreflexion
ALFRED KELLNER, Kulturamtsleiter
Was ist Kultur? „Die Landwirtschaft pflegt das Feld, die Kultur die Seele. Ohne beide gäbe es kein Leben - körperlich wie geistig-sinnlich!“ (Zitat Enquete Kommission Kultur in Deutschland). Vor diesem Hintergrund könnte Kultur selbstverständlich auch gemäß den Kulturbegriffen (normativ, totalitätsorientiert, differenztheoretisch, bedeutungs- und wissensorientiert) definiert und erklärt werden.
Wer macht Kultur? Alle Menschen, die sich in ihrem Umfeld ausdrücken wollen und mit ihren Handlungen geistige sowie künstlerische Leistungen in einer Gesellschaft gestalten! Egal ob elementare Kultur, Subkultur, Hochkultur…. Alle Menschen in St. Pölten!
Was brauch‘ ich persönlich fürs kulturelle Glück? Das St. Pöltner Kulturangebot!
Was fehlt STP zur Kulturstadt?
• Festspielhaus STP, Landestheater NÖ, Bühne im Hof, Theater des Balletts, Freiraum, Cinema Paradiso
• Landesmuseum, Stadtmuseum, Museum am Dom, Haus der Geschichte, Dokumentationszentrum für moderne Kunst NÖ, Synagoge St. Pölten
• NÖ Tonkünstler, Domchor, Dommusik, Musikverein 1837, Stadtchor, Militärmusik NÖ, Blasmusik St. Pölten (Stadtkapelle), Eisenbahner Musikverein St. Pölten, Europaballett, Perpetuum, Literarische Gesellschaft St. Pölten, Künstlerbund Kunst:Werk, Lames-Sonnenpark, Kulturhauptstart, Fuhrwerk, ESV St. Pölten Fotoclub,...
• Fachhochschule St. Pölten, New Design University, Bertha von Suttner Privatuniversität St. Pölten, Konservatorium für Kirchenmusik St. Pölten, BRG und BORG St. Pölten, NÖ Musikmittelschule, Musik- und Kunstschule St. Pölten
• Frequency, Barockfestival, STP-Festival, Blues-Festival, Jazz im Hof, Sommer Theater Park
„ACH NEIN, das fehlt ja gar nicht, das haben wir ja alles!!!“
FLORIAN NÄHRER, bildender Künstler
Was ist Kultur? All das, was wir nicht zum Überleben brauchen. Aber ohne das ein glückliches Leben nicht gelingen kann.
Wer macht Kultur? Jeder/e „macht" Kultur, der/die Gesellschaft gestaltet und weiterentwickelt.
Was brauch‘ ich persönlich fürs kulturelle Glück? Orte der Inspiration und Orte um sich künstlerisches ausleben zu können.
Was fehlt STP zur Kulturstadt? In den 80 -90ern gab es in St. Pölten zahlreiche kleine Tschecherl, in denen sich junge Menschen treffen konnten. Dort konnten Schülerbands auftreten und sich ausprobieren. Ich denk da an den Koll, das Drunter & Drüber, das Salzamt oder das Kuckucksnest. Das war für uns damals eine Art Wohnzimmer und eine künstlerische Spielwiese. Solche Institutionen fehlen heute in St. Pölten. Auf der anderen Seite vermisse ich auch ein Kunstmuseum in St. Pölten. Wir sind die einzige Landeshauptstadt Österreichs ohne ein solches. Außerdem fehlen Atelierräume für junge KünstlerInnen. Diese brauchen wir hier dringend, um eine Abwanderung junger KünstlerInnen zu verhindern.
MARIE RÖTZER, Intendantin Landestheater NÖ
Was ist Kultur? Kultur ist ein zivilisatorischer Prozess. Man kann an einem Tisch mit einem Teller und Besteck essen, man kann aber auch ein Tischtuch, Blumen und Kerzen aufstellen. Kultur bereichert das Leben und öffnet es für unsere Sinne, die Seele und das Herz.
Wer macht Kultur? Im Idealfall wir alle als gesellschaftliche, soziale Wesen. Die Künstler*innen inspirieren uns dazu, Kultur in unser Leben zu integrieren.
Was brauch‘ ich persönlich fürs kulturelle Glück? Theater und den spielerischen, sinnlichen und gedankenanregenden Zugang zur Welt.
Was fehlt STP zur Kulturstadt? Es gibt ein riesiges kulturelles Potential, man muss es nur ins Zentrum des allgemeinen Interesses rücken. Kultur bringt die Menschen zusammen, macht sie achtsamer mit sich selbst, mit anderen und im Umgang mit der Natur. Das ist in unseren Zeiten wichtiger als Konsum und Karriere.
MARKUS KAUTZ, Lichtkünstler
Was ist Kultur? Für mich ist Kultur die gesellschaftliche Wertschätzung des kreativen Schaffens in allen Formen.
Wer macht Kultur? Kultur wird von allen gemacht, die ihren Schöpfungsdrang ausleben
Was brauch‘ ich persönlich fürs kulturelle Glück? Für das kulturelle Glück brauche ich als Künstler vor Allem eine Plattform und andere Personen, welche das eigene kulturelle Interesse teilen. Als Betrachter brauche ein breites Spektrum an verschiedenen Möglichkeiten Kultur zu erleben.
