MFG - Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Kleinstädter zur Paarungszeit
Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Kleinstädter zur Paarungszeit


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Kleinstädter zur Paarungszeit

Ausgabe 02/2009

Gar Unheimliches spielt sich an Donnerstagabenden im Süden St. Pöltens ab. Schlag 23 Uhr leert sich wie auf Knopfdruck das NXP-Bowling Center um einen Gutteil der bis dato anwesenden Männer, so dass einem unweigerlich Liedzeilen wie Marlene Dietrichs „Sag mir wo die Männer sind, wo sind sie geblieben?“ oder Bonnie Tylers „Where Have All The Good Men Gone?“ in den Sinn kommen. Ein Bericht über Märchenprinzen, Discoqueens sowie das Balzverhalten in heißen Winternächten.

Wir folgten dem Pilgerzug (zu dem sich draußen weitere Männer hinzugesellten), um mitten in einer testosteronschwangeren Schlange vorm LaBoom zu landen. Spätestens jetzt fiel es uns wie Schuppen von den Augen: Wir sind in eine Jagdgesellschaft geraten. Männer jagen im Rudel, und die Beute heißt – Frau! Und wieder war da eine Liedertextzeile: „Es ist Samstagabend und die Dinge stehen schlecht, ich bin auf der Suche nach dem weiblichen Geschlecht...“ Dass der Samstag in diesem Fall zum Donnerstag mutiert, liegt daran, dass am Donnerstag im LaBoom immer „Lady Like“ angesagt ist, d. h. girls only – allerdings nur bis 23 Uhr. Dann öffnen sich die Pforten zum Paradies und die Männer dürfen zu Venus und ihren Schwestern vordringen...
Ganz klar, dieses Phänomen bedurfte einer tieferen Analyse. Thema: „Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Kleinstädter zur Paarungszeit.“ Wir stellten zwei schlagkräftige Teams aus Undercover-Agents zusammen: Team Rosa, bestehend aus zwei unserer besten Agentinnen, schlich sich bereits um 22 Uhr in die Ladies Night ein, um die Damen ein bisschen unter die Lupe zu nehmen. Team Blau, aus hartgesottenen männlichen Agents, hingegen verweilte locker-lässig biertrinkend bei der Männerschaft im Bowlingcenter, um das Warm Up mitzuverfolgen und dann gemeinsam mit den Lemmingen mitzuziehen, die sich um 23 Uhr kollektiv ins LaBoom stürzen.

