Träumen statt Jammern
Text
Michael Müllner
Ausgabe
05/2025
Drei gute Gründe, um sich mit Johannes Pietsch alias JJ zu freuen. Wenige Tage vor seinem Auftritt in Basel war er zu Gast bei Claudia Stöckl, die Sendung „Frühstück bei mir“ kann man nachhören. Dort gab er offen und sympathisch Einblick in sein Leben. Und er berichtete von Träumen, die er vor einem Jahr hatte. Zu einer Zeit, wo der spätere Siegersong noch nicht mal komponiert war, träumte JJ davon, dass er einen Song beim ORF eingereicht hatte. Danach träumte er, dass er wirklich ausgewählt wurde und für Österreich antreten dürfe. Schließlich sah er sich im Traum, als Sieger die Trophäe in der Hand halten. Und zu guter Letzt moderierte er in seiner Heimatstadt Wien als Vorjahressieger die 70. Ausgabe des Songcontests. Das muss man sich mal träumen trauen. Seine feste Überzeugung, diese Träume verwirklichen zu können, sind schon beeindruckend genug. Dann aber noch dieser unglaubliche Mut, seine Ziele so klar zu benennen und sich somit die Latte so unfassbar hochzulegen. Das trauen sich nur echte Helden. Mussten wir bei Conchita noch über Identitäten diskutieren, ist es heute für die meisten von uns nicht mehr relevant, ob ein Künstler auch als „Galionsfigur“ der queeren Bewegung gesehen wird. Das ist eine Errungenschaft – auch wenn der Weg zu echter Gleichberechtigung noch hart und beschwerlich ist. Seit Jahren schon sitzen wir in diesem Land in unserem Loch der schlechten Laune und kotzen uns gegenseitig mit Krisenjammer voll. Das ist nun vorbei! Hier ist der Held, der uns mit guter Laune und Selbstvertrauen raushilft. Lassen wir ihn doch!