MFG - Das 6 x 10 des Glücks
Das 6 x 10 des Glücks


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Das 6 x 10 des Glücks

Ausgabe 04/2008

Aufgepeitscht von Frühlingshormonen und in grober Anlehnung an die Maslowsche Bedürfnispyramide (1943 vom US-Psychologen Abraham Maslow veröffentlichtes Modell, siehe unten) suchte ich nach dem ultimativen Glückskick in St. Pölten. Ungefähres Budget: 6 mal 10 Euro. Fazit: Glück ist sehr wohl käuflich. Aber nie zu 100 % …

Frühstück im Café Melange
Pikantes Frühstück mit Kaffee und doppelt Käse statt Schinken plus Almdudler. Dazu gratis Schmökern in jenen Zeitungen, die ich mir nie kaufen würde, aber gerne lese sowie eine super freundliche Bedienung.
Essen, Trinken, Qualmen. Ich danke Gott für die Erfindung von Cafés.     100 %
Abtauchen in heimeligen Frühstücksgenuss, das Böse bleibt draußen.     100 %
Irene ist die netteste Kellnerin in town; ansonsten bleibe ich an meinem Tisch allein mit Kaffeehäferl und Käseteller.     50 %
Rumsitzen bringt weder Lob noch Tadel, auch nicht von mir selbst.     0 %
Ob ich mich beim Bedienenlassen und Zeitunglesen emotional weiterentwickle, bleibt dahingestellt, wenngleich das ungenierte Relaxen sehr gut tut.     40 %
    Glücksfaktor: 58 %

Typveränderung
Tamara beim Friseur Gotschim ist die Frau meines Vertrauens: Spitzenschneiden beim Weltmeister! Dazu gibt’s persönlichen Trost, weil: Es dauert eeewig lang, ehemals 5 cm-Zotten wieder auf Steiss-Länge wachsen zu lassen.
Kränkliche Haar-Enden werden schnell und schmerzlos entfernt.     60 %
Der Frau mit den Scherenhänden kann ich absolut vertrauen.     100 %
Man glaubt nicht, wieviel Information, Motivation und Inspiration eine Frau und ihre Friseurin in nicht mal einer Viertelstunde austauschen können!     80 %
Nach der Sitzung schaue ich endlich wieder richtig steil aus.     60 %
Schon Kleinigkeiten machen gleich viel hübscher. Und was ist schlecht daran, nicht wie ein Irish Setter aussehen zu wollen?     60 %
    Glücksfaktor: 72 %

Filmabend at home
In der Videothek bei meiner Lieblingszicke leihe ich mir „Gangs of New York“ und „Friedhof der Kuscheltiere II“ auf DVD. Chips und Snips gehen auch gleich mit.
Überlängensession auf der Couch, die Hand in Knabbereien versunken, dazu liegen zwei schamlose Katzen auf meinem Rücken. Besser geht’s nicht.     100 %
Flucht in die filmische Scheinwelt, die trotz Monster, Mord und Totschlag immer noch netter ist als das wahre Leben. Thrilling. Aber – gesund? Egal.     70 %
Leo und Cameron kämpfen blutüberströmt für ihr Recht zu leben und zu lieben. Edward Furlong buddelt so einiges am Indianerfriedhof ein. Und das Beste – sie alle sind hier bei mir! Auch nen Cracker, Wardie?     50 %
Auf Schocker zu stehen, ist eine Lebenseinstellung. Geht euch brausen mit euren Romantikkomödien!     30 %
Irgendwie schwant mir, dass es nicht das wirkliche Leben sein kann, sich im dunklen Kämmerlein in Bildschirmfantasien zu verlieren.     0 %
    Glücksfaktor: 50 %

Schnäppchenjagd
Kaufen macht glücklich. Im Mango Outlet lege ich mir im supersale gleich drei Oberteile für wenig Geld zu.
Der Mensch braucht Kleidung. Eigentlich aber hab ich schon genug. Muss das hier also wirklich sein? Bin schon beim Zahlen nicht so ganz happy.     10 %
Sicher ist nur, dass ich jetzt weniger Geld und noch mehr Fetzen habe.     10 %
Kaufen verbindet. Die andren Kunden schauen auch nicht zufriedener drein als ich.     20 %
Ein kleiner böser Teil meiner Seele freut sich, dass der Körper in XXS reinpasst.     30 %
Die lang vergangenen Zeiten, als ich mein Taschengeld für ein einziges (damals teures) Cure-Shirt zusammensparte, haben sich irgendwie besser angefühlt.     0 %
    Glücksfaktor: 14 %

Bollywood zum Essen
Ein scharfes Supperl beim Inder belebt. Und entführt zwischen immerwährendem Weihnachtsschmuck, indisch/pakistanischer Gastfreundlichkeit und süssen Musikklängen real ins Land hinterm Spiegel.
Als Wiener Proletariatskind stehe ich zwar v.a.auf Eiernockerl. Aber zwischendurch darf es ruhig auch mal exotisch würzige Wellness sein.     80 %
Klein, bunt, kuschelig fast. Die Hölle, das sind die anderen. Und überhaupt – Hölle? Plötzlich könnte ich mich mit dem Gedanken der Reinkarnation anfreunden.     80 %
Es gibt keinen freundlicheren Wirt als den Inder, dessen Name ich mir leider nie merke. Aber was sind schon Namen? Es ist das Lächeln, das verbindet.     100 %
Nein, wir haben leider keinen coolen veganen Laden und auch kein Anarchocafé in der Stadt. Aber wir haben den Inder. Solang zumindest das so bleibt, ist alles ok.     90 %
Die Welt wird gleichzeitig ganz groß und ganz klein. Schmeckt gut und lässt den Alltag vergessen. Sehr bewusstseinserweiternd. Und das völlig drogenfrei.     100 %
    Glücksfaktor: 90 %

Yoga für Anfänger
Mit meiner Freundin melde ich mich für den Yogakurs der VHS an. Das Glücksbudget reicht in etwa für die erste von 12 Einheiten.
Die ersten fünf Minuten machen Spaß. Danach bemerke ich, dass meine Sehnen irgendwie verkürzt sind. Oder warum sonst tun mir plötzlich die Zehen so irre weh?     90 %
Nein. Bitte nicht wieder die Beine strecken müssen. Argh! Aber in einer halben Stunde ist es sicher vorbei.     50 %
Meine Freundin ist nicht böse, dass ich bei der Kerze umkippe und sie meinen Fuß auf den Kopf kriegt. Die Lehrerin korrigiert meine schiefe Rückenhaltung. Und die andren Kursteilnehmer leiden mindestens so sehr wie ich.     90 %
Yoga ist lässig. Auch, wenn es schmerzt. Aber in 11 Wochen kann ich ihn, den brüllenden sonnenanbetenden Löwen. Den sterbenden Schwan beherrsche ich schließlich bereits jetzt.     100 %
Body & Soul im absoluten Einklang: In den knapp zwei Stunden ist nichts wichtig, außer, die Balance zu halten – und zu halten – und zu halten     100 %
                                        Glücksfaktor: 86 %