22 Uhr, NXP Bowling
Sämtliche Bahnen sind besetzt, detto die Billardtische. Was gegenüber anderen Tagen auffällt ist ein gewisser Männerüberhang, was auch Gerda, die heute Dienst hat, bestätigt: „Am Donnerstag ist es schon irgendwie anders. Was genau, kann ich gar nicht sagen. Das ist so ein eigenes Feeling. Definitiv sind mehr Männer da als sonst, und man merkt, wenn sie um 11 Uhr rüber ins La Boom dürfen!“ Auch Gernot, ebenfalls an der Kellnerfront ums Wohlergehen der Gäste bemüht, bestätigt den Eindruck. „Die Burschen gehen nachher noch alle ins LaBoom! Ich war erst letzte Woche dort mit meiner Freundin – das war ganz witzig, auch wenn du das nur mit viel Akohol aushältst, zumindest in meinem Alter! Aber du kannst den Leuten ganz gut beim Balzverhalten zuschauen. Da hört man dann Klassiker wie ‚Klane kumm her’ – tja, und die Mädels sind tatsächlich gekommen“, schüttelt Gernot lachend den Kopf „Ob wir in dem Alter auch so drauf waren?!“
Die Herren der Schöpfung sind im übrigen – bis auf wenige Einzelgänger, die einsam an der Bar hängen, an ihrem Bier nuckeln und den Blick verloren ins Nirvana schweifen lassen – zumindest in Zweiergruppen unterwegs, zumeist aber gleich mit einer ganzen Partie. Merke: Männer jagen im Rudel! So auch Alex  (25), Georg (23) und Wolfgang (29), die sich grad einen Infight beim Bowlen liefern. Alle drei besuchen den WIFI Meisterkurs für Sanitär- und Klimatechnik. Und sie haben heute im Anschluss noch ein Ziel: Das LaBoom. Warum gehen sie gerade am Donnerstag dorthin? „Weil es am Donnerstag in St. Pölten eigentlich keine anderen Möglichkeiten gibt, um Party zu machen“, ist Alex überzeugt und erntet dafür von seinen Kumpels Zustimmung, wenngleich Wolfgang einräumt „dass das Lokal normal ja nicht so meins ist, aber mit der Partie ists immer ganz lustig!“ „Außerdem“, fügt Alex, seines Zeichens Single, hinzu, „sind die Mädels auch ganz OK!“ Auch „ganz okay“ klingt ein bisschen matt – also, wie beurteilen die Herren den Frauenmarkt in St. Pölten, im Besonderen im LaBoom, wie muss Miss Perfect sein? „Der Frauentyp ist eigentlich egal. Sie muss halt gepflegt sein, und die Figur sowie das Aussehen müssen passen. Die richtig Scharfen sind aber meist in der Minderheit“, doziert Alex, während sich seine zwei Begleiter in Zurückhaltung üben. Beide sind fix vergeben, und nehmen das auch offensichtlich ernst. So meint etwa Georg: „Wenn ich ins La Boom gehe, möchte ich einfach nur Spaß haben. Da ich vergeben bin, interessieren mich die Frauen nicht.“ Aha! Freilich, so konstatiert er, „wenn man darauf aus ist, jemanden kennenzulernen, stehen im LaBoom die Chancen darauf ziemlich gut.“ Davon ist auch Wolfgang überzeugt. „Es ist sicher leichter, im LaBoom ein Mädel kennenzulernen als anderswo. Sie sind einfach offener und aufgeschlossener, was auch am Alkohol liegen mag!“ Und keiner von ihnen geht heute auf Aufriss, oder wie? Alle wollen nur „schauen“ – irgendwie schwer vorstellbar. Single Alex lässt es wenigstens offen: „Ich komme nicht primär wegen dem Aufreißen, aber es könnte sich schon was ergeben.“ Und es ergibt sich durchaus des Öfteren etwas. So summa summarum ist Alex „bei ca. jedem dritten Besuch erfolgreich!“ Auf der Suche nach der Frau fürs Leben ist er dabei nicht, „im LaBoom bin ich – wenn überhaupt – eher auf One Night Stands aus“, gesteht er. Lachender Zusatz: „Is jo a ned so schwa!“
Und wenn die Herren auf der Pirsch sind, wie gehen sie dann vor? Sind sie die aggressiven Jäger oder doch eher die passiven Lämmchen, die lieber der Frau die Initiative überlassen? Gibt es irgendwelche klassischen Anmachsprüche, mit denen sie zum Ziel kommen? „Grundsätzlich hab ichs lieber, wenn sie der aktive Part ist. Ich bin beim Aufriss also eher passiv“, gesteht Alex, „es kommt aber ganz auf den Alkoholpegel an“, fügt er hinzu. Also auch hier spielt der Alkohol eine Rolle. Ein bisschen gespritzt ist man offensichtlich auch ein bisschen mutiger. Klassische Anmachsprüche lassen die Jungs übrigens nicht vom Stapel. „Man muss halt auf die Situation eingehen und dann ergibt es sich eh einfach“, ist Wolfgang überzeugt!

