MFG - Wahre Freiheit
Wahre Freiheit


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St. Pöltens gute Seite

Wahre Freiheit

Text Mathias Kirner
Ausgabe 03/2006

Was ist Freiheit? An einem Schirm hängend durch die Lüfte gleiten, ein unbefleckter Hang voller Tiefschnee, eine Felswand in der Senkrechte erklimmen, ein Endorphinschub bei einem einsamen Morgenlauf? Vielleicht.

Was ist Freiheit? An einem Schirm hängend durch die Lüfte gleiten, ein unbefleckter Hang voller Tiefschnee, eine Felswand in der Senkrechte erklimmen, ein Endorphinschub bei einem einsamen Morgenlauf? Vielleicht. Von Mathias Kirner
Oder aber zwei Stollenreifen eines Mountainbikes über Wurzeln und Steine prügeln: Das Gefälle des Weges drängt dazu, den Körperschwerpunkt weit hinter den Sattel zu verlagern, will man nicht vorne über absteigen. Die Bäume, die dem Trail nur wenige Zentimeter Platz gewähren, zwingen zu blitzschnellen Reaktionen. Das in etwa, meint der St. Pöltener Stefan Hackl, wenn er von Freiheit spricht.
Stefan lebt wahrscheinlich nicht den Tagesablauf eines durchschnittlichen Medizinstudenten. Wochentags wird früh morgens um halb sechs aufgestanden, um sich auf den Weg nach Wien zu machen und Wissen zu tanken. Am späteren Nachmittag heimgekehrt, steht das tägliche Training eines Mountainbike-Rennsportlers an. Das bedeutet ,rund 20 bis 25 Stunden in der Woche auf dem Rad, in der Kraftkammer oder auf dem Ergometer zu verbringen. Zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Artikels – es ist Anfang März und noch immer tiefster Winter über St. Pölten – fallen die Ausfahrten im Freien flach und die Trainingseinheiten werden auf dem Ergometer abgespult. In der Garage, bis zu drei Stunden am Stück. Wie hält man das durch? „Das geht schon. Der Trainingsplan gibt die Intervalle vor, nebenbei läuft Musik.“ Und außerdem ist der Papa ein emsiger Trainingspartner.
Aber warum machst du das? „So a blede Frag’!“, erntet man Unverständnis. “Ich habe meine Ziele, auf die ist der Trainingsplan abgestimmt, und der Ergometer ist das Mittel zum Zweck.“ Stefans Ziele sind Spitzenplatzierungen in den beiden wichtigsten Mountainbike Marathon-Rennserien Österreichs. In dieser Disziplin werden pro Rennen zwischen 60 und 100 Kilometer im Gelände zurückgelegt. In der Kategorie der unter 23jährigen möchte sich Stefan auf dem Stockerl platzieren. Neben den Marathons wird er noch Cross Country-Rennen bestreiten, wobei bei diesen Rennen die Distanzen zwar deutlich kürzer sind, das Tempo aber vom Start weg umso höher ist und jede einzelne Position umso brutaler umkämpft. „Es gibt nur den Trail und die Gegner.“ Totales Abschalten, an die Grenzen gehen. Und sie weiter nach außen verschieben. Auch das ist Freiheit.