Herbst, Jahreszeit oder Planet?
Text
Roul Starka
Ausgabe
„Herr, es ist Zeit, der Sommer war sehr groß…“ (Rilke, Herbsttag). Frau, es ist spät, das Klima ist noch größer. Wie komm ich vom schmelzenden Grönland, Corona-Deltavariante und Taliban-deppert-wie-immer-Variante zum gemütlichen St. Pöltner Traisenstrand? Zusätzlich wollen wir wissen, ob es „der Salzstreuer“ oder „die Salzstreuerin“ heißt, einstweilen sterben Kinder zwischen Vollbärten. Im Lebensmittelhandel müssen wir uns – oh Schreck – Masken aufsetzen und sollten uns impfen lassen. Bin zweimal geimpft und sehr froh, dass ich mir etwas zu essen kaufen kann.
Den St. Pöltner Kastanien ist das alles wurscht, sie werden reif und glänzen in ihrer grünen Stachelwohnung. Dann klackern sie auf den Boden, mein dreijähriger Enkel hebt sie auf, lacht – und hält mir stolz eine Kastanie ins Gesicht. Ich muss sie einstweilen für ihn einstecken. In meiner rechten Hand drehen sich die Kastanien in meiner Jackentasche, ein Gefühl meiner eigenen Kindheit, es beruhigt und macht glücklich. Gerade will ich erwachsene Buchstaben in meinem Hirn zusammenbasteln, bringt mir mein Enkel weitere Kastanien. „Opa, schau, einstecken!“ „Ja, mein Schatz!“
Unten lacht ein junges, göttliches Geschöpf, oben ein alter, weiser Hammerpark, dazwischen Enten und Ziegen und Gänse. Sie alle reden mit mir, streicheln mit ihren Tönen. Dann muss er wieder nach Hause, mein kleiner Kastaniengott. „Opa, ich liebe dich!“, ruft er mir aus dem Auto noch nach. Meine Tränen sieht niemand, nur die Kastanien.
Den St. Pöltner Kastanien ist das alles wurscht, sie werden reif und glänzen in ihrer grünen Stachelwohnung. Dann klackern sie auf den Boden, mein dreijähriger Enkel hebt sie auf, lacht – und hält mir stolz eine Kastanie ins Gesicht. Ich muss sie einstweilen für ihn einstecken. In meiner rechten Hand drehen sich die Kastanien in meiner Jackentasche, ein Gefühl meiner eigenen Kindheit, es beruhigt und macht glücklich. Gerade will ich erwachsene Buchstaben in meinem Hirn zusammenbasteln, bringt mir mein Enkel weitere Kastanien. „Opa, schau, einstecken!“ „Ja, mein Schatz!“
Unten lacht ein junges, göttliches Geschöpf, oben ein alter, weiser Hammerpark, dazwischen Enten und Ziegen und Gänse. Sie alle reden mit mir, streicheln mit ihren Tönen. Dann muss er wieder nach Hause, mein kleiner Kastaniengott. „Opa, ich liebe dich!“, ruft er mir aus dem Auto noch nach. Meine Tränen sieht niemand, nur die Kastanien.