Zur gleichen Zeit, 22 Uhr, LaBoom
Man kommt rein, und ist - in Kitzbühel! Oder Ischgl. Oder Schladming. Jedenfalls vom Eindruck her irgendwo auf einer Aprés Ski Hütte mitten in den Bergen, denn exakt in dem Style ist das Lokal aufgezogen. Über die Bar zieht sich ein kleines Schindeldach, weiters gibt es rustikal anmutende Stehbereiche, in der Mitte ein mächtiger Dancefloor, darüber thront der DJ. Soviel zu Besonderheit Nummer eins. Auf Besonderheit Nummer zwei sind wir natürlich vorbereitet: Am Donnerstag ist „Lady Like“ angesagt, d. h. bis 23 Uhr girls only sowie Gratisdrinks für die Damen. Dass man gerade Bier davon ausgenommen hat, kann man bestenfalls als männlichen Chauvinismus interpretieren. Also liebes LaBoom, auch Frauen mögen Bier! Nix Männergetränk und so!
Der DJ garniert die Tanzmusik mit „leicht“ feministisch angehauchten Liedern wie „Männer sind Schweine“ oder „Das sind keine 20cm“. Einige Girls tanzen sich schon mal warm, der Großteil der Damen steht allerdings in kleinen Gruppen im Lokal verteilt. Als plötzlich aus den Lautsprechern „Razzia“ dröhnt, zucken wir Lady Like-Rookies zusammen: Des Rätsels Lösung: Ein Stripper in Polizeiuniform erscheint im wahrsten Sinne des Wortes auf der Tanzfläche. Aha, das verstehen die hier also unter ladylike.
Wir mischen uns unters Damenvolk. Bettina und Sandra, beide 19 und Schülerinnen, sind hier um Party zu machen. Die Stripper brauchen sie zwar nicht unbedingt „aber es ist schon nett anzusehen“, so Bettina. „Zumindest den Körper, den Kopf kann man zumeist vergessen!“, lacht Sandra. Auch Michi (21) und Steffi (21) relativieren die Leistung des Gigolos „Ein paar Stripper sind ganz fesch – aber bei weitem nicht alle.“ Agentin Ruth wiederum amüsiert sich. „Typen in hohen Buffalos, wer will das bitte sehen? Oder einer, der wild mit einer ‚Pistole’ rumfuchtelt. Das find ich eher peinlich. Ich bin jedenfalls froh, dass ich nicht eins der Mädels bin, das die Stripper auf die Tanzfläche holen, damit sie ihnen beim Ausziehen hilft.“ Wie sich im Zuge der Recherche herausstellt, sind viele Ladies ohnedies vor allem wegen der Gratisdrinks da, wie auch Babsi (20) zugibt. Sie ist mit ihren Freundinnen extra aus der Loosdorfer Gegend angereist! Kein Zufall also, dass manch Damenrunde ihr Meeting just am Donnerstag im LaBoom zelebriert, wie etwa die Riege um Michi und Steffi. Manche Ladies plädieren überhaupt dafür „dass man am Donnerstag den ganzen Abend nicht die Pforten für die Männer öffnet“ Grausam! Keine ist also wegen den Boys da, um einen ’Riss’ zu machen? „Heut nicht, da kommen wir am Samstag“, schmunzeln die beiden. Als wir uns dann aber weiter umhören, finden wir sie sehr wohl, die Ladies auf der Suche nach dem Märchenprinzen, was in Nicoles Augen gar nicht so leicht ist: „Naja, der St. Pöltner Männermarkt ist generell nicht so berauschend. Da musst du schon lange suchen, um den Richtigen zu finden.“ Andererseits aber auch kein Ding der Unmöglichkeit, gerade im LaBoom findet sich manch Mr. Loverlover. Die 20jährige Köchin Meli, die 19jährige Angestellte Jennifer oder die 18jährige Großhandelskauffrau Karian – allesamt Singles wohl gemerkt – haben schon manch Frosch aus dem LaBoom abgeschleppt (oder umgekehrt, wer weiß?). Zwar mutierten diese offensichtlich weder durch Küssen noch durch An-die-Wandschmeißen zu Prinzen, „aber es war eine nette Unterhaltung für eine Nacht, wenn auch nicht mehr!“

