E-Mobilität auf zwei Rädern – Fluch oder Segen?
Text
Georg Renner
, Jakob Winter
Ausgabe
09/2025
GEORG RENNER Der Wilhelmsburger ist freier Journalist und betreibt den Podcast „Ist das wichtig?“.
Ist E-Mobilität auf Radwegen eher Teil des Problems oder Teil der Lösung? Man kann beides argumentieren: Einerseits sind Roller, E-Mopeds, E-Bikes und Co. gleichzeitig leise und – trotz 25-km/h-Deckels – so schnell unterwegs, dass sie eine Gefahr für Kinder und andere Fußgänger darstellen. Vor allem, wenn berufsbedingte Eile dazukommt – siehe Fahrradboten – ist Arbeit für die Unfallchirurgie vorprogrammiert.Auf der anderen Seite sind solche Fortbewegungsmittel ein perfekter Auto-Ersatz. Gerade in Städten mit gut ausgebauter Rad-Infrastruktur wie St. Pölten (mit dem Traisen-Radweg als Rad-Highway quer durch die ganze Stadt) sind sie ein günstiger, schneller und gesunder Ersatz fürs Auto. Ein Verbot bzw. die Pflicht, auf die Straßen auszuweichen, würde ihre Attraktivität beachtlich schmälern – und damit die PKW-Lawine vergrößern. Was aber jedenfalls klar ist: Wo es die Möglichkeit gibt, sollten Städte ihre Verkehrsflächen so bauen, dass sich die Wege der einzelnen Verkehrsteilnehmer nicht kreuzen. So, dass es also Gehsteige für Fußgänger gibt, Radwege für Radfahrer und Straßen für motorisierte Verkehrsteilnehmer aller Art. Ein Anspruch, an dem gerade die Landeshauptstadt mit ihren jüngsten Projekten grandios scheitert. Der auf mehrere Arten fragwürdige Umbau des Promenadenrings – fragen Sie mich bitte nicht, was ich von dem täglichen, vorsätzlich herbeigeführten Verkehrschaos zwischen Linzer Tor und Neugebäudeplatz halte – hat ohne jede Not ein gut funktionierendes Modell kaputt gemacht: Gehsteige außen, zwei Fahrspuren für Autos, in der Mitte ein Radweg, alles unter Bäumen – ein Traum. An seine Stelle hat man was gesetzt? Richtig, einen „shared space“, auf dem sich forthin Fußgänger, Radfahrer, Rollerfahrer und andere – mit oder ohne E-Motor – gegenseitig über den Haufen schubsen können. Dass das bisher nicht passiert, liegt daran, dass diese Flächen bisher kaum genutzt werden – wo niemand unterwegs ist, können auch keine Unfälle passieren.So gesehen: Auch eine Lösung.
JAKOB WINTERAufgewachsen in St. Pölten, emigriert nach Wien, Digitalchef beim „profil“.
Sie sind gekommen, um zu nerven: Die E-Scooter. Egal, ob sie auf dem Gehsteig, dem Radweg oder der Straße rollen – irgendwer fühlt sich garantiert von den Gefährten gestört. Außer den Nutzern natürlich.Wobei: Am meisten gefährden die E-Scooter-Fahrer ohnehin sich selbst. Viele unterschätzen die hohen Geschwindigkeiten der Roller: Allein im Vorjahr landeten 7.500 von ihnen mit Verletzungen im Spital. Da wäre der Ruf nach einem Verbot nur allzu nachvollziehbar – könnte man meinen. Doch das wäre genau der falsche Weg. Denn wir sollten E-Scooter nicht nur als rollende Risikofaktoren betrachten, sondern auch die verkehrspolitische Chance sehen. Wer etwa vom Bahnhof oder der Busstation mit dem E-Scooter nach Hause rollt, nutzt genau jene „letzte Meile“ zwischen Wohnort und Öffi-Station, die sonst viele Menschen dazu bringt, gleich ins Auto zu steigen. Scooter sind handlicher als ein Fahrrad, leichter zu verstauen, schnell zur Hand – und für manche, die körperlich eingeschränkt sind, eine relativ neue Möglichkeit, mobil zu bleiben.Ganz anders verhält es sich übrigens mit den E-Mopeds. Diese Gefährte waren durch ihre Größe nie für Rad- und Gehwege ausgelegt und haben dort auch nichts verloren. Das geplante Verbot der Regierung ist richtig. Ab auf die Straße – Moped bleibt Moped. Die Scooter hingegen haben neben Fahrrädern ihre Berechtigung und können mithelfen, dass weniger Menschen ins Auto steigen – genau das sollte ein Ziel von kluger Verkehrspolitik sein. Bleibt das Sicherheitsproblem, das sich lösen lässt. Niemand versteht, warum Radfahrer Strafen zahlen, wenn Reflektoren oder Bremsen fehlen, E-Scooter-Fahrer dagegen weitgehend unreguliert herumrollen dürfen. Was spricht eigentlich gegen ein Tempolimit für E-Scooter von etwa 20 km/h, eine Helmpflicht und klare rechtliche Standards wie Licht, Klingeln und Bremsen zur Erhöhung der Sicherheit? Die Zahl der Unfälle zeigt, dass man die Fahrer auch vor sich selbst schützen muss.
