Meine Maturareise ging nach Ibiza. Sie wissen, wo das jetzt endet. Wir hatten damals viel Spaß und feierten – wohl auch ob der Tatsache, dass sich unser aller Leben in naher Zukunft auf den Kopf stellen würde. Wir waren miteinander vertraut. Kein Wunder, wir saßen ja auch seit Jahren an sechs Tagen die Woche im gleichen Raum. Dennoch hat sich keiner von uns im größten Rausch so benommen, dass wir ihn nicht wiedererkannt hätten, dass wir ihm nicht mehr in die Augen hätten sehen können. ...
Andreas Dockner atmet durch. Allein steht der Ex-Bürgermeister am Gang des Landesgerichts, vor wenigen Minuten wurde er schuldig gesprochen. Dennoch wirkt er nun befreit. Hinter ihm liegen jahrelange Ermittlungen und eine mehrmonatige Hauptverhandlung. Das Urteil wird rechtskräftig und mit der Strafhöhe ist er „gut davongekommen“, wie er sagt. Eine Reportage über einen Bürgermeister, der sein Amt missbraucht und stiehlt – und bei dem dies alles dennoch erschreckend normal wirkt. ...
Das „subjektive Sicherheitsgefühl“ steht immer parat, wenn man eine Diskussion verloren hat. Man wolle doch nur, dass sich „die Menschen wieder sicher fühlen“ im Land. Da kann doch keiner dagegen sein? Tatsächlich haben wir jedes Recht, für unsere Gesellschaft jene Rahmenbedingungen zu verlangen, die diese sicher und gerecht machen. Dazu gehören Maßnahmen, die wirken. Geld für Präventionsarbeit, etwa um gewaltbereiten Menschen Alternativen zu zeigen. Geld für ...
Egal ob Segen oder Teufelswerk, wer sich über die EU erkundigen möchte, der könnte beim „EDI“ beginnen. Die „EuropeDirect Infostelle“ im St. Pöltner Regierungsviertel ist eine von 500 Stellen dieser Art, die die Europäische Kommission in der ganzen EU betreibt, um Bürgerinnen und Bürger über die Union und ihre Mitgliedsstaaten zu informieren. Auch für Kinder und Schulen werden Inhalte speziell aufbereitet, gelegentlich finden Veranstaltungen zu Themenschwerpunkten statt. Auch ...
Der Weg auf den Küniglberg führt uns durch schmale Gassen und neugeschaffene Einbahnen, von denen unser Navi nichts weiß. Mitten im Wohngebiet erhebt sich dann Österreichs Medientempel beeindruckend über die Bundeshauptstadt. Hier also sitzt sie, die geballte Macht des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Hier arbeiten mehr als tausend Menschen Tag für Tag, um unser Land zu unterhalten und zu informieren. Hier gehen Fernsehstars ein und aus. Als wir am Gebäude vorbeifahren, blickt ein ...
Der Kunde ist angeblich König. Ich erinnere mich an ein einschlägiges Seminar, das ich vor zehn Jahren in den USA besucht habe. Da wurde über Checklisten, Ablaufpläne und auswendig gelernte Standardsätze gefachsimpelt. Alles musste messbar gemacht werden, damit jeder Mitarbeiter auf Szenario A exakt mit Reaktion B antwortet. Das Best-Practice-Szenario eines Vorstellungsgesprächs schien mir erst wie ein ironischer Beitrag, war aber tatsächlich ernstgemeint. Genauso aufgesetzt ...
Manfred Denk hat vor Jahrzehnten im Rathaus angefangen, als kleiner Rechnungsprüfer. Nun zeichnet sich am Horizont langsam sein Karriereende ab. Neun Jahre hat er noch bis zur Pension – doch bis dahin hat er noch viel vor.
Denn Manfred Denk ist nun wieder Rechnungsprüfer, aber kein kleiner. Er leitet den neuen „Stadtrechnungshof“ und hat sich nicht nur eine korrekte Verwaltung zum Ziel gesetzt, sondern auch noch gleich eine umfassende Organisationsentwicklung im Rathaus ...
Im Vorstellungsgespräch zeigt mir ein Bewerber unsicher sein Maturazeugnis. Den Fünfer in Mathe müsse er noch ausbessern, ist er zerknirscht. „Bald können Sie über diese Note lachen“, mache ich ihm Mut. Gerne würde ich seine Geschichte dazu hören, denn ein Fünfer bei der Mathe-Matura: been there, done that. Ich war an sich kein schlechter Schüler, aber Mathe hatte ich in der Achten zu leicht genommen. Den Fünfer bei der Schriftlichen kann ich gerade noch verstehen, ich war auch ...
Als ich erfuhr, dass das Frequency vom Salzburgring nach St. Pölten wechselt, dachte ich anfangs an einen dummen Scherz. Doch schon rasch zeigte sich, dass das Frequency tatsächlich nach St. Pölten passt. Es funktioniert und ist stimmig. Dennoch kommt wie das Amen im Gebet rund um das Festival jedes Jahr die gleiche Diskussion auf: Was am Festival alles falsch läuft, warum es fehl am Platz ist. Nach zehn Jahren erlaube ich mir meinen persönlichen Schlussstrich unter die Diskussion.
Zum Höhepunkt der Sommersaison war sie plötzlich geboren, die Idee einer Tourismusabgabe, quasi ein „Eintrittsgeld“ in die Wachau. Den Anfang nahm die Diskussion in Melk, wo die Stadtfinanzen im Argen liegen und man zusätzliche Touristen-Euros gut gebrauchen könnte. Hintergrund ist ein akuter Streit zwischen Stadt und Stift, das jährlich eine halbe Million Besucher anzieht. Rund 600.000 Euro an Lustbarkeitsabgabe schreibt die Gemeinde dem Stift jährlich vor. Das Gesprächsklima ist ...