Scheinbare Stadt
Text
Michael Müllner
Ausgabe
Wenn ich dieser Tage meinen Beitrag leiste und mit dem LUP-Bus im Stau stehe, dann fühle ich mich richtig urban. Seit Jahren keimt in mir ja ein Verdacht: Dass das Management der Bautätigkeiten und der dadurch bedingten Einschränkungen nicht ganz optimal läuft. Falls die zuständigen Stellen tatsächlich super Arbeit leisten, dann gebührt ihnen größter Dank – wir wollen uns nicht ausmalen, was erst ohne deren Bestleistung rauskäme.
Urbanität hat ihren Preis. Früher raunzten alle, dass nichts Weitergeht. Heute raunzen alle, weil Gstätten in Bestlage verbaut werden und der Verkehr zunimmt. Es gibt sie wirklich, die Wiener, die St. Pölten als erweiterten Speckgürtel sehen. Es gibt sie wirklich, die Häuslbauer, die nicht mehr nach PL ausweichen um ein Eigenheim zu bauen. Nur städtische Wachstumsschmerzen? Mir scheint, die Zahl der Angefressenen und Enttäuschten wächst.
Ruhe finde ich dann beim Rathaus, auf der städtischen Website ordne ich mir die Welt wieder ein. Jede „Neuigkeit“ (Presseaussendung) wird mit einem der 16 Leitthemen des Masterplans „stp*25|50“ verknüpft. So trifft „Die kunstsinnige Stadt“ auf „Die schlanke Verwaltungsstadt“. Zur Not passt „Die l(i)ebenswerte Stadt“ immer.
Bei all dem schönen Schein fasziniert mich dann umso mehr, welche Chance da am Eisberg vertan wurde. Man hätte sich vor die besorgten Anrainer hinstellen können, sich ein paar verbale Watschen abholen, sich für das gebrochene Versprechen entschuldigen und die Notwendigkeiten erklären können. Man hätte Vertrauen schaffen können. Schade drum.