Ist E-Mobilität auf Radwegen eher Teil des Problems oder Teil der Lösung? Man kann beides argumentieren: Einerseits sind Roller, E-Mopeds, E-Bikes und Co. gleichzeitig leise und – trotz 25-km/h-Deckels – so schnell unterwegs, dass sie eine Gefahr für Kinder und andere Fußgänger darstellen. Vor allem, wenn berufsbedingte Eile dazukommt – siehe Fahrradboten – ist Arbeit für die Unfallchirurgie vorprogrammiert.Auf der anderen Seite sind solche Fortbewegungsmittel ein perfekter Auto-Ersatz. Gerade in Städten mit gut ausgebauter Rad-Infrastruktur wie St. Pölten (mit dem Traisen-Radweg als Rad-Highway quer durch die ganze Stadt) sind sie ein günstiger, schneller und gesunder Ersatz fürs Auto. Ein Verbot bzw. die Pflicht, auf die Straßen auszuweichen, würde ihre Attraktivität beachtlich schmälern – und damit die PKW-Lawine vergrößern. Was aber jedenfalls klar ist: Wo es die Möglichkeit gibt, sollten Städte ihre Verkehrsflächen so bauen, dass sich die Wege der einzelnen Verkehrsteilnehmer nicht kreuzen. So, dass es also Gehsteige für Fußgänger gibt, Radwege für Radfahrer und Straßen für motorisierte Verkehrsteilnehmer aller Art. Ein Anspruch, an dem gerade die Landeshauptstadt mit ihren jüngsten Projekten grandios scheitert. Der auf mehrere Arten fragwürdige Umbau des Promenadenrings – fragen Sie mich bitte nicht, was ich von dem täglichen, vorsätzlich herbeigeführten Verkehrschaos zwischen Linzer Tor und Neugebäudeplatz halte – hat ohne jede Not ein gut funktionierendes Modell kaputt gemacht: Gehsteige außen, zwei Fahrspuren für Autos, in der Mitte ein Radweg, alles unter Bäumen – ein Traum. An seine Stelle hat man was gesetzt? Richtig, einen „shared space“, auf dem sich forthin Fußgänger, Radfahrer, Rollerfahrer und andere – mit oder ohne E-Motor – gegenseitig über den Haufen schubsen können. Dass das bisher nicht passiert, liegt daran, dass diese Flächen bisher kaum genutzt werden – wo niemand unterwegs ist, können auch keine Unfälle passieren.So gesehen: Auch eine Lösung.
JAKOB WINTERAufgewachsen in St. Pölten, emigriert nach Wien, Digitalchef beim „profil“.
Sie sind gekommen, um zu nerven: Die E-Scooter. Egal, ob sie auf dem Gehsteig, dem Radweg oder der Straße rollen – irgendwer fühlt sich garantiert von den Gefährten gestört. Außer den Nutzern natürlich.Wobei: Am meisten gefährden die E-Scooter-Fahrer ohnehin sich selbst. Viele unterschätzen die hohen Geschwindigkeiten der Roller: Allein im Vorjahr landeten 7.500 von ihnen mit Verletzungen im Spital. Da wäre der Ruf nach einem Verbot nur allzu nachvollziehbar – könnte man meinen. Doch das wäre genau der falsche Weg. Denn wir sollten E-Scooter nicht nur als rollende Risikofaktoren betrachten, sondern auch die verkehrspolitische Chance sehen. Wer etwa vom Bahnhof oder der Busstation mit dem E-Scooter nach Hause rollt, nutzt genau jene „letzte Meile“ zwischen Wohnort und Öffi-Station, die sonst viele Menschen dazu bringt, gleich ins Auto zu steigen. Scooter sind handlicher als ein Fahrrad, leichter zu verstauen, schnell zur Hand – und für manche, die körperlich eingeschränkt sind, eine relativ neue Möglichkeit, mobil zu bleiben.Ganz anders verhält es sich übrigens mit den E-Mopeds. Diese Gefährte waren durch ihre Größe nie für Rad- und Gehwege ausgelegt und haben dort auch nichts verloren. Das geplante Verbot der Regierung ist richtig. Ab auf die Straße – Moped bleibt Moped. Die Scooter hingegen haben neben Fahrrädern ihre Berechtigung und können mithelfen, dass weniger Menschen ins Auto steigen – genau das sollte ein Ziel von kluger Verkehrspolitik sein. Bleibt das Sicherheitsproblem, das sich lösen lässt. Niemand versteht, warum Radfahrer Strafen zahlen, wenn Reflektoren oder Bremsen fehlen, E-Scooter-Fahrer dagegen weitgehend unreguliert herumrollen dürfen. Was spricht eigentlich gegen ein Tempolimit für E-Scooter von etwa 20 km/h, eine Helmpflicht und klare rechtliche Standards wie Licht, Klingeln und Bremsen zur Erhöhung der Sicherheit? Die Zahl der Unfälle zeigt, dass man die Fahrer auch vor sich selbst schützen muss.



