Fellner's Shitstorm
Text
Michael Müllner
Ausgabe
Ende Mai „berichtete“ die sogenannte Tageszeitung ‚Österreich’ mittels eines Live-Tickers vom Begräbnis jenes Achtjährigen, der Tage zuvor von seinem eigenen Vater erschossen wurde. Das hatte nichts mehr mit der zulässigen „Blödheit des Boulevards“ zu tun oder einer „nun mal sensationsgeilen“ Öffentlichkeit, der die Massenmedien halt ihre Hand anlegen müssten. Das Opfer war der Öffentlichkeit unbekannt. Es war kein Superstar, dessen (selbstgewählte!) Popularität über den eigenen Tod hinaus hätte wirken können. Es gab kein öffentliches Interesse an diesem Kind – und schon gar nicht am Aussehen seines Sarges. Menschen mit ausgebildeter Moral würden wohl von „Pietät“ sprechen. Von diesem Begräbnis zu tickern heißt auf moralische Mindeststandards, Pietät und Berufsethik zu scheißen. Empörte Twitter-Nutzer sorgten – wie passend – für einen „Shitstorm“, ‚Österreich’-Chef Fellner drehte den Ticker rasch ab, Microsoft stoppte seine Werbekampagne auf der ‚Österreich’-Website. Der Spuk nahm ein Ende, das Problem bleibt.
Als Bürger kann man aus der Causa zwei Schlüsse ziehen. Erstens sollte man dieses Blatt meiden und zu jenen Alternativprodukten greifen, für deren Konsum man sich bei Tageslicht nicht genieren muss. Zweitens sollte man sich darüber empören, dass diesem Unternehmen aberwitzig viel Steuergeld in Form von „Inseraten“ zugesteckt wird.
Mit unseren Witzen neben der Büro-Kaffeemaschine und unseren Likes auf Facebook begründen wir übrigens die sogenannte Zivilgesellschaft. Dort machen wir Tag für Tag einen Unterschied. Wir können täglich dem Stumpfsinn frönen – oder ihn gnadenlos ansprechen. It’s your turn!
Als Bürger kann man aus der Causa zwei Schlüsse ziehen. Erstens sollte man dieses Blatt meiden und zu jenen Alternativprodukten greifen, für deren Konsum man sich bei Tageslicht nicht genieren muss. Zweitens sollte man sich darüber empören, dass diesem Unternehmen aberwitzig viel Steuergeld in Form von „Inseraten“ zugesteckt wird.
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