22.40 Uhr, Bowling Center
Dieter (25), Versicherungsagent, und sein Kumpel Sebastian, Wohnberater, trudeln im Bowling Center ein. Nicht zum Bowlen, sondern um gemütlich einen Drink zu nehmen, bevor sie – erraten – ins LaBoom weiterschauen. „Das LaBoom ist so ein Lokal zum Ausklingen. Nach Privatparties, so um 2, 3 Uhr in der Früh, gehen wir manchmal noch dort hin“, berichtet Sebastian, der auf ein interessantes Phänomen verweist: „Es ist ja witzig. Alle Leute schimpfen auf das LaBoom, aber alle gehen hin!“ FPÖ-Syndrom? Er steht jedenfalls dazu. Dieter und er besuchen wohl so 15 mal im Jahr die Lokalität. „Wegen des Alkohols, weniger wegen der Mädls“, zwinkert Dieter. „Mit dem Vorsatz, auf Aufriss zu gehen, bin ich eigentlich noch nie hingegangen“, meint er weiter. Dass er aber schon öfter vom LaBoom nicht alleine nachhause gegangen ist, stellt er ebenfalls nicht in Abrede. „Also wenn du jetzt drauf aus wärst, jemand abzuschleppen, bist du sicher im LaBoom gut aufgehoben.“ Ernstzunehmende Geschichten seien dies aber nicht, sondern One Night Stands. „Wenn ich die Frau fürs Leben such’, geh ich sicher nicht ins La Boom! Vielleicht red ich mir das auch ein und blockier mich dann sozusagen selbst, also selbst wenn eine nett wär, würd ich mir denken, die kann nix sein, die hab ich im LaBoom kennengelernt.“ Da muss man nachhaken – wie sind denn etwa die Girls im LaBoom? „In der Regel nicht so intelligent, aber dafür geiler als etwa im Warehouse, wo eher die ‚normalen’ zu finden sind. Im LaBoom sind sie dafür aufgeschlossener. Und 70% der Gäste im La Boom sind Singles, deshalb ist es eben auch eine Aufrisshütte“, räsoniert Dieter. Das heißt geil allein reicht aus, dass er schwach wird? „Nein, sie muss schon auch sympathisch sein – selbst wenn ich nur auf Sex aus bin! Sie muss Ausstrahlung haben, gepflegt sein, keine Tussi – da kann sie auch ruhig ein bisserl fester sein, das ist mir egal. Wenn sie hingegen zuviel geschminkt ist, verschwitzt und fette Haare hat, dann turnt mich das eher ab.“ Freilich, und da kommen wir wieder auf die Alkoholgeschichte zu sprechen, kann man sich das Gegenüber (aus der Sicht beider Geschlechter versteht sich) im Laufe eines Abends offensichtlich auch ein bisserl attraktiver trinken. „Naja, um so höher mein Pegel ist, desto mehr sinken meine Erwartungen“, lacht Dieter. Explizite Anmachsprüche hat er bei seinen Beutezügen nicht auf Lager, wenn er anbandelt, dann eher „durch zufälligen Körperkontakt!“. Der ist bei einem Aktionsspielraum von fünf Quadratzentimetern pro Person so zufällig dann auch wieder nicht.
Dass man im LaBooom freilich sehr wohl die große Liebe finden kann, beweist das Vorzeigepärchen Simon und Martina. Die beiden haben sich vor vier Jahren ebendort kennen gelernt und gehen heute noch immer gerne hin – gemeinsam versteht sich. „Wir sind fast jedes Wochenende dort, um Bekannte zu treffen. Etwas Anderes kommt für uns in St. Pölten sowieso nicht in Frage. Außerdem ist das ja auch irgendwie ‚unser’ Lokal, und es ist meistens sehr gemütlich dort und die Kellner sind top“, meint Simon und wirft seiner Freundin einen liebevollen Blick zu. Einmal im Monat geben sich die beiden auch die Action, am Donnerstag mit den Singles mitzufeiern. „Das ist das einzige in diese Richtung in St. Pölten und auf eine gewisse Art und Weise ist es ja auch lustig. Gratis Getränke für die Damen und Aprés Ski mitten in der Stadt“, so Simon. Heute bleiben sie aber im Bowling Center.

