MFG - Papa
Papa


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Papa

Text Tina Reichl
Ausgabe 03/2019
„Die Pubertät ist das Geschenk Gottes an die Eltern!“, hat mir meine liebe Freundin Uschi einmal verraten. „Denn da werden sie so deppert, dass du froh bist, wenn sie sich endlich schleichen!“ Was aber, wenn Eltern auf einmal flügge werden?
Aber beginnen wir ganz von vorne:Aufgewachsen in einer liebevollen Familie war ich die verwöhnte Prinzessin mit blondem Engelshaar par excellence. Mein Vater las mir jeden Wunsch von den Augen ab. Später traf ich meinen Prinzen und zog mit ihm in ein Schloss. Der Vater der Braut war dabei immer an meiner Seite. 
Und dann? Dann kam die Pubertät! Die Erwachsenen-Pubertät. Dem Vater sprossen neue Haare an den Augenbrauen und allgemein bemerkte ich immer öfter ein Lächeln auf den Lippen, das ich bis dahin nicht wahrgenommen hatte. Am Telefon war er kurz angebunden und nach einiger Zeit verriet er auch den Grund dafür! Die Prinzessin sollte eine neue Stiefmutter bekommen (Schrei-Emoji). Mein Papa kleidete sich neu ein, stürzte sich ins Liebesabenteuer und war nur mehr im Chat. Nicht mehr mir galten seine Love-Emoticons sondern Maria, seiner Angebeteten. Zuerst war ich ein bisschen eifersüchtig, wie es Frauen auf andere Frauen zu sein pflegen. Doch dann besann ich mich und betrachtete meinen Vater näher, wie glücklich er doch war und mit welch sanfter Stimme er zu sprechen pflegte. Und es fiel mir wie Schuppen von den Augen: Der Vater war in der „Papatät“. Das Geschenk Gottes an die Kinder. Denn da werden sie so deppert, dass du dich von ihnen lösen und auf eigenen Beinen dein Leben meistern kannst.