MFG - Maeximale Vorfreude
Maeximale Vorfreude


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Maeximale Vorfreude

Text Thomas Schöpf
Ausgabe 12/2023

Im Oktober 1997 wehte ein Hauch von NBA durch den Norden St. Pöltens. Gut ein Vierteljahrhundert danach wird im Süden wieder Basketball-Hochkultur geboten. Die Harlem Globetrotters spielen im VAZ auf, anschließend ist NÖ-Derby-Time.

„Warum soll ich jetzt noch schlafen gehen? In ein paar Stunden geht doch eh schon unser Flieger“, sagte der 216cm große und 120kg schwere Center Sascha Hupmann in den frühen Morgenstunden des 22. Oktober 1997 in den St. Pöltner Stadtsälen und bestellte noch eine Runde. Panathinaikos war da. Der griechische Euroleague-Titelverteidiger kreuzte fünf Monate nach dem 67:66-Finalerfolg gegen den FC Barcelona zum Europacup-Duell gegen die UKJ SÜBA St. Pölten mit ehemaligen NBA-Spielern wie Byron Scott (Los Angeles Lakers, Indiana Pacers, Vancouver Grizzlies) oder Dino Rađa (Boston Celtics), den deutschen Teamspielern Michael Koch und Sascha Hupmann sowie der halben griechischen Nationalmannschaft auf. 
Den österreichischen Serienmeister fertigte Pana in der NÖ Landessportschule 88:57 ab. Schon in der Pause betrug der Vorsprung der Griechen 33 Punkte (56:23). Gegen das wohl beste Klubteam, das jemals in St. Pölten angetreten ist (mittlerweile ist Pana­thinaikos sechsfacher Euroleague-Champion), musste die Halle sogar polizeilich gesperrt werden. Rund 2.000 Zuschauer hatten sich gerade noch reinpressen können. 

Maex vom Za infiziert 
Damals „sicher unten am Feld, aber leider nicht unter den besten zwölf St. Pöltner Spielern“ war der nunmehrige Rechtsanwalt Markus Mayer. „Vom Byron Scott habe ich ein Shirt ergattert, von Dino Rađa eine Unterschrift. Und die VHS-Kassette mit der ORF-Übertragung habe ich heute noch zuhause“, lacht der Basketball-Aficionado im Gespräch mit dem MFG-Magazin in der Kanzlei „Nusterer Mayer Partner“ am Riemerplatz 1 in seinem Büro. Neben uns hängen ein Originaltrikot mit Unterschrift von Joel Embiid von den Philadelphia 76ers (2022/23 Most Valuable Player der NBA) und ein Trikot mit Unterschrift von Magic Johnson von den LA Lakers. Infiziert mit dem Basketballvirus wurde Gymnasiast „Maex“, wie einst so viele St. Pöltner Korbwerfer, von Professor Peter Zawodsky, alias „der Za“, nicht unbedingt zur Freude von Handball-Guru, Professor Helmut „Kogsi“ Kogler, der auch schon seine Fühler nach dem Langen ausgestreckt hatte. Maex schaffte es letztlich bis in die erste Mannschaft der UKJ. „Ab und zu war ich die Nummer Zwölf und habe eine Minute spielen dürfen, damit sich der beste Spieler eine Minute ausrasten hat können. Alfred Muschik hat oft mehrere Minuten bekommen, die Gegner in der Verteidigung ‚narrisch’ gemacht und Dietmar Bauer war das ruhige Pendant, hat staubtrocken seine Punkte gemacht. So eine Mannschaft ist ja ein lebendiges Ganzes“, schwärmt Mayer, der die UKJ-Glanzzeit mit Spielmacher Neno Aseric mitgestalten hat dürfen. „Und für den Neno war der Spieler Zwölf in jedem Training genauso wichtig wie alle anderen auch!“, hält er noch mit funkelnden Augen fest. Seit August 2019 ist Mayer Präsident der SKN-Basketballer, die gerade das vierte Mal in Folge in der Superliga vorne mitmischen, und fiebert seit kurzem wieder einem Termin ganz besonders entgegen.

Weltklasse-Basketball im VAZ
Am 10. Februar 2024, also gut ein Vierteljahrhundert nach dem Auftritt von Panathinaikos, wird wohl der St. Pöltner Basketball-Zuschauerrekord gesprengt werden, wenn die „Harlem Globetrotters“ im VAZ auflaufen und die SKN-Basketballerinnen und Basketballer das Event abrunden dürfen. Die Globetrotters gelten als die Trickkönige des Basketballs und sind Kult. Sie hatten etwa Gastauftritte in TV-Serien wie Scooby-Doo, Futurama oder American Dad. Zu ihren handverlesenen Ehrenmitgliedern zählen u. a. Nelson Mandela, Jesse Jackson oder Papst Johannes Paul II und Papst Franziskus. Gedraftet haben sie Sportlegenden wie US-Teamtorhüter Tim Howard (2008) oder Lionel Messi (2011). Zu ihren bekanntesten Spielern zählten Wilt Chamberlain (1959/60 erster „Rookie“ der NBA-Geschichte, der „Most Valuable Player“ wurde) oder Hubert „Geese“ Ausbie.

Mehr geht nicht
Für Mayer ist der Termin wie ein „Wink des Himmels“, denn ausgerechnet an dem Tag steht auch der Superliga-Derbyhit St. Pölten gegen Klosterneuburg bei den Herren und den Frauen prominent am Kalender. Also gibt’s gleich einen Triplepack im VAZ. Das Parkett kommt aus Graz. Für die Herren ist es noch dazu das letzte Heimspiel vor Ende des Grunddurchgangs, also gut möglich, dass es im NÖ-Duell um den Einzug in die Top 6 geht, die anschließend den österreichischen Meister ermitteln. Außerdem haben die „Wölfe“ auch noch eine Rechnung aus der Hinspiel-Niederlage im Happyland (71:84) zu begleichen. 
Ähnliches gilt für die neu gegründete SKN-Damenmannschaft, die sich mit den Klosterneuburgerinnen wohl gleich den Meistertitel ausmacht. Federführend bei den „Wölfinnen“ ist Inga Orekhova, die es als bislang einzige Österreicherin in die WNBA geschafft hat, dort für Atlanta Dream und Connecticut Sun auf Korbjagd ging. Ingas erster Trainer im Nachwuchs der UKJ St. Pölten war übrigens ... richtig, der Maex.