22.45 Uhr, LaBoom
Die Tanzfläche hat sich mittlerweile einigermaßen gefüllt. Wir sind mit Sabine (23) und Karin (24), beide Gartencenterkauffrauen, derweil ins Gespräch gekommen, wie das so ist mit dem auf Aufriss-Gehen? Beide möchten eher erobert werden, wie im übrigen die meisten Damen, die wir befragen. „Mir ist es schon lieber, wenn der Mann die Initiative ergreift. Selbst flirte ich nicht so aktiv drauf los“, gesteht Sabine. Stellt sich natürlich die Frage, wie man Flirten definiert – denn mit betont weiblichem Dresscode, teilweise tiefen Blicken, verspieltem Spielen mit den Haaren und offenem Zulächeln, wenn ein Adonis gefällt, geizen die Damen im LaBoom nicht gerade. Freilich versteht mancher selbsternannte Don Juan bisweilen die Zeichen auch falsch, und geht zu forsch ran. „Begrapschen und Umarmungen wildfremder Männer sind absolute NoGos“, sind sich Sabine und Karin einig. Plumpe Anmachsprüche nehmen die Damen hingegen gelassener, ja, vielfach amüsieren sie sich darüber. So haben Karin und Denise, beide 18 und berufstätig, neben einem straighten und direkten „Hast heut noch Zeit“ auch schon „Klassiker“ wie „Willst Mama werden, weil ich möchte heute Papa werden“ (okay, auch nicht gerade indirekt) zu hören bekommen. Ein anderes Bonmot hat die 20jährige Frisörin Bianca zu vermelden: „Hallo Barbie, darf ich dein Ken sein!“ Sie findet es witzig, wie ihr überhaupt der Lady Like Abend großen Spaß bereitet. „Tolle Partystimmung. Das motiviert für die nächsten Tage!“ Bianca ist so wie Jenny vor allem aus einem Grund da: Männer! „Ich bin immer nur am Donnerstag da, weil da die Männer anders drauf sind – da hat man wirklich gute Chancen auf einen Aufriss. Es ist einfach super, die Atmosphäre passt, und die Männer sind weniger schüchtern, tanzen dich an. Auch die Frauen sind nach 23 Uhr zumeist viel aufgeschlossener!“, erklärt Jenny. Lachender Nachsatz „Weil sie betrunken sind!“ Tja, also auch bei den Damen spielt der Hemmungshemmer Alkohol keine unwesentliche Rolle. Dionysos ist ein Komplize Amors, wie auch Meli, Jennifer und Karina bestätigten. „Am Donnerstag ist es leichter Männer aufzureißen oder aufgerissen zu werden. Das liegt einerseits daran, dass sich die Jungs anders verhalten, mehr rangehen als sonst, aber auch die Mädls sind lockerer, was sicher auch an den vorab gereichten Gratisgetränken liegen mag!“ Wohl kein Zufall im Lady Like-Konzept.
Dann werden wir aus dem Gespräch gerissen. Es ist Punkt 23 Uhr, der DJ spricht die berühmten letzten Worte (weil es jetzt nämlich mit dem Damenkränzchen vorbei ist): „Wir öffnen jetzt die Tore!“ Ergo: Die Männer von Flake sind im Anmarsch!

