MFG - TV-Pionier übergibt P3
TV-Pionier übergibt P3


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St. Pöltens gute Seite

TV-Pionier übergibt P3

Text Andreas Reichebner
Ausgabe 11/2020

Standbilder hat Rudolf Vajda beweglich und seinen Sender P3tv zu einem wichtigen Medien-Player gemacht. Aber nach 25 Jahren an der Spitze ist genug, ab November ist nun Oswald Hicker für Budget und Programm des Lokalsenders zuständig.

Ich habe keine Wehmut, mir taugt das total“, so der St. Pöltner P3tv-Fernsehpionier Rudolf Vajda über die Übergabe der Sendeleitung an Oswald Hicker. Nachdem er seinen Sender vor zwei Jahren um 200.000 Euro an den Agrarverlag verkauft hatte, für Vajda nun die logische Konsequenz. „Ich bin seit meinem 21. Lebensjahr selbstständig, nächstes Jahr werde ich 70 Jahre, möchte endlich das tun, was mir Freude macht, Bergsteigen, Rad fahren, reisen. Ich werde aber die Kamera nicht weglegen.“ Geplant ist ein Film über die Sherpas in Nepal, aber auch in den Senegal wird es gehen, um über ein Lepraprojekt zu drehen. „Meine Philosophie war es immer, junge Menschen auszubilden, so nach dem Motto, wenn die dich dann übertreffen, dann hast du etwas gut gemacht.“ So ist es für Vajda, der am 12. Dezember 1995 mit dem Senden startete, kein Problem, die Programmatik dem ehemaligen Bezirksblätter Chefredakteur Hicker, „den ich schon lange kenne und schätze“ in die Hand zu legen. Auch Hicker streut Rosen: „Das muss man sich vorstellen, der Rudi hat vor 25 Jahren nur Standbilder senden dürfen, hat in unglaublicher Pionierleistung P3tv zu einem Lokalsender, der von den Menschen angenommen wird, entwickelt.“ An dieser Philosophie will Hicker anschließen, noch mehr hin zu den Leuten gehen, auch räumlich. Ein Stadtstudio in der Rathausgasse ist im Entstehen. „Dank einer Kooperation mit der NV können wir ab Dezember einmal als Pop-Up unser Studio hier einrichten.“ Dort will man in der Auslage spielen, um den Leuten das Gefühl zu geben, „das ist unser Sender!“

Neue Formate entstehen
Neue Formate sollen entwickelt werden, nächster großer Schwerpunkt wird die Gemeinderatswahl sein. „Dabei wollen wir aber nicht nur die Spitzenkandidaten zu Wort kommen lassen, wir machen auch einen City-Check zu großen Themenkomplexen.“ Experten werden mit ins Boot geholt, „die St. Pölten auf Herz und Nieren durchchecken.“ Hicker denkt am Wahlabend auch an eine Live-Berichterstattung aus dem Rathaus, mit Analysen und Talks. Hickers Philosophie eines Lokalsenders deckt sich dabei mit der seines Vorgängers: „Lokal-TV muss die großen Themen auf die lokale Ebene herunterbrechen. Wir wollen nicht über den Terroranschlag in Wien berichten, aber die Aufgabe unserer gut funktionierenden Redaktion wird sein, die Auswirkungen und Verbindungen zum Leben der Leute hier zu durchleuchten. Wir wollen uns auch in Zukunft aktiver einbringen, Themen setzen, die das Leben in der Stadt bereichern, nicht nur kritisieren, auch Wege aufzeigen oder Leute fragen, die Wege wissen.“ Hicker denkt ebenso an ein neues Kulturformat, „das durchkonzipiert ist, nicht nur Talk, das dem reichen Kulturleben der Stadt Platz bietet.“ Ob er da für seine Hobbys Angeln und alte Commodore-Computer sammeln Zeit bleiben wird? Rudolf Vajda weiß dazu sicher mehr.