Was fehlt STP zur Kulturstadt? St. Pölten braucht dringend ein Erwachen des Nachtlebens in der Innenstadt. Ab einer gewissen Uhrzeit sind die Straßen wie ausgestorben. Orte, an denen sich zu jeder Tageszeit das brummende Leben versammelt, gehören zu den Dingen die ich am meisten an der Stadt vermisse.
MONA JAS, künstlerische Leiterin des KinderKunstLabors
Was ist Kultur? „Kultur“ wird durch Lebensspuren hervorgebracht im Sinne des karibischen Dichters und Philosophen Édouard Glissant – und zwar aus der schöpferischen Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Kulturen.
Wer macht Kultur? Kultur wird in meinen Augen nicht „gemacht“. Kultur entwickelt sich durch und in allen Äußerungen des menschlichen Miteinanders in komplexer und stets sich verändernder Weise: facettenreich, fluide, bereichernd und sinnhaft.
Was brauch‘ ich persönlich fürs kulturelle Glück? Andere!
Was fehlt STP zur Kulturstadt? Selbstwirksamkeit, Selbstvertrauen, Mut zum Risiko (und vielleicht Netzwerke).
ANDREAS FRÄNZL, bildender Künstler, Musiker, LAMES
Was ist Kultur? Wie wir wissen ist der Kulturbegriff extrem breit definiert und es schon spannend sich dessen bewusst zu sein.
Wikipedia: Kultur bezeichnet im weitesten Sinne alle Erscheinungsformen menschlichen Daseins, die auf bestimmten Wertvorstellungen und erlernten Verhaltensweisen beruhen und die sich wiederum in der dauerhaften Erzeugung und Erhaltung von Werten ausdrücken.
Im herkömmlichen Kulturbereich sieht man den Begriff weniger mehrdeutig - und es geht mehr um die Kunst. Wir diskutieren gerade viel im Lames/Sonnenpark Kontext wie vielschichtig der Kulturbegriff auch im Förderwesen gesehen werden kann / sollte. Ich hab das Gefühl dass der Kulturbegriff in den letzten Jahren wieder allumfänglicher gesehen wird. Soziokultur zB. ist ja schon sehr lang Teil der Subkultur - Jetzt kommt auch immer mehr das Thema Nachhaltigkeit und Ökologie dazu…
Wer macht Kultur? Die Kultur ist ein fixer und wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft und in vielen Bereich gibt es Kultur - von Höhlenmalerei bis zu NFT Bildern von Volkskultur über alternativen Kultur bis zur Hochkultur…somit sind auch die Kulturmacher vielfältig. Ich seh ´s insgesamt aber auch sehr weit gefasst. Ich glaub, viele sind sich gar nicht bewusst, dass sie auch Kulturmacher sind.
Was brauch ich persönlich fürs kulturelle Glück? Für mich könnte es in jedem Bereich mehr Kultur geben - ein größeres Bewusstsein wie wichtig Kultur ist!
Wenn der Maler und Anstreicher ein Gefühl für Farben hat oder eben eine dementsprechende Ausbildung, dann hat das auch eine direkte Auswirkung auf mein Glück und Wohlbefinden. Mehr Kulturbewusstsein in der Schule, in der Firma, in der Verwaltung etc. hat ebenso positive Auswirkungen. Mehr Kultur schärft die Sinne und fördert oft das Miteinander und verbindet. Beispielsweise Musik ist eine weltweit universale Form, Gefühle auszudrücken und zu vermitteln. Mein kulturelles Glück hat sehr oft mit guter Musik zu tun.
Wenn man allerdings wieder die klassische Definition vom Begriff Kultur heranzieht - steht dem kultivierten die Natur gegenüber, das Wilde - was in vielen Bereichen ebenso wichtig ist.
Was fehlt STP zur Kulturstadt? Ich glaub es ist noch Luft nach oben, was Kultur im Alltag anbelangt. Ich schaue zB. auf die Baukultur - wo es eine Bewusstseinsschärfung was Architektur, Ästhetik anbelangt dringend bräuchte und auch einen öffentlichen Diskurs dazu. Das sind wir bei der Diskussionskultur und der Beteiligungskultur. Hier hat sich seit der Bewerbung zur europäischen Kulturstadt schon was getan - ich würd sagen ein wichtiger Prozess ist gestartet worden - aber um es im Alltag zu verankern braucht es noch weitere Maßnahmen und Mut! Freie Kulturorte abseits der Hochkultur sind nach wie vor eher rar. Es ist vieles gerade in einer Entwicklung zB. Lames/Lames / Sonnenpark Häuser, der Löwenhof - dass sind extrem wichtig Schritte zur Förderung und Weiterentwicklung von gewachsen Kulturorten. Ich vermisse allerdings Lokale mit Live-Bühnen, Musikclubs, mehr Festivalformate abseits vom Frequency. Kunst im öffentlichen Raum sollte man ebenso forcieren und auch noch mehr auf lokale Künstler*innen setzen, Synergien forcieren. Die Entwicklung von noch mehr eigenständigen, nicht zugekauften Formaten zahlt sich definitiv aus, ist nachhaltig und macht die Stadt noch mehr zu einer wirklichen Kulturstadt, die stärker pulsiert.
Christoph Gurk, künstlerischer Leiter des Festivals „Tangente“, das St. Pölten 2024 zur Kulturstadt machen soll, hat uns seine Kultur-Gedanken leider nicht verraten.