23 Uhr, Clash Of Civilizations
Plötzlich werden die quasi „vorgetanzten und vorgeglühten“ Frauen nervöser. Da passiert etwas, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Oder ist es das Testosteron, das von draußen hereinströmt und die nahe Ankunft der Gladiatoren ankündigt? Mit einem Schlag wird der Tanzstil der Ladies mehr ladylike (so wie zumindest men ‚ladylike’ definieren würden), das heißt die Hüften werden sexy gekreist und geschwungen. Es gilt, den Männern zu imponieren, und etwaige Nebenbuhlerin an die Wand zu tanzen. Als die ersten Herren der Schöpfung tröpfchenweise das LaBoom betreten, werden sie von den Damen ungeniert von oben bis unten abgecheckt. Irgendwie ein gerechter Gedanke, dass diesmal die Boys das vermeintliche Frischfleisch sind. Denen ist das dann fürs erste auch gar nicht so geheuer, deshalb flüchten sie sich sicherheitshalber mal gleich – an die Bar! Dort tauen sie aber recht rasch auf, und so kommt es alsbald am Dancefloor zum Verschmelzen der Geschlechter. Während draußen noch immer Autoladungen mit „Männernachschub“ angekarrt werden, wird drinnen bereits mächtig Gas gegeben. Die ersten Runden werden spendiert, Kellner laufen mit Kübeln voll „böser Getränke“ durch die Reihen, harte Jungs singen lauthals bei „I‘m a Barbie girl in a Barbie world“ mit, wie der DJ überhaupt musikalisch fachkundig einheizt: Mambo Nr. 5, Jailhouse Rock, YMCA, Let’s Twist Again... Kein Klassiker, kein Klischee wird ausgelassen. Der Mann könnte ein „Best Of Aprés Ski“ releasen. Später drückt er dann auf slow motion und kredenzt Schmuse-Songs á la „Time Of My Life“ aus Dirty Dancing. Ein Könner!
Ein paar Männer, vielleicht die von der schüchternen Sorte, lehnen an der Bar und haben auf Suchmodus geschalten. Der Blick wandert über die tanzenden Damen. Vielleicht ist es auch nur ein Abwarten auf den richtigen Moment, um zuzustoßen. Auch manche Maid steht alleine an der Bar, dann aber eher, um sich zu inszenieren – so etwa eine blonde, vollbusige Venus, die äußerst extravagant an ihrer Zigarette zieht und dabei den Blick stolz wie Elisabeth Taylor als Kleopatra über die Köpfe  der Untertanen hinweg gleiten lässt.
Ein paar Boys lassen tatsächlich Röhrgeschrei los, plärren den Mädels etwas zu , und eh man sich’s versieht, sind die ersten Männer (!) auf einem Tisch und tanzen. „Das sind entweder die Selbstbewussten, die wissen wie sie wirken, oder gerade umgekehrt die Schüchternen, die zuviel getrunken haben“, konstatiert Agentin Anne fachkundig. Wenig später tun es dann die Girls den Jungs gleich. Wär ja noch schöner! Die Tanzfläche ist nun zum Bersten voll. Die Männer tanzen die Damen an, eine Maid ist schnell zwischen zwei Boys im Sandwich und genießt es lachend, während daneben ein Pärchen an vergangene Schikurs-Zeiten erinnert und offensichtlich den Weltrekord im Langzeitküssen brechen möchte. „No, de schmieren gonz sche“, meint sodenn Gregor, der sich einen Kurzen an der Bar genehmigt. Alles wogt, alles bewegt sich, alles dreht sich – die Stimmung ist gut, keine Frage, und geflirtet wird, was das Zeug hält. Tiefe Blicke werden ausgetauscht, hier und dort fliegt ein Lächeln durch den Raum, „zufällige“ Berührungen werden irgendwann zu offensichtlichen Grapschereien, die –  je nach dem – wohlwollend zugelassen oder brüsk abgewiesen werden, was den verjagten Schmetterling einfach zur nächsten Blume flattern lässt. Dort zieht sich ein Pärchen zurück, dort fährt eines gemeinsam heim. Alles in allem ist vielleicht nicht unbedingt Love In The Air, aber definitiv Sex, Testosteron und Pheromone, und das ist ja auch keine schlechte Mischung.
Wie die Geschichte ausgeht… für manche mit einem kleinen Abenteuer vielleicht, gutem Sex, der Entdeckung der Liebe fürs Leben, einem Brummschädel... who knows. Eines ist fix: Die ehemalige Unterrichtsministerin und VP-Vizechefin lag ja so was von daneben mit ihrem lächerlichen Ausspruch: „Kinder statt Partys“. Wenn dann ja gerade umgekehrt - „Kinder durch Partys“. Man denke sich den niederösterreichischen Zentralraum ohne ein Lokal wie das LaBoom – ganz ehrlich Freunde: St. Pölten wäre zum Aussterben verurteilt! Und so ist eines fix: LaBoom – Die Fete geht weiter!

Interview: Aprés Ski in the city Interview
Das LaBoom ist DIE Aufriss-Hütte in St. Pölten schlechthin. Das 900 Personen fassende Lokal ist von Donnerstag bis Samstag rappelvoll. Wir wollten von Chief Christian Brandstetter, der auch das Till Eulenspiegel in Neulengbach betreibt, wissen, wie er das zuwege bringt?

