MFG - Frühling
Frühling


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Frühling

Text Roul Starka
Ausgabe 03/2021
Bevor wir alles wieder öffnen, müssen WIR uns wieder öffnen. Mit Abstand, Respekt und Demut gemeinsam atmen. Tonnen an Zynismus hab ich wütend und beleidigt in Dateien abgespeichert. Da wären schon laute Lacher dabei gewesen. Doch über allem schwebte ein: Wem nützt das?
Es bleibt ein zartes Trotzdem, ein Hauch an Zuversicht, eine behutsam weitergetragene Seifenblase mit vielen Herzklebestellen, so verzweifelt zammpickt, Regenbogen an Wünschen, abgesetzt auf den ersten Blumen. Klar wäre gegen die Regierungspeinlichkeiten mit einem Sprachcaterpillar auffahren lustiger. Wir aber müssen die Samen der Geduld weiter ausstreuen. Jeden neuen Grashalm bestaunen, uns von ihm und seinen Gänseblümchen dazwischen neue Wege zeigen lassen.
Auf keinen Fall aber dürfen wir Bittsteller werden, um überleben zu können. Das Weiterleben in der Krise steht uns zu, und ich kann nicht mit erholsamen Spaziergängen an der frischen Luft an der Billa-Kassa zahlen. Auch lassen sich Mieten und Stromrechnungen nicht mit Rilke-Gedichten begleichen.
Wir setzen uns die Masken auf, gehen testen und lassen uns impfen. Okay. Du Regierung aber gibst jeder Menschin, die in Österreich lebt, die gleiche Summe Geld, um zu überleben. Wir nehmen ein Drittel Bundeskanzlergehalt, er selbst so wie alle anderen bekommen das Gleiche. Ohne wenn und aber, ohne Formulare. Das ist kein Kommunismus mit rundtanzenden Liedern, es ist Coronaismus. Mieten, Gas und Strom werden ab jetzt vom Staat bezahlt. Wir wollen nichts mehr hören und verstehen sollen. Wir wollen leben.