Wie würden Sie das LaBoom beschreiben?
Wir wollen eine Fun-Location sein! Die Leute sollen sich wohl fühlen und Spaß haben. Ins LaBoom kommt man noch am Abend – vielleicht nach einem stressigen Arbeitstag – um gemütlich ein Bier zu trinken,  etwaigen Frust abzubauen, sich zu entspannen. So eine Art Aprés Ski am Wochenende.

Sie sind ehemals mit dem Till in St. Pölten gescheitert, der Nachfolger LaBoom hingegen ist seit fünf Jahren ein Riesenerfolg. Was haben Sie geändert gegenüber früher?
Wichtig in der Branche ist, dass man eine Marke schafft! Die Leute müssen wissen, wofür du stehst, was sie erwartet, wenn sie hereinkommen. Im Positiven wie auch im Negativen – mir ist schon klar, dass es nicht nur Fans vom LaBoom gibt. Aber wenn ich zum Chinesen gehe, erwarte ich ja auch keine Pizza! Der Unterschied zu früher war ein ganz klares Konzept, mehr Erfahrung und höhere Professionalität. Wir haben mit Konsumpsychologen zusammengearbeitet – und tun dies bis heute – haben genau den Markt analysiert. Die Frage war, was will St. Pölten überhaupt, was passt? St. Pölten ist für mich ja – und das ist nicht bös gemeint, ich nehm mich da selbst nicht aus – das größte Dorf in Niederösterreich. Wir sind ein eher passiver Menschenschlag hier, den man quasi aus der Reserve locken muss. Ich vergleich das mit dem Rauchen: Die Zigarette ist das Publikum. Aber solange das Feuerzeug, mit dem du Feuer gibst, nicht funktioniert, solange brennt auch das Publikum nicht!

Heute brennt das LaBoom-Publikum definitiv lichterloh, keine Spur von passiv. Wie ist das gelungen?
Wir haben ein ganz klares Profil geschaffen. Wir spielen zu 80% Oldies, 70’er und 80’er Jahre Hits, nur untergeordnet Aktuelles, und damit mein ich Ö3-Musik. Das ist zwar nicht meine Musik – ich persönlich hör Black Soul und House – aber es ist die Musik, die die Leute hören möchten. Ich bin immer ganz von den Socken, wenn ich beobachte, wie die Youngsters bei den Oldies mitsingen und die Texte  Wort für Wort auswendig können! Ganz wichtig für den Erfolg sind die Mitarbeiter, die mit Herzblut dabei sind, sich einbringen! Ich brauch keine Söldner, sondern Leute, die sich mit dem Betrieb identifizieren, loyal sind, die Kunden respektieren und ihnen ein gutes Gefühl vermitteln. Deshalb setzen wir viel auf Teamwork, führen laufend Mitarbeiterschulungen durch, laden externe Trainer ein. Und ich hab tolle Geschäftsführer, die ordentlich anpacken. Das alles zusammen trägt eben Früchte.

Sie setzten auch auf die richtigen Trends und Formate, wenn man  etwa Lady Like als Beispiel hernimmt.
Ich schau mich viel um, bin viel unterwegs, um neue Inputs zu bekommen. Was machen andere? Wie machen sie es? Das halte ich für ganz wichtig! Man darf nicht stehen bleiben! Aber es stimmt schon, dass wir offensichtlich ein gutes Händchen haben, weil wir uns eben sehr damit beschäftigen, nichts dem Zufall überlassen. Für gewöhnlich gibt’s in der Branche viel Strohfeuer – d. h. neue Formate werden kurzfristig gestürmt, aber nach ein paar Wochen stehst wieder allein da. Wir setzen hingegen auf Kontinuität. Lady Like zum Beispiel besteht seit vier Jahren, und die Besucherzahlen steigen nach wie vor! Das ist schon bemerkenswert. Ich trau mich zu behaupten, dass es in ganz Österreich kaum ein zweites Lokal dieser Art gibt, das wie das LaBoom an drei Tagen so